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„Wir brauchen kein betreutes Lesen“

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Von: Norman Reuter

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Die Trassenvarianten bergen viel Konfliktpotenzial, das zeigt sich auch beim Dialogforum in Celle.
Die Trassenvarianten bergen viel Konfliktpotenzial, das zeigt sich auch beim Dialogforum in Celle. © dpa

nre/dpa Celle/Uelzen. Es sollte ein Dialog sein, in dem für die Frage der besseren Hafen-Hinterland-Anbindung von betroffenen Gemeinden, Verbänden und der Deutschen Bahn eine einvernehmliche Lösung gefunden wird, nachdem die Bahn umstrittene Varianten zur Y-Trasse vorgestellt hatte.

Gestern jedoch wäre das Forum Schiene Nord bereits bei seiner zweiten Sitzung in Celle fast im Streit um Gutachten und Experten geplatzt. Wie berichtet, liegt seit Dienstag unter anderem eine Kosten-Nutzen-Analyse zu den Trassenvarianten vor (AZ berichtete).

Die Teilnehmer des Dialogforums wollten vor einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit Gutachten sichergestellt wissen, dass es ein wirklicher Dialog auf Augenhöhe mit Bahn und Bund wird. Als einer der ersten Redner gestern Morgen forderte Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume einen externen Sachverständigen, der die Unterlagen bewertet. Vorher könne inhaltlich nicht in die Diskussion eingestiegen werden. Blume verlangte, dass auch die Vorstellung der Unterlagen erst dann erfolge, wenn Experten beauftragt wurden. Blume: „Wir brauchen kein betreutes Lesen.“

Das Forum folgte Blumes Antrag und kippte die Tagesordnung. Nach verwickelten Diskussionen und einer über einstündigen Unterbrechung sicherte auch das Landesverkehrsministerium die Finanzierung eines Experten zu, sodass das Dialogforum fortgesetzt werden konnte.

Immer wieder drehte sich das Gremium jedoch mit Fragestellungen im Kreis. Für Moderator Jens Stachowitz, der seit Jahren konfliktträchtige Projekte wie Kraftwerks- oder Gefängnisbauten begleitete, wurde es schwierig, die ausufernde Debatte zu kanalisieren. Dass die nach sechs Stunden noch immer andauernde unkonstruktive Debatte den Kommunen und Bürgerinitiativen am Ende eher schade, stellte eine Gemeindevertreterin schon am Vormittag fest: „Schießen wir uns damit nicht selbst ins Knie, wenn wir hier Zeit vertrödeln?“

Wenn nämlich das Forum zu keinem Kompromissvorschlag kommt, entscheidet der Bund alleine, wo künftig die Züge fahren.

Von Norman Reuter

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