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Mit 80 noch Nachtelfe

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Von: Michael Koch

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Seit mehr als sieben Jahren begeistert von dem Online-Rollenspiel-Epos: Rita Naurath aus Eimke spielt regelmäßig „Word of Warcraft“. Für sie ist es nicht nur Entspannung, sondern zugleich auch ein prima Gedächtnistraining, sagt sie.
Seit mehr als sieben Jahren begeistert von dem Online-Rollenspiel-Epos: Rita Naurath aus Eimke spielt regelmäßig „Word of Warcraft“. Für sie ist es nicht nur Entspannung, sondern zugleich auch ein prima Gedächtnistraining, sagt sie. © Ph. Schulze

Eimke/Azeroth. Mit ihrer Nachtelfe Atir samt fliegendem Reittier taucht Rita Naurath auch heute noch regelmäßig in die „World of Warcraft“ (WoW) ein. „Meist zwischen Abendbrot und Fernsehen“, sagt sie.

Rita Naurath aus Eimke ist eine von mehr als acht Millionen WoW-Spielern weltweit. Was daran so besonders ist? Rita Narauth ist 80 Jahre alt und gehört damit zu den wahrscheinlich ältesten Fans des Online-Rollenspiels.

„Pandaria finde ich echt niedlich“, sagt die Rentnerin. Damit meint sie die Spielwelt Pandaria, die mittlerweile vierte Erweiterung des Hauptspiels. Wie der Name erahnen lässt, sind dort Pandas die Ureinwohner – niedlich und kampfstark.

Entweder allein oder auch mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter spielt Rita Naurath. „Über Skype sprechen wir miteinander“, beschreibt die 80-Jährige den Spielverlauf. Das habe schließlich den Vorteil, dass man sich Nachrichten nicht langwierig tippen müsse. „Skype ist wie telefonieren.“

Über den Rand ihrer Brille blickt Rita Naurath gebannt auf den Flachbildschirm. „Ich muss mich schon darauf konzentrieren, was ich mache. So schnell wie die jungen Spieler bin ich nicht“, weiß die versierte Frau. Aber hektisch zugehen muss es bei ihr auch gar nicht. „Ich finde es toll, dass ich machen kann, was ich will.“ Sei es Angeln, Aufgaben lösen und dafür Goldstücke und Belohnungen bekommen, oder einfach nur die fantastische Welt zu erkunden. „Das ist für mich Entspannung.“

Bei ihrem Sohn in Berlin hat Rita Naurath WoW zum ersten Mal gesehen und war „begeistert“. Vor mehr als sieben Jahren bekam die Rentnerin dann ein sechsmonatiges Abo für das Spiel zu Weihnachten geschenkt. Das Eintauchen in die epische Welt mit Orcs, Magiern, Monstern, Zwergen und vielen weiteren Wesen mehr – für Rita Naurath eine Faszination. „Es ist die Vielseitigkeit, die mich begeistert“, schwärmt sie.

„Mehr als eineinhalb Stunden am Tag spiele ich aber nicht“, betont Rita Naurath. Auch verzichte sie auf das Duellieren mit anderen Spielern. Das sei ihr zu hektisch. Mit Monstern allerdings – diese werden in der virtuellen Welt vom Computer gesteuert – legt sich die rüstige Rentnerin schon gerne mal an, wenn es sein muss. Ansonsten wirft Rita Naurath die Angelrute aus, fischt in virtuellen Bächen die Bestände leer oder sammelt am Wegesrand Kräuter. „Manchmal schaue ich mich auch in Höhlen ein wenig um.“

Natürlich weiß auch die rüstige Eimkerin, dass man alles in Maßen genießen sollte: „Auch WoW.“ Richtig sei, dass Onlinespiele süchtig machen können. „Dem können Eltern entgegenwirken“, weiß die Seniorin. So gebe es die Möglichkeit, die Spieldauer einzustellen.

WoW sei für sie mehr als nur ein Spiel, sagt Rita Naurath. „Es ist Gedächtnistraining.“ Die linke Hand bedient die Tastatur, die rechte die Maus. „Da werden beide Gehirnhälften gefordert“, unterstreicht die 80-Jährige und spricht auch im Bekanntenkreis von ihrem Hobby. Aber nur WoW? „Das wäre langweilig“, sagt sie. Handarbeiten, Kartenspielabende und die Mitarbeit beim Eimker Gemeindeboten – alles Tätigkeiten, die die Rentnerin zusätzlich und gerne macht. Auch liebt sie es zu lesen. „Ich freue mich jedes Mal auf den Bücherbus“.

Bei der Frage, ob sie anderen Spielern verrät, wie alt sie sei, muss sie lächeln: „Einmal wollte das ein vielleicht 14-Jähriger von mir wissen“, erinnert sich die Eimkerin. „Ich sagte ,ziemlich alt‘“. „Dann bist du sicher schon 30“, antwortete daraufhin der Jugendliche. „Das war einfach nur süß.“

Von Michael Koch

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