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Nach 144 Tagen: Im Uelzener Badue wird wieder geschwommen

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Von: Norman Reuter

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Alexandra Drögemüller hat die Schwimmer im Blick.
Alexandra Drögemüller, Fachkraft für Bäderbetriebe, hat die Schwimmer im Blick. © Reuter, Norman

Nach 144 Tagen öffnet gestern, Mittwoch, 1. Februar, das Badue in Uelzen wieder. Die Frühschwimmer freut´s. Darauf haben sie gewartet. Schon vor 6 Uhr am Morgen steht der Erste vor der Tür.

Uelzen – Bevor sie die nächste Bahn zieht, ist es ihr ein Bedürfnis, den Satz loszuwerden: „Ich freue mich wie ein Kind“, sagt Dorothee Kaufmann. Für ihre Halswirbelsäule, die ihr Schwierigkeiten bereite, sei das Schwimmen wohltuend. Kaufmann gehört gestern am Morgen zu den Ersten, die ins Schwimmerbecken des Badue steigen.

Nach 144 Tagen hat es erstmals wieder geöffnet. Geschäftsleitung und Aufsichtsrat der Stadtwerke Uelzen, sie unterhalten das Badue, beschlossen im Herbst, dass es zunächst keine Hallenbad-Saison geben solle. Begründet wurde der Schritt mit den knappen Gasressourcen; auch die hohen Energiepreise wurden angeführt.

Bei Stefan Dening gehört das Schwimmen zum Leben. Mit etwa einem Dutzend Frühschwimmer steht er gestern um 6.15 Uhr am Bad-Eingang, um Einlass zu bekommen. Der erste kam sogar vor sechs. Anfangs, sagt Dening, habe er dafür Verständnis gehabt, dass das Badue geschlossen wurde. Doch seine Akzeptanz schwand mit der Zeit, wie er schildert: Als nach und nach klar geworden sei, dass in anderen Städten ungeachtet der erwarteten Gasmangellage Bäder und Saunen offen bleiben würden, habe er sich schon gefragt, warum in Uelzen ein anderer Weg eingeschlagen worden sei, sagt Dening.

Für den Betrieb des Bades werden in einem „mittelkalten Wintermonat“ zwischen 25 000 und 35 000 Kilowattstunden an Gas am Tag benötigt, so die Auskunft der Stadtwerke auf AZ-Nachfrage. Der Verbrauch variiere je nach den Witterungsbedingungen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Gasverbrauch des Badue pro Tag entspricht grob dem jährlichen Gasbedarf von ein bis zwei kleineren Einfamilienhäusern.

Dass der Betrieb des Bades gestern wieder anläuft, erklären die Stadtwerke damit, dass die Bundesnetzagentur für die letzten Wintermonate Entwarnung hinsichtlich der Gasreserven gegeben hat. Gleichwohl ist nicht das ganze Bad zu nutzen: Das Außenbecken und die zugehörige Wasserrutsche sind gesperrt. Eine gezogene Wärmeschutzwand zum Außenbecken – mit Meeresmotiven bemalt – soll verhindern, dass das Bad unnötig auskühlt.

Die Schließzeit wurde genutzt, um Lampen im Bad mit LED-Leuchten auszustatten, um so auch Energie zu sparen.

Alina Hermstrüwer, Fachangestellte für Bäderbetriebe im Badue, sah sich während der vergangenen vier Monate mindestens einmal pro Tag mit der Frage konfrontiert, wann denn wieder der Hallenbadbetrieb aufgenommen würde, wie sie gestern sagt. Die Menschen zeigten sich auch deshalb ungeduldig, weil das Badue bereits wegen der Corona-Pandemie vorübergehend geschlossen worden war. 70 Tage waren es seinerzeit. Jetzt fehlten einmal mehr in Uelzen die Möglichkeiten zum Schwimmen und für den Schwimmunterricht der Schulen.

Die Bildungseinrichtungen wichen aus, sofern möglich: nach Ebstorf, Bad Bevensen und Sprakensehl. Mit der Wieder-Eröffnung kehren sie ins Badue zurück. Vormittags ab 9.45 Uhr bis in den Mittag hinein ist das Badue nun stets für den Schwimmunterricht reserviert.

Alina Hermstrüwer berichtet, kaum seien zur Vorbereitung der Wieder-Eröffnung die Mails für Belegungszeiten herausgeschickt worden, hätten die ersten Rückmeldungen das Badue-Team erreicht. Fortan erfolgen Buchungen über ein Online-System.

Es ist der SPD-Ratsherr Jörg Kramer, der während der jüngsten Sitzung des Schulausschusses der Hansestadt wissen will, wie viele Grundschulkinder womöglich aufgrund des geschlossenen Badue in den zurückliegenden Monaten keinen Schwimmunterricht erhielten und wann, sofern vorhanden, Rückstände aufgeholt werden könnten. Die Stadt kann in der Sitzung ad hoc keine Antwort geben, auch auf AZ-Nachfrage bleibt die Lage zunächst unklar. Eine Auskunft der Schulen zu den aufgeworfenen Fragen liege noch nicht vor, heißt es aus dem Rathaus.

Gut zehn Tage Vorlauf waren nötig, um das Badue wieder in Gang zu bringen: Etwa 2 800 Kubikmeter Wasser wurden in die Becken gelassen und aufbereitet, heißt: Mit Chlor versetzt und auf Temperatur gebracht. Das Schwimmerbecken erreicht mit 27 Grad das übliche Temperatur-Niveau.

Zur Wieder-Eröffnung gestern kommt auch Emil Marschner. 88 Jahre ist er alt und besucht das Badue, seitdem es existiert, wie er erzählt. 45 Jahre seien es wohl, die er es nutze. Jetzt will er wieder täglich kommen. Das hat sich auch Stefan Dening vorgenommen. Bevor er mit Zug zur Arbeit fährt, will er seine Runden drehen. In der Zwischenzeit behalf er sich mit dem Laufen. 13, 14 Kilometer legte er dabei stets zurück. Wasser ist aber sein Element. Als er gestern aus dem Becken steigt, sagt er: „Die Sucht ist schon wieder da.“

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