ØLZN: Dieses Kunstwort sollte Ausdruck eines skandinavische Lebensgefühls sein. Øl (gesprochen Ül) ist die dänische Vokabel für Bier. Mit dem ZN am Ende entstand eine Art Hommage an die Heimat Uelzen. Produziert wurde handwerklich im CraftZentrum Berlin in Spandau.
„Das waren wirklich drei schöne Jahre. Es hat Spaß gemacht. Das war aber kein gewinnorientiertes Hobby – und irgendwann dann einfach zu teuer und zu anstrengend“, sagt Helge Neidhardt. Er erläutert, dass durch den Ukraine-Krieg die Rohstoffpreise deutlich gestiegen seien. Die Brauerei-Miete und die Produktionskosten in der Hauptstadt stiegen auch – nicht aber die Einnahmen. „Wir konnten unsere höheren Kosten nicht an den Kunden weitergeben, weil wir mit etwa zwei Euro brutto pro Flasche im Markt schon teuer waren. Der Uelzener ist von Jever, Becks und Co. viel niedrigere Preise gewöhnt.“
Die Corona-Pandemie tat ihr Übriges: Nicht nur das geplante eigene Bierfest auf dem Herzogenplatz im Jubiläumsjahr der Stadt 2020 fiel aus, sondern viele weitere Veranstaltungen. Und damit fehlte Neidhardt, Brinckmann und Warnecke nach dem Stadtfest 2019, als sie aus einem mit Liebe umgebauten VW T3 heraus drei Tage lang verkauft hatten, eine gutfrequentierte Veranstaltung, bei der sie mit Bier-Freunden ins Gespräch kommen konnten.
„Bei uns war noch Leben im Produkt gewesen, weil es weder pasteurisiert noch homogenisiert war – also nicht totgekocht. Der Geschmack verändert sich mit der Zeit. Deshalb müssen wir viel erklären über deutlich mehr Zutaten im Bier und auch den Preis, um dann ein Feedback zu kriegen. Das alles hat gefehlt. Das Bier stand quasi nur noch zum Verkauf im Laden“, weiß Neidhardt. In der Kneipen-Szene ließ sich der Absatz auch nicht erhöhen, weil die Wirte allesamt in Verträgen mit Brauereien stecken. Es kamen also unterm Strich viele Dinge zusammen, die sich nicht ändern ließen. Damit war das Schicksal von ØLZN besiegelt.
2018 sei es die Vision des Trios gewesen, eine eigene Brauanlage in Uelzen aufzubauen. „Wenn jemand das Geld für eine solche Anlage etwa in der Innenstadt hätte, wäre das für die Stadt toll“, meint Helge Neidhardt noch immer. „Der Name ist cool, der bleibt. Die Idee auch. Vielleicht in zehn Jahren gibt es ØLZN wieder. Zuletzt war es ein zähes Hobby geworden. Über einen langen Zeitraum konnten wir uns darauf einstellen – vielleicht kann ich heute deshalb so sachlich drüber sprechen. Aber natürlich war das für uns traurig.“