„Ja, das können wir bestätigen, diese Säfte gibt es derzeit nicht auf dem Markt“, erklärt Stephan Krauß von der Apotheke am Hambrocker Berg. Zwar gebe es noch Restbestände, doch auch die seien bald aufgebraucht.
Der Apotheker warnt jedoch ausdrücklich vor Panikkäufen: Weder bei Paracetamol noch bei Ibuprofen komme es zu Engpässen, es seien lediglich die Säfte, die nicht lieferbar seien. Eine gute Alternative seien Zäpfchen – „auch, wenn das vielleicht nicht jedermanns Lieblingsmethode ist“, sagt Krauß.
Er erklärt außerdem: „Im Prinzip kann jede Apotheke den Saft selbst herstellen“. Doch das sei keine dauerhafte Lösung, denn eine solche Flasche würde ein Vielfaches vom marktüblichen Preis kosten. Aus den vorhandenen Tabletten müsste dafür in Handarbeit eine Suspension hergestellt werden.
Ähnlich äußert sich auch Ralf Meinheit, Inhaber der Adler-Apotheke. Schmerz- und Fiebersäfte für Kinder seien derzeit im Handel nicht zu bekommen. „Doch wenn ein Kinderarzt der Meinung ist, dass ein solcher Saft die einzige Möglichkeit ist, dann machen wir das auch.“ Preislich liegt dieses Medikament dann aber bei etwa 30 Euro – im Gegensatz zum durchschnittlichen Preis von drei Euro. Da seien Zäpfchen eindeutig die günstigere Variante. Für ältere Kinder gebe es außerdem Tabletten oder Granulate, die sich im Mund auflösten.
Stephan Krauß erwartet eine Entspannung der Lage in ein paar Monaten. Er habe kürzlich bei einem Hersteller angefragt. Dieser habe ihm zugesichert, dass es im Laufe des Augustes wieder zu Lieferungen an den Großhandel komme, von wo aus sie auf gewohntem Weg zeitnah in die Apotheken verteilt werden.
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird der Versorgungsengpass bei paracetamol-haltigen Fiebersäften für Kinder voraussichtlich bis Herbst andauern. Hintergrund des Versorgungsengpasses sei der Marktrückzug eines Herstellers. Es gab bislang nur zwei Hersteller in Deutschland, die die Säfte für Kinder produzierten, sodass dieser Wegfall nun deutlich spürbar ist.
Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung angibt, kam es durch die Unterversorgung mit paracetamol-haltigen Fiebersäften auch zu einer vermehrten Nutzung von alternativen Mitteln wie Zäpfchen, aber auch von anderen Wirkstoffen wie Ibuprofen. Möglicherweise komme es hier zu längeren Wartezeiten. Die Firma Ratiopharm hat nun Produktionssteigerungen für seinen Paracetamol-Saft angekündigt.