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„Schockstarre“: Auftragseingang am Bau mit schlechtestem Jahresstart seit 14 Jahren

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Wegen der hohen Zinsen trübt sich die Lage in der Bauwirtschaft weiter ein. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die Situation erinnert an die Finanzkrise 2009.

Wiesbaden - Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Januar 2023 eingebrochen. Im Vergleich zum Vormonat Dezember gingen die Aufträge um 5,8 Prozent zurück. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mit. Im Jahresvergleich fiel der Auftragseingang preisbereinigt um 21,0 Prozent. „Einen größeren Rückgang zum Jahresbeginn hatte es zuletzt im Januar 2009 gegeben“, erklärten die Statistiker.

Neben den steigenden Zinsen drücken auch höhere Baukosten auf die Nachfrage. „Die Investoren treten zu Jahresbeginn auf die Bau-Bremse“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. „Die starken Preis- und Zinssteigerungen haben die Verunsicherung weiter verstärkt.“ Die „Schockstarre“ müsse sich bald lösen, da die Auftragsbestände nicht mehr lange reichten, um die Unternehmen auszulasten.

Eine verlassene Baustelle: Die Aufträge in der Baubranche gehen im Januar zurück.
Eine verlassene Baustelle: Die Aufträge in der Baubranche gehen im Januar zurück. © Peter Steffen/dpa

Insbesondere im Wohnungsbau ging demnach auch der Auftragsbestand um preisbereinigt 9,3 Prozent stark zurück. „Dies war der erste Rückgang in dieser Bauart in einem Kalenderjahr seit 2009.“ Maßgeblich verantwortlich sind die stark gestiegenen Preise. Der Umsatz der Branche stieg im Januar im Vorjahresvergleich um 5,8 Prozent - preisbereinigt allerdings ging der Umsatz um 8,3 Prozent zurück.

Weniger Häuslebauer, aber Kaufpreise fallen

Erstmals seit Ende 2010 sanken die Preise für Wohnimmobilien im vierten Quartal 2022. Sie gingen nach den Angaben aus Wiesbaden um durchschnittlich 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zurück. Sinkende Preise waren demnach sowohl in den Städten als auch in ländlichen Regionen zu verzeichnen.

„Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein“, erklärte das Statistikamt. Über das ganze Jahr 2022 gesehen stiegen die Preise wegen starker Steigerungen in den ersten drei Quartalen allerdings um 5,3 Prozent. (AFP/rowa)

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