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Ruf nach Verschärfung des Waffengesetzes ärgert Uelzener Schützen

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Von: Lars Becker

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Nach Amoklauf in Hamburg mit mehreren Toten und Verletzten
Grablichter stehen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf. Nach dem Amoklauf fordert die Politik eine Verschärfung des Waffengesetzes - in den Augen der Uelzener Schützen vorschnell, ohne in diesem tragischen Fall alle Hintergründe zu kennen. © Christian Charisius/dpa

128 Delegierte und Gäste kommen zur Jahresversammlung des Kreisschützenverbandes Uelzen. Dabei wird Unmut laut über die Politik, die nach dem Amoklauf von Hamburg eine Verschärfung des Waffengesetzes fordert.

Kallenbock – „Endlich wieder ein Delegiertentag in Präsenz. Nach drei Jahren sind alle Beschränkungen gefallen, wir können Schieß- und Veranstaltungsbetrieb uneingeschränkt durchführen“, freute sich Jörg Martens, Präsident des Kreisschützenverbandes (KSV) Uelzen, bei der Jahresversammlung im Kallenbrocker Schützenhaus. 128 Delegierte und Gäste aus der Politik waren dabei.

Martens und viele Schützen bedrückt aktuell der Amoklauf von Hamburg mit den entsprechenden Folgen: „Den Opfern und ihren Angehörigen gilt unser Mitgefühl und Beileid“, sagte Martens, kritisierte aber gleichzeitig, dass die Politik sofort nach einer Verschärfung des Waffenrechts rufe, ohne die Hintergründe zu kennen. Es solle sich um einen Sportschützen handeln, der legal im Besitz einer Waffe war. Es gab Hinweise auf eine psychische Erkrankung, eine Überprüfung hatte aber keine Folgen.

Waffenbehörden leiden unter Personalmangel

„Wir Schützen stehen hinter allen Maßnahmen, die verhindern, dass Terroristen, Demokratiegegner oder eben auch psychisch Kranke in den Besitz von Schusswaffen kommen“, machte Martens unmissverständlich klar. Was aber ärgere sei, dass die letzte und vorletzte Änderung des Waffenrechts noch nicht vollständig umgesetzt seien, die Unteren Waffenbehörden unverändert unter Personalmangel leiden würden und somit Kontrollen nur stichprobenartig durchgeführt werden könnten.

Bereits jetzt werde die nächste Änderung von der Politik geplant, ohne dass begleitende Maßnahmen – zum Beispiel die bessere personlle Ausstattung der Waffenbehörden – erfolgten. Der KSV-Präsident appellierte an die Schützen, wachsam zu sein, wenn jemand eine Waffe erwerben wolle. Wenn es Hinweise auf eine entsprechende Denke gebe, müsse dies der Waffenbehörde mitgeteilt werden.

38 Vereine mit 3570 Mitgliedern im KSV

Zurück zur Entwicklung des Kreisverbandes: 2022 haben zwei Vereine ihren Austritt erklärt. Der KSV verlor dadurch 51 Mitglieder. Derzeit besteht er aus 38 Vereinen und Gilden mit insgesamt 3570 Mitgliedern, davon sind 478 Jugendliche.

Derzeit sind viele Posten im erweiterten Präsidium und bei den Referenten unbesetzt. Besonders im Schießsport hapert es. „Wenn es uns nicht gelingt, die Vakanzen zu verringern und die Arbeitsbelastung zu mindern, werden wir die Leistungen des Kreisschützenverbandes weiter reduzieren müssen“, unterstrich Martens. Dann werde es keine Kreismeisterschaften mehr geben. „Bitte schaut in eurem Umfeld oder überlegt, ob ihr nicht selbst Zeit erübrigen könnt, einzelne Aufgaben im Kreisschützenverband zu übernehmen“, warb Martens um Unterstützung.

In der Delegiertentagung wurden zahlreiche Ehrungen vorgenommen. Für die musikalische Untermalung sorgte die Spielgemeinschaft Melzingen/Oldenstadt.
In der Delegiertentagung wurden zahlreiche Ehrungen vorgenommen. Für die musikalische Untermalung sorgte die Spielgemeinschaft Melzingen/Oldenstadt. © Walter Manicke

Corona-Einschränkungen gebe es beim Schießsport nicht mehr, erklärte Kreissportleiter Jörn Leuschner, der 2022 signalisiert hatte, als Schießsportleiter nicht weiter zur Verfügung zu stehen. Im Bereich der Ausbildung bleibt er dem KSV erhalten. Die Kreismeisterschaft konnte aus genannten Gründen nicht ausgeschrieben werden. Der KSV habe sich entschlossen, dass die Vereine Qualifikationsergebnisse ihrer Sportler melden könnten. Damit sei es möglich, bei Landes- und Deutscher Meisterschaft starten zu können.

Von einer soliden Kassenlage berichtete Schatzmeisterin Maren Leuschner. Zwar wurde ein Minus erwirtschaftet, doch das konnte aus der Rücklage gedeckt werden.

Zu KSV-Ehrenmitgliedern wurden Gudrun Przybilla, Peter Tiede und Anette Scharnhop (von links) ernannt.
Zu KSV-Ehrenmitgliedern wurden Gudrun Przybilla, Peter Tiede und Anette Scharnhop (von links) ernannt. © Walter Manicke

Bei den Wahlen wurde Präsident Jörg Martens mit überwältigender Mehrheit ebenso bestätigt wie Kreisdamenleiterin Sabine Lange. Neu ins Präsidium gewählt wurde Kreismusikleiter Michael Pohl. Nicht besetzt werden konnten das Amt der Vize-Präsidentin und des Kreissportleiters. In den Ehrenrat gewählt wurden Wolfgang Meier, Rainer Welke und Hans-Heinrich Busse.

Die ausgeschiedene Vize-Präsidentin Anette Scharnhop, Mitglied des Präsidiums seit 2003, wurde zum Ehrenmitglied des KSV ernannt, ebenso Gudrun Przybilla, sei 1999 stellvertretende Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. Auch Peter Tiede wurde eine entsprechende Urkunde überreicht. Er war bereits 2022 zum Ehrenmitglied ernannt worden.

Ehrungen des Kreisschützenverbandes Uelzen

60-jährige Mitgliedschaft: Ehrenpräsident Friedrich Wollbrandt (SV Soltendieck); Bronzene Ehrennadel des KSV: Gertrud Körding (SK Kirch-/Westerweyhe), Vanessa Bautsch-Ludolfs (SG Weste) und Hans-Hermann Zetsche SC Eddelstorf); Silber: Volker Lange (Schootenring Hösseringen) und Friedhard Bartnik (Vorderladerschützen); Bronze-Nadel NSSV (Niedersächsischer Sportschüzen-Verband): Uwe Seehafer (SG Bienenbüttel), Stephan Koch (SG Oldenstadt) und Ulrich Bohl (SV Jelmstorf); Silber: Timo Schwarz (SV Emmendorf), Helmut Niemeyer (PSKU Uelzen) und Ulrich Kaatz (SG Oldenstadt); Gold: Axel Schulz (SV Zahrenthien); NSSV-Damenspange: Brigitte Latzko (SG Wellendorf); Meisterschützenabzeichen Sportjahr 2022: Reiner Steenbuck (SV Jastorf).

von Walter Manicke

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