Jene, für die Autos ein Hobby sind, „polieren“ ihre Wagen optisch auf. Sie zeigen bei Fahrten auch, was sie besitzen. Polizeioberkommissar Sebastian Gruner sagt, es sei zu unterscheiden zwischen dem „Tunen“, also den Umbauten am Wagen, und dem „Posen“ – worunter Schaufahrten durch die Innenstadt oder das Aufheulen lassen von Motoren fallen. „Das sind Verhaltensweisen, die stören“, so Gruner.
Dieses Gebaren war es in der Hansestadt auch, das Diskussionen um die Szene losgetreten hat. Beschwerden häuften sich. Die Politik beschloss, dass die Marktstraßen an den Wochenenden im Sommer gesperrt werden, damit Gäste in den Außenbereichen der Gastronomien in Ruhe essen können. Im Polizeikommissariat ist jetzt auch eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die sich mit der „Szene“ befasst. Sie arbeitet mit Landkreis, Stadt und Amtsgericht zusammen. Denn: Schaufahrten finden immer noch statt. In benachbarten Straßen, wie Anlieger berichten.
Einer, der von sich sagt, er kenne 80 bis 90 Prozent der Szene, sieht sich und andere Fans von Autos an den Pranger gestellt. Der 20-Jährige hat sich bewusst an die AZ gewandt, weil nicht nur immer Polizei und Stadt gehört werden dürften. Im Gespräch redet er frei von der Leber weg, will deshalb aber seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Er selbst fährt ein VW-Modell, das bis 230 Stundenkilometer erreicht. „Und wenn ich die auf der Autobahn fahren kann, fahre ich die auch“, sagt er.
Er ärgert sich. Die Stadt habe erklärt, sie wolle das Gespräch mit der Szene suchen, sagt der 20-Jährige. Zu erleben sei aber, wie Polizisten kontrollierten. „Die sind scharf geworden auf das Thema.“ Die Stadtverwaltung erklärt auf Nachfrage, sie habe nach wie vor ein „hohes Interesse daran, mit der Gruppe ins Gespräch zu kommen“. Es gehe darum, Lösungsansätze zu entwickeln. Versuche, bei Kontakten einen Termin zu vereinbaren, seien aber bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Ansprechpartner bei der Hansestadt ist Volker Leddin: Telefon (05 81) 8 00 62 10, E-Mail volker.leddin@hansestadt.uelzen.de .
Unter den Polizisten sind selbst Fans von Fahrzeugen zu finden. Sebastian Gruner begeistert sich zwar nicht für Autos, aber für Motorräder. Bei der jüngsten Kontrolle vermag er es, bei vorbeifahrenden Motorrädern sofort Marken und Baujahre zu benennen. Er sieht, was passt und nicht. An der Albrecht-Thaer-Straße wird ein Motorradfahrer gestoppt. Das Vorderrad hat kein Profil mehr. „Das Motorrad bewegt sich nicht mehr von der Stelle!“, teilt Gruner dem Fahrer mit. Auf diesen kommt aber noch ganz anderes Ungemach zu. Er besitzt keine Fahrerlaubnis.
„Es geht um Verkehrssicherheit“, sagt Gruner. Im Blick haben die Polizisten aber auch Fahrzeuge, die wiederholt durch Uelzens Innenstadt fahren und damit zur Lärmkulisse beitragen. In der Straßenverkehrsordnung heißt es: „Bei der Benutzung von Fahrzeugen sind unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelästigungen verboten.“
Aber warum drehen überhaupt Motorrad- und Autofahrer ihre Runden in der Stadt? Wer sich für sein Auto begeistere, der wolle es auch fahren“, sagt der Szene-Insider. Aber man wolle auch nicht immer nur stumpf im Wagen sitzen. Also würden über Whatsapp Treffen vereinbart. „Dann fährt man mal zur Tanke, um was zu trinken zu holen.“ Damit habe man ja einen Grund für die Fahrt.
Ist es das aber wirklich? Der 20-Jährige räumt auf Nachfrage ein, dass auch schon mal Schutzbehauptungen formuliert werden und man in Kolonne fahre. „Es geht ums Sehen und Gesehen werden, nicht darum, die Leute mit Lärm zu belästigen. Wir wollen halt was machen. In Uelzen spielt sich ja nicht gerade die Welt ab“, so der 20-Jährige.
Der Hammerstein-Parkplatz in Innenstadtlage ist einer der beliebten Treffpunkte. Er ist abends gesperrt, damit er nicht zum Hotspot wird. Bei der jüngsten Kontrolle können die Polizisten beobachten, wie die Absperrbaken weggeschoben werden, wie im Nachgang Ralf Munstermann, kommissarischer Leiter des Polizeikommissariats, berichtet. Das sei klarer Vorsatz gewesen. Die Polizei hat die nächste Kontrolle bereits wieder geplant.