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Heiner Guevarra erlebt Trauer und Freude in türkischen Erdbeben-Trümmern

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Von: Lars Becker

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Trümmerberge in Kirikhan in der türkischen Provinz Hatay: Heiner Guevarra aus Uelzen und seine Kollegen gingen von der Ankunft bis zum Rückflug an psychische und physische Grenzen.
Trümmerberge in Kirikhan in der türkischen Provinz Hatay: Heiner Guevarra (links) aus Uelzen und seine Kollegen gingen von der Ankunft bis zum Rückflug an psychische und physische Grenzen. © Privat

Der Holdenstedter Heiner Guevarra ist am Montag vom Einsatz als ehrenamtlicher Katastrophenhelfer für die Hilfsorganisation ISAR Germany im türkischen Erdbebengebiet zurückgekehrt. In der Provinz Hatay mussten Guevarra und alle anderen Helfer neben den psychischen und physischen Anstrengungen auch noch mit der eisigen Kälte umgehen. 

Uelzen/Kirikhan – Heiner Guevarra, Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Uelzen, ist am Montag vom Rettungseinsatz in der vom Erdbeben betroffenen türkischen Provinz Hatay zurückgekehrt. Vor einer Woche – etwas mehr als 24 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion – hatte der Holdenstedter als ehrenamtlicher Katastrophenhelfer für die Hilfsorganisation ISAR Germany (International Search and Rescue/deutsch: Internationale Suche und Rettung) das Einsatzgebiet erreicht.

„Kirikhan in der Region Hatay ist besonders stark betroffen, konnte jedoch noch nicht viel Hilfe bekommen“, hatte Heiner Guevarra der AZ kurz nach seiner Ankunft in der Türkei berichtet. Im Sommer 2021 war der Uelzener für rund zweieinhalb Wochen in Haiti gewesen, wo ebenfalls ein Erdbeben für unsägliches Leid gesorgt hatte. Nur wenig später hatte er dann geholfen, auf den Philippinen – in der Heimat seiner zweiten Frau – ein Covid-Krankenhaus zu errichten.

Sonderflug von Köln-Bonn nach Gaziantep

Diesmal ging es mit einem Sonderflug von Köln-Bonn aus nach Gaziantep und weiter ins Katastrophengebiet an der Mittelmeerküste – zusammen mit sieben Rettungshunden und Hundeführern des Bundesverbandes Rettungshunde. Für ISAR waren neben Heiner Guevarra 34 weitere Katastrophenretter dabei. Koordiniert wurde der Einsatz aus einem Informations- und Lagezentrum in Hünxe (Kreis Wesel/NRW).

Unmittelbar nach dem Eintreffen in Kirikhan begaben sich der Uelzener und seine Kollegen an die schwere Arbeit. An einem Gebäude hatten türkische Retter Rufe und Klopfzeichen wahrgenommen. Das ISAR-Team arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter durch die Trümmer vor – die Einsturzgefahr immer vor Augen.

Hunde schlagen in den Trümmern an

Und es gab tatsächlich Lichtblicke inmitten von Trümmern, Not und Leid: Die verschüttete Frau wurde lebend geborgen. Und rund 50 Stunden nach dem Erdbeben wurden ein 16-jähriger Junge und eine weitere Frau befreit. Während die Frau durch Rufe auf sich aufmerksam gemacht hatte, war der Jugendliche durch den Einsatz von Ortungstechnik lokalisiert worden. Zuvor hatten zwei Rettungshunde an den Trümmern angezeigt.

„Es ist eine sehr belastende Situation gewesen. Dazu kommt die Kälte, die nachts im Minus-Bereich gelegen hat. Das war kein einfacher Auftrag“, resümierte Heiner Guevarra. Nach über 50 Stunden war von ihm und den anderen Helfern endlich die Türkin Zeynep geborgen worden. Vermeintlich in stabilem Zustand wurde sie in ein Krankenhaus gebracht, wo sie in der Nacht starb. Das Team der ISAR-Retter traf diese Nachricht schwer.

Und doch musste die psychisch wie physisch schwere Arbeit weitergehen – bis zum Rückflug nach Deutschland.

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