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Kein „Welpenschutz“ : Ministerin Staudte muss beim Bauernverband Kritik kontern

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Von: Lars Becker

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Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte erhielt aus der Hand des für drei weitere Jahre im Amt bestätigten BVNON-Vorsitzenden Thorsten Riggert regionale Spezialitäten überreicht. Zuvor gab‘s aber auch viel Kritik in Richtung Politik.
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte erhielt aus der Hand des für drei weitere Jahre im Amt bestätigten BVNON-Vorsitzenden Thorsten Riggert regionale Spezialitäten überreicht. Zuvor gab‘s aber auch viel Kritik in Richtung Politik. © Lars Becker

Agrarministerin Miriam Staudte war zu Gast bei der Kreisversammlung Uelzen des Bauernverbandes Nordostniedersachsen. Die Landwirte machten ihrem Unmut über Fehlentwicklungen in der Branche Luft – von „Welpenschutz“ für die Neue keine Spur.

Uelzen/Landkreis – Weil der Terminkalender von Miriam Staudte rappelvoll ist, findet die Kreisversammlung Uelzen des Bauernverbandes Nordostniedersachsen (BVNON) ausnahmsweise kurzfristig an einem Freitagabend und nicht wie sonst vormittags statt. Tische und Stühle im Saal im Hotel Deutsche Eiche reichen für den Ansturm der Mitglieder und Gäste zunächst nicht aus. „Es ist schön voll geworden. Das Interesse an unserer Arbeit und das an der neuen Ministerin freut uns sehr“, sagt der BVNON-Vorsitzende Thorsten Riggert in seiner Begrüßung.

Seit drei Monaten ist Staudte (Bündnis 90/Die Grünen) erst niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. „Welpenschutz“ hat sie deshalb bei den heimischen Landwirten nicht. Eigentlich hat sie nur eine Stunde Zeit mit nach Uelzen-Veerßen gebracht – ihr Gastvortrag wird in der Tagesordnung deshalb auch nach vorne gezogen. Aber sie muss am Ende doch länger als geplant bleiben, denn es gibt viele Fragen an die Politikerin, die seit 2008 im Landtag sitzt. Und es gibt Kritik.

Ministerin Staudte weist Vorwürfe zurück

„Sie haben viel gesagt, aber ich habe nichts verstanden. Das ist doch unser Problem. Schade, dass Sie nichts dazu mitgebracht haben, wie Sie an welcher Schraube drehen wollen – ein Armutszeugnis“, schallt es Staudte aus dem Plenum unter Beifall entgegen.

Die Agrarministerin lässt sich aber weder aus der Ruhe noch aus dem Konzept bringen. „Diese relativ pauschalen Vorwürfe möchte ich zurückweisen. Es wird Konkretes geben, das würde hier vielleicht den Rahmen sprengen. Dass wir uns dazu bekennen, nicht beim Höfesterben zuzuguclen, ist neu“, betont Miriam Staudte. Schwankungen im Konsum – etwa beim Schweinefleisch – hätten andere Ursachen als die Politik. „Die ist nicht immer an allem schuld!“

Riggert und die Schlagersänger im Ministerium

Thorsten Riggert, einstimmig für drei weitere Jahre im Amt des Vorsitzenden bestätigt, springt der Ministerin zur Seite – nicht nur mit regionalen Spezialitäten zur Verabschiedung, sondern auch verbal: „Für Frau Staudte muss ich eine Lanze brechen. Sie ist präsent – und wir nehmen wahr, dass etwas passiert.“ Es gebe andere Personen in Ministerien, „die besser hätten Schlagersänger werden sollen.“ Gleichwohl liege es jedoch in der Natur der Sache, dass man in der Demokratie Dinge ausfechte.

Der Bauernverband weist Ministerin Staudte auf viele akute Baustellen hin: die fehlende Förderkulisse des Landes für die Feldberegnung (AZ berichtete), die Themenfelder Wolf, erneuerbare Energien, Pflanzenschutzreduktion, aber auch Zukunftsangst und Nachwuchssorgen – trotz steigender Ausbildungszahlen. Die Ministerin setzt auf Arbeitskreise beim Wolf, auf mehrere Standbeine der Betriebe, auf Forschung und Züchtung – etwa zu Resilienz von Feldfrüchten gegen Trockenheit.

Blume: „Es muss auch mal geliefert werden“

Landrat Dr. Heiko Blume springt den Landwirten an die Seite, als er etwa in Sachen Bewässerung erklärt: „Es gibt eine berechtigte Erwartungshaltung in der Region. Wir haben uns seit Jahren den Mund in Gesprächen mit Ministern fusselig geredet, es muss auch mal geliefert werden.“ Und auch beim Wolf brauche es „dringend konkrete Ergebnisse statt fünf Arbeitskreise.“

Auch Lena Düpont, CDU-Mitglied des EU-Parlamentes, bittet Miriam Staudte in Sachen Wolf, „die Sorgen der Region in der Weidewirtschaft und in der Bevölkerung mitzunehmen“. Die Ministerin spricht von „unglaublich vielen Transformationsaufgaben. Jahrelang ging es um Spezialisierung, aber die drastischen Veränderungen durch die Klimakrise zeigen, dass es um Risikobewältigung gehen muss. Wir dürfen uns in Ackerbau und Tierhaltung nicht nur auf Höchstleistung konzentrieren, sondern auch auf resiliente Systeme“. Sie verspüre in Niedersachsen aber ein konstruktives Klima.

Dem stimmt Thorsten Riggert im Schlusswort zu: „Wir müssen als Branche zusammenstehen. Die Wertschätzung für Lebensmittel wird steigen. Die Landwirtschaft hat immer Zukunft!“

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