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Ein Öko-Züchter in der Wolfs-Falle

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Von: Bernd Schossadowski

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Reinhard Dehrmann aus Bahnsen hat aus Angst vor dem Wolf seine Rinder vorzeitig in den Stall geholt. Nun sinkt sein Einkommen, denn er bekam vom Verein Neuland eine Vermarktungssperre. Foto: bs
Reinhard Dehrmann aus Bahnsen hat aus Angst vor dem Wolf seine Rinder vorzeitig in den Stall geholt. Nun sinkt sein Einkommen, denn er bekam vom Verein Neuland eine Vermarktungssperre. © Schossadowski

Bahnsen. Spaziergänger bangen um ihre Sicherheit, Eltern haben Angst um ihre Kinder, Weidetierhalter schlagen angesichts zunehmender Risse Alarm. Die Ausbreitung des Wolfes in der Region erfüllt viele Bürger mit großer Sorge.

Die wachsende Population des Raubtieres hat aber noch weitere Auswirkungen. Einer der Leidtragenden ist Landwirt Reinhard Dehrmann aus Bahnsen.

Er hält 120 Rinder und vermarktet sein Fleisch seit etwa zehn Jahren über den Verein Neuland, der sich für besonders tiergerechte Haltung einsetzt. Doch jetzt hat er Ärger mit Neuland, genauer gesagt mit dem Nachfolge-Unternehmen „Artgemäß“, das nach der Insolvenz der Neuland GmbH Produktvermarktung in Bad Bevensen gegründet wurde und mit Neuland einen Lizenzvertrag abgeschlossen hat. Der Grund für den Streit: Dehrmann hat seine Jungtiere im vorigen Herbst aus Angst vor dem Wolf vorzeitig in seinen Stall geholt. Deshalb hat ihn Neuland mit einer Vermarktungssperre belegt. Denn Dehrmann hat damit die Vorgabe des Vereins, dass die Tiere mindestens 100 Tage im Jahr auf der Weide stehen müssen, nicht erfüllt.

Seitdem könne er das Fleisch seiner Rinder nur noch an die Viehvermarktung verkaufen. Und die zahle ihm weniger Geld als Neuland. „Das beschert mir Mindereinnahmen von etwa 15.000 Euro“, beklagt der Landwirt. Doch er habe seine Tiere bewusst vorzeitig in den Stall geholt. Immer wieder habe er in der Nähe seiner drei Herden Wolfsspuren entdeckt. Zudem hätten Anwohner ihm von Wolfssichtungen berichtet.

Die ihm auferlegte Vermarktungssperre kann Dehrmann nicht nachvollziehen. Er wünscht sich aufgrund der Wolfsproblematik mehr Verständnis und eine Ausnahmeregelung von Neuland. „Es muss endlich was geschehen. Wir Weidetierhalter sind am Existenzminimum“, betont er.

Neuland sei grundsätzlich zu Ausnahmegenehmigungen bereit, sagt Vorstandssprecher Jochen Dettmer. Diese müssten Landwirte aber beantragen, bevor sie ihre Tiere in den Stall holen. Das habe Dehrmann nicht getan.

Von Bernd Schossadowski

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