Die Tiere dürfen einfach so sein, wie sie sind – so wie ich auch.
Auf dem Gnadenhof stehen die Bedürfnisse der 83 Tiere von der Ziege bis zum Pferd im Mittelpunkt. Die übliche Verwertungslogik – mit möglichst wenig Kosten möglichst viel Fleisch oder Milch erzeugen – gilt hier nicht mehr. „Die Tiere dürfen einfach so sein, wie sie sind – so wie ich auch“, erklärt die gelernte Fotolaborantin.
Schon als Jugendliche in Bad Bodenteich nahm sie verletzte Igel auf. Später pflegte sie körperlich behinderte Katzen. Vor acht Jahren gründete sie dann bei Wolfenbüttel den Gnadenhof Niedersachsen und den Verein für misshandelte Tiere. Schon dort nahm sie vernachlässigte und misshandelte Tiere vom Veterinäramt und vom Tierheim auf. Vor einem Jahr – „Ich hatte 13 Jahre Heimweh“ – bot sich dann die Gelegenheit zum Umzug auf den Fuchsberg, viereinhalb Hektar Land fernab von Nachbarn, die sich am Quieken der Schweine stören könnten.
Der Gnadenhof ist eine Lebensaufgabe. 14 Stunden am Tag ist Sabine Bracken mit der Versorgung ihrer Schützlinge beschäftigt, nur unterstützt von einer Hilfskraft, die ein Sponsor bezahlt. Urlaub ist ein Fremdwort. Zudem erschwert Corona die Finanzierung, das Spendenaufkommen ist zurückgegangen. „Man kann kein Futter kaufen. Für uns ist das nicht einschätzbar.“
Dabei wird es langsam eng. Kurz nachdem Sabine Bracker die Hängebauchschweine aufgenommen hatte, die stark unterernährt, verwurmt und räudig ankamen, war auch schon der Nachwuchs da. 16 Ferkel wuseln jetzt in einem eilends errichteten Gehege im Pferdestall. Für sie sucht Sabine Bracker jetzt Paten, die für Futter spenden oder Geld für eine Unterkunft geben. Denn bis die süßen Rüsseltiere groß sind, muss ein alter Stall mit einsturzgefährdeter Decke saniert werden, Strom und Wasser verlegt werden. Auch Handwerker sind willkommen.
Die Ferkel an Interessierte abzugeben, kommt für Sabine Bracker nicht infrage. „Die Hängebauchschweine werden auch größer und beißen mal. Damit kommen die wenigsten Tierhalter klar. Die meisten kommen nach einem Jahr wieder“, hat sie beobachtet. Und dann lassen sich die Tiere nicht mehr in ihre Gruppe integrieren. Hier auf dem Gnadenhof ist jedes auf seinem Platz – wie in einer großen Familie.
• www.gnadenhof-niedersachsen.de, (0 58 22) 95 896 68