1. az-online.de
  2. Uelzen
  3. Ebstorf

Maria Kuhnig plant eine freie Schule – Kinder sollen aus eigenem Antrieb und im eigenen Tempo lernen

Erstellt:

Von: Gerhard Sternitzke

Kommentare

Maria Kuhnig.
Maria Kuhnig aus Ebstorf möchte eine freie Schule gründen, in der Schüler gemeinsam und ohne Notendruck lernen können. © Sternitzke, Gerhard

Die Drillinge Eddie, Maila und Zoe sind gerade nicht da, aber ihre Spuren sind deutlich im Wohnzimmer erkennbar. An einer bunten Garderobe in Kinderhöhe hängen ihre Jacken. Ein großes Feuerwehrauto mit ausgefahrener Leiter steht auf dem Sessel. Ihre Kinder bewohnen wie sie das ganze Haus, betont Maria Kuhnig. Und das Wort „Erziehung“ widerstrebt ihr auch. „Ich erziehe sie nicht, ich begleite sie“, stellt die Ebstorferin klar. Derzeit besucht ihr fast fünfjähriger Nachwuchs den Waldkindergarten. Aber die alleinerziehende Mutter macht sich bereits Gedanken, wie es danach weitergeht. Sie sucht Gleichgesinnte, um eine freie Schule zu gründen.

Ebstorf – Die 37-jährige gelernte Rechtsanwaltsgehilfin und frühere Personalchefin ist Mentalcoach und Entspannungspädagogin für Kinder. Sie wendet sich gegen den klassischen Schulbetrieb, mit dem sie selbst als Kind nicht zurechtgekommen sei, insbesondere gegen den Leistungsdruck. „Für mich sind Kinder keine Gefäße, die mit Wissen gefüllt werden, sondern Feuer, die entfacht werden sollen“, sagt Maria Kuhnig.

In der freien Schule sollen die „kleinen Menschen“, wie sie sie lieber nennt, sich frei und auf Augenhöhe mit dem pädagogischen Personal entwickeln. Sie sollen die Welt mit Neugier und in ihrem eigenen Tempo entdecken. Die Mutter gibt ein Beispiel aus der eigenen Familie: „Die Kinder haben früh gelernt: Das Schwarze in den Büchern hat große Bedeutung für Mama. Dadurch haben sie von sich aus Interesse, später lesen und schreiben zu lernen“, erklärt Maria Kuhnig.

Keine Jahrgangsklassen und kein fester Stunden- und Lehrplan

In der freien Grundschule, die sie für ihre und andere Kinder gründen möchte, soll es keine Jahrgangsklassen und keinen festen Stunden- und Lehrplan geben. „Ziel ist es, die intrinsische Motivation – aus dem Inneren heraus – der kleinen Menschen zu fördern, damit sie mit Begeisterung neues Wissen erlangen“, erklärt die Gründerin. Die Kinder sollten sich ausprobieren, voneinander lernen und erfahren, dass sie mit gegenseitiger Unterstützung viel erreichen könnten – und das ohne Notendruck. Statt Zensuren soll es Beobachtungsbögen für die Eltern geben.

Anregungen zum Lernen soll etwa ein Garten liefern, in dem gemeinsam Gemüse angebaut wird. Aber auch durch Projekte und Besuche bei Betrieben der Umgebung oder Berichte von Eltern sollen die Kinder Einblick in die Arbeitswelt erhalten. Am Ende sollen die Schüler wie ihre Altersgenossen am Ende der vierten Klasse lesen, schreiben und rechnen können, wie es der Lehrplan vorschreibt – nur der Weg ist ein anderer.

Voraussetzung für eine Genehmigung ist ein pädagogisches Konzept. Mindestens ein Lehrer sowie pädagogische Begleiter werden gebraucht. Finanziert werden muss die freie Grundschule durch Elternbeiträge sowie über Spenden und Patenschaften von Betrieben und Privatpersonen. Staatliche Zuschüsse sind frühestens nach drei Jahren Betrieb möglich. Im ersten Schritt soll ein Trägerverein gegründet werden.

Start 2025

„Unsere Welt, die dreht sich gerade, wo anderes wichtiger ist als blinder Konsum“, sagt Maria Kuhnig. „Ich sehe die Kinder als Grundstein für eine neue Welt“ Der Zeitplan steht: Im Sommer 2025 sind ihre Kinder so alt, dass sie schulpflichtig werden. Dann soll auch die freie Schule starten.

• In einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 31. Mai, will Maria Kuhnig ihre Ideen Interessierten vorstellen. Beginn ist um 19 Uhr im Ebstorfer Mehrgenerationenhaus.

Auch interessant

Kommentare