Video-Chat mit dem Hausarzt

sh Uelzen/Landkreis. Wie kann die ärztliche Versorgung im Landkreis Uelzen, vor allem auf dem Land, in Zukunft gewährleistet werden? Diese Frage stellte sich auch Dr. Friedel Rennekamp.

Der Hausarzt ist seit 2011 der einzige in Wieren und denkt im Alter von 64 allmählich an seinen Ruhestand. Viele Wierener hatten befürchtet, dass es dann bald gar keinen Allgemeinmediziner mehr in ihrem Ort geben wird. Doch jetzt können sie aufatmen: Die 39-jährige Holländerin Dr. Elcke Bonsen, eine vor einiger Zeit nach Wieren gezogene Gynäkologin, macht bald eine Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin im Uelzener Helios Klinikum. Danach wird sie in der Praxis von Dr. Rennekamp arbeiten und in circa vier Jahren seine Nachfolge antreten. „Das ist ein überglücklicher Zufall“, freut sich Dr. Rennekamp.
So läuft es nicht überall, doch: „Es gibt Ansatzpunkte und Ideen, um die Gesundheitsversorgung auch in ländlichen Regionen wie dem Landkreis Uelzen nachhaltig zu sichern – mit all seinen Herausforderungen“, versicherte Prof. Dr. Martina Hasseler von der Ostfalia Hochschule jetzt in ihrem Vortrag bei der dritten Gesundheitskonferenz im Bad Bevenser Kurhaus.
Zu der Konferenz unter dem Motto „Die Gesundheitsversorgung im Landkreis nachhaltig gestalten“ waren rund 100 Teilnehmer – darunter sowohl medizinisches und pflegerisches Fachpersonal als auch interessierte Bürger – gekommen, um Projekte aus anderen Regionen kennenzulernen und neue auf den Landkreis Uelzen abgestimmte Ideen zu entwickeln.
Digitale Gesundheitsversorgung zog sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Vorträge. Landrat Heiko Blume betonte die Wichtigkeit des geplanten Glasfasernetzes, um die Gesundheitsversorgung im Landkreis nachhaltig gestalten zu können. Dies ermögliche eine funktionierende Telemedizin.
Dazu stellte Dr. Arno Schumacher vom Verein „Gesundheitsregion Euregio“ das Modellprojekt „Digitaler Hausbesuch“ vor. Patienten könnten vielleicht schon bald ihren Hausarzt per Videochat kontaktieren, der Besuch in der Praxis würde in vielen Fällen entfallen. Das wäre besonders für ältere Menschen, die nicht mobil oder gesundheitlich nicht in der Lage dazu sind, ihren Arzt persönlich aufzusuchen, eine Erleichterung. Bereits jetzt bieten viele Arztpraxen – wie auch die von Dr. Rennekamp in Wieren – telefonische Sprechstunden an.
Der Landkreis Uelzen hatte nicht nur Fachreferenten eingeladen, sondern auch Arbeitsgruppen eingerichtet, an denen sich die Teilnehmer beteiligen konnten. Erste Ergebnisse wurden schon während der Konferenz vorgestellt und sollen nun weiterentwickelt werden – zum Beispiel die Ideen, Übergänge von einer medizinischen Einrichtung in eine andere reibungsloser zu gestalten, Kapazitäten der Pflegestützpunkte auszubauen oder besondere Programme in der Ärzteausbildung einzuführen, um deren Verbleib auf dem Land zu erhöhen.
Heidrun Kofahl-Langmack vom Niedersächsischen Gesundheitsministerium versicherte, dass das Modellprojekt „Gesundheitsregionen in Niedersachsen“ weitergeführt wird. „Ich ermutige Sie, weiterhin Projektanträge zu stellen, obwohl der Landkreis Uelzen in diesem Jahr leider nicht berücksichtigt werden konnte“, so Kofahl-Langmack. Versorgungsabläufe aufeinander abzustimmen und somit zu optimieren werde in der Gesundheitsregion Uelzen vorbildlich praktiziert.