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Tarifflucht wird bei Uelzener Kundgebung als „Unsitte“ bezeichnet

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Von: Norman Reuter

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Jörg Radek, früherer Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, war gestern der Hauptredner bei der Kundgebung auf dem Herzogenplatz. Er sprach vor gut 300 Teilnehmern.
Jörg Radek, früherer Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, war gestern der Hauptredner bei der Kundgebung auf dem Herzogenplatz. Er sprach vor gut 300 Teilnehmern. © Reuter, Norman

Klare Ansagen vom Rednerpult: Der frühere Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, hat gestern bei der Kundgebung zum Tag der Arbeit in Uelzen die Bedeutung der Gewerkschaften für die Demokratie unterstrichen und zugleich rechtem Gedankengut eine Absage erteilt. Er forderte auch eine Arbeitszeit, die zum Leben der Menschen passe.

Uelzen – Zur Kundgebung eingeladen hatte der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB); auf dem Herzogenplatz waren aber unter anderem auch die IG Metall, die GdP, die Jusos oder der SoVD mit Ständen vertreten. Etwa 300 Besucher fanden den Weg zur Kundgebung.

Der gebürtige Uelzener Jörg Radek, der auch seine Ausbildung in der Hansestadt absolvierte und dann in den Polizeidienst wechselte, erinnerte daran, dass vor 90 Jahren die Nazis nach der Machtergreifung als erstes die Gewerkschaftshäuser stürmten. „Sie wussten, dass von den Gewerkschaften eine Bewegung gegen Hass und für Demokratie ausgehen kann“, so Radek. „Gewerkschaften sind die stärkste Wurzel der Demokratie und ein wichtiger Teil unserer Geschichte“, zitierte er den früheren Bundespräsidenten Richard von Richard von Weizsäcker. 70 Jahre Frieden und bescheidener Wohlstand der Menschen seien das Ergebnis von Demokratie. Populisten und Extremisten dürfe das Feld nicht überlassen werden.

Fachkräfte- und Wohnungsmangel, so Radek, gebe es nicht erst seit den letzten drei Jahren, in denen Corona und der Krieg in der Ukraine die bestimmenden Themen gewesen seien. Diese besonderen Zeiten hätten die Schwachstellen ausgeleuchtet. Es habe sich unter anderem gezeigt, dass es keine gute Idee sei, aus der Pflege Kapital schlagen zu wollen, so der frühere GdP-Frontmann. 300 000 Menschen würden in die Pflege zurückwollen – aber zu vernünftigen Bedingungen. Dazu zählt er auch die Arbeitszeit. Es gelte weiterhin: „Wir arbeiten zum Leben. Und leben nicht zum Arbeiten. Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum Leben der Menschen passen.“

Auch Bürgermeister Jürgen Markwardt sowie der stellvertretende Landrat Jörg Hillmer (CDU) sprachen bei der Kundgebung. Aus der Wirtschaft ergriff Olaf Perau das Wort. Er ist Betriebsratsvorsitzender in der Uelzener Firma Winkelmann. Er bezeichnete die Tarifflucht von Unternehmen als „Unsitte“. Sie lasse den Respekt vor der Arbeit der Menschen in den Betrieben vermissen. Was als Kostenersparnis von Unternehmen gedacht sei, räche sich: Durch die Tarifflucht würden Mitarbeiter unterschiedlich bezahlt, darunter leide das Klima. Deshalb kämpften aktuell zwei Uelzener Unternehmen wieder für eine Tarifbindung. Wie Perau der AZ sagte, handele es sich um Winkelmann als auch um Elmess.

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