Die Resolution fordert die Bundes- und auch die Landesregierung in Hannover auf, Druck in Richtung Europäische Kommission dahingehend zu machen, den Schutzstatus des Wolfes in Deutschland „unverzüglich (und künftig jährlich) regional differenziert zu überprüfen“. Ziel solle sein, mindestens für Niedersachsen festzustellen, dass es sich nicht mehr um eine gefährdete Art handele und dass der strenge Schutz nach der FFH-Richtlinie nicht mehr benötigt werde.
„Die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist passiert, geholfen hat es aber nicht. Vor drei Jahren hat in Berlin niemand bedacht, dass man wiederholt Wolfsübergriffe hat und niemand weiß, welches Rudel es denn überhaupt war. Der Bund sollte die regelhafte Bejagung möglich machen“, betonte Landrat Dr. Heiko Blume.
Die Botschaft müsse lauten: „Kümmert euch jetzt und nicht irgendwann. Wendet euch an Brüssel, damit etwas passiert“, so der Chef der Kreisverwaltung. Die Uelzener Erklärung sieht einen Abschussplan je Landkreis vor, nach dem die Bejagung des Wolfes in jener Zeit erlaubt werden soll, in der Welpen nicht auf ihre Mutter angewiesen sind.
Die Entnahme von „Problemwölfen“ solle darüber hinaus durch die Untere Naturschutzbehörde immer ohne großen Verwaltungsaufwand ermöglicht werden. Auch das Land solle eine Jagdzeit vorsehen, sobald der Bund den Weg dazu freigemacht habe. Und zudem sollten in Niedersachsen die Beratungsstrukturen für Wiedetierhalter verbessert, der Herdenschutz optimiert und die Verfahren zur Entschädigung entbürokratisiert wie beschleunigt werden, fordert der Kreistag.
Die Gruppe Grüne/Linke hatte einen Änderungsantrag eingereicht. „Ob der Wolf in Niedersachsen keine gefährdete Art mehr ist, muss fachlich bestätigt werden. Und es darf nicht sein, dass Regulierungen durch den Abschuss als einziger Lösungsansatz der Wolfsproblematik gesehen werden“, erklärt Katja Schaefer-Andrae, Gruppenvorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Grünen.
„Wir wollen mehr Beratung für Weidetierhaltende auf Kreisebene. Der Herdenschutz muss vom Land besser gefördert werden“, forderte sie im Änderungsantrag, an den die Gruppe ihre Zustimmung geknüpft hatte. „Wir sehen die Notsituation sowohl der Berufsgruppe als auch der Hobby-Tierhaltenden. Wir brauchen und unterstützen diese Form der ökologisch wichtigen Tierhaltung. Deswegen haben wir nach Übernahme unseres Änderungsantrages mehrheitlich zugestimmt“, erklärt Schaefer-Andrae.
Heiner Scholing (Grüne) stellte fest: „Ich habe persönlich noch von keinem Schafhalter gehört: ,Schießt sie ab!‘ Sondern: ,Kümmert Euch!‘ Diese Berufsgruppe will Lösungen und Sachlichkeit. Entscheidungen müssen nachhaltig und rechtssicher sein. Ein Rudel abzuschießen ist nicht rechtssicher.“
Der Uelzener Kreistag hatte im Februar 2017 als erster Landkreis Niedersachsens einen Sieben-Punkte-Plan zum Thema Wolf beschlossen. „Jetzt sind wir einmal mehr wie 2017 vor anderen Landkreisen unterwegs“, sagte Landrat Blume.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jan Henner Putzier forderte eine Informationsveranstaltung des Landkreises zum Umgang mit dem Wolf, kündigte aber auch an, parteiintern Formate dazu entwickeln zu wollen: „Wir müssen den gesellschaftlichen Diskussionsprozess weiterführen. Das Thema verdient eine breitere Debatte.“
Sein CDU-Pendant Stefan Hüdepohl sagte, dass sich seine Gruppe CDU/UWG/FDP „nach harten Diskussionen bis zur letzten Sekunde“ hinter die Resolution stellen könne. Jon Matz (CDU) lud wiederum Putzier direkt für Freitagabend zu einer Veranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten Henning Otte in die Deutsche Eiche nach Veerßen ein. Er sagte weiter: „Familien sehen ihre Zukunft vielleicht nicht hier auf dem Land, sondern in der Großstadt. Die ganze Wolfs-Romantik platzt wie eine Seifenblase, Bund und Land müssen jetzt handeln. Ja, wir wollen Wölfe haben, aber das muss ausgewogen sein.“
Heiko Senking (Grüne) nahm Bezug auf den Wolf, der vor wenigen Tagen durch Ebstorf getrabt war (AZ berichtete). „Das war der Tag, an dem mein Handy auf Mallorca laufen lernte. Ich war stundenlang mit den ganzen Mitteilungen beschäftigt. Ängste, Wut und Brisanz habe ich vorher noch nie so erlebt. Der Wolf ist bei uns. Wir müssen jetzt versuchen, nicht nur durch eine Resolution zeitnah eine vernünftige Lösung hinzubekommen. Dazu ist die Erklärung ein guter Startschuss“, so der Ebstorfer Bürgermeister.