- 0 Kommentare
-
Fehler melden
schließen
- Weitere
- vonBernd Schossadowskischließen
Ein Traditionsgeschäft hat jetzt in Wrestedt seine Pforten geschlossen. Tanja Meyer hat die Lotto- und Poststelle aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Aber an anderer Stelle soll es weitergehen.
Wrestedt – Die drei Männer im Verkaufsraum wirkten alles andere als vertrauenswürdig. Zwei von ihnen standen beiläufig am Lotto-Tresen und widmeten sich den Rubbellosen. Wollten sie Renate Schmidt, die hinter dem Schalter stand, ablenken? Der dritte Mann hatte hingegen etwas ganz anderes im Sinn. „Der hat so offensichtlich auf meinen Tresor in der Ecke gestarrt. Da habe ich ganz schön gezittert“, erinnert sich Renate Schmidt. Auch wenn dieses Erlebnis schon lange her ist, wird ihr bei dem Gedanken daran noch immer etwas mulmig.
Fast 30 Jahre hat Renate Schmidt die Lotto-Annahmestelle an der Bahnhofstraße in Wrestedt geleitet. Ihre Tochter Tanja Meyer hat das Geschäft, in dem auch Tabak- und Schreibwaren, Zeitschriften, Süßigkeiten und Textilien verkauft wurden und später eine Postagentur samt Postbank hinzukam, 2015 übernommen. Doch vor wenigen Tagen war für Tanja Meyer Schluss. Aus gesundheitlichen Gründen musste die 51-Jährige das Traditionsgeschäft, dessen Räume sie von der Fleischerei Kudritzki gepachtet hatte, für immer schließen und ihre selbstständige Tätigkeit aufgeben.
Infopoint mit Post- und Lottostelle im Edeka
Geplant ist, dass die Post- und Lottostelle demnächst in den örtlichen Edeka-Markt umzieht. Im Eingangsbereich wird ein Infopoint eingerichtet, an dem Tanja Meyer als Angestellte arbeiten wird. Ihr ehemaliger Laden wird nun von Kudritzki als Lager genutzt. „Das gesamte Inventar habe ich inzwischen privat verkauft“, berichtet Meyer.
Trotz intensiver Bemühungen ist es ihr nicht gelungen, einen Nachfolger für ihr Geschäft zu finden. „Bewerber gab es schon. Doch die Scheu vor dem Neuen war wohl zu groß“, glaubt Tanja Meyer, die über die Schließung ihres Ladens sehr traurig ist. „Aber die Gesundheit geht einfach vor. Meine Tochter hat künftig mehr Ruhe und nicht mehr so viel Verantwortung“, sagt Renate Schmidt. Auch die Kunden bedauern die Schließung sehr. Zum Abschied gab es viel Zuspruch, Blumensträuße, Geschenke und Dankeschön-Karten.
„Der Laden ist super gelaufen. Es gab keine Tiefen, es ist immer nur nach oben gegangen“, erinnert sich Renate Schmidt voller Wehmut. Ihr inzwischen verstorbener Mann Dieter hatte den Lottoladen 1989 übernommen. Später kamen ein Ableger des Versandhändlers Quelle sowie die Annahmestelle für eine Wäscherei hinzu.
Im letzten Moment scheiterte der Betrug
Auch Auslandsüberweisungen über Western Union waren in dem Familiengeschäft möglich. Da dort oft größere Summen Bargeld verwahrt wurden, schaffte sich Renate Schmidt besagten Tresor an. Einmal bewahrte sie einen Kunden vor einer großen Dummheit. Der Mann erzählte im Laden, er habe viel Geld gewonnen. Damit es ihm ausgezahlt werden könne, müsse er zunächst 5000 Euro per Western Union überweisen. „Da wurde ich hellhörig“, sagt Renate Schmidt. Sie erkannte, dass der Mann einem Betrüger aufgesessen war, und riet ihm, die Polizei zu verständigen. Die sorgte dafür, dass die Gaunerei aufflog. „Der Mann kam später bei mir vorbei und hat sich herzlich dafür bedankt.“
Für Tanja Meyer und ihre Mutter endete der Vorfall mit den drei verdächtigen Männern übrigens glimpflich. Diese wollten den Laden offenbar für einen späteren Überfall ausspionieren. In einem weißen Mercedes mit gestohlenem Kennzeichen, wie sich später herausstellte, fuhren sie davon. Renate Schmidt verriegelte sofort die Ladentür und rief die Polizei. Die schnappte das Trio und beschlagnahmte das Auto.