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Ebstorfer Bürger diskutieren über Ankauf von Kaufhaus Kort

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Von: Gerhard Sternitzke

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Blick in einen Flur des Kaufhauses Kort mit alten Türen.
Bürgerliches Wohnen aus den Jahren 1912/13. Erstmals können die Ebstorfer gestern auch die Privaträume im Kaufhaus Kort besichtigen, um sich im Vorfeld des Bürgerentscheids eine Meinung zu bilden. © Sternitzke, Gerhard

Mit dem Kaufhaus Kort sind für die Ebstorfer viele Erinnerungen verbunden. Gestern dürfen sie im Zusammenhang mit dem Bürgerbegehren am 16. April auch die Privaträume des Hauses aus den Baujahren 1912/13 besichtigen. „Betreten auf eigene Gefahr“, steht auf einem Schild. Es geht durch Flure mit alten Türen, steile Treppen hoch, in Zimmer mit hohen Decken und Dielenfußböden bis hinauf auf die zwei Dachböden.

Ebstorf – „Es wäre schade, wenn das abgerissen würde. Das ist so schade“, ist zu hören oder „Da kann man viel draus machen“, aber auch: „Wie viel muss hier noch gemacht werden.“ So könnte man auch die Diskussion zusammenfassen. „Es soll eine Information für Unentschiedene sein“, erklärt der Altenmedinger Bürgermeister Léonard Hyfing als Moderator. „Ich habe mich bewusst vorher nicht damit beschäftigt, um möglichst unvoreingenommen ranzugehen.“

„Es liegt direkt am Platz. Man muss eine Nutzung finden“, wirbt Erwin Jochem als Sprecher der Bürgerinitiative „Zukunft für Kaufhaus Kort“ für sein Anliegen. „Es wäre eine echte Sünde, dieses Haus weggehen zu lassen. Dabei geht es ihm auch um die sogenannte „graue“ Energie, die in dem Bau und seinen Baustoffen enthaltene Idee.

Kultur, Pilgerherberge, Wohnraum

Die Initiative kann sich Nutzungen für soziale und kulturelle Angebote, als Wohnraum, als Pilgerherberge in Klosternähe, als Co-Working-Place, wo Menschen gemeinsam arbeiten, oder als Verwaltungsgebäude vorstellen. Die Kosten schätzt Jochem auf 1,9 Millionen Euro. Bei der Planung helfe man gerne, sagt der Architekt.

Auch gegen den Ankauf hat sich eine Initiative formiert (AZ berichtete): „Weil wir nicht wissen, welche Nutzungsmöglichkeiten es gibt und was es kostet“, erklärt Ulf Schmidt, der auch CDU-Ratsherr ist. Er geht angesichts der Preissteigerung von Kosten in Höhe von drei Millionen Euro aus, die über 25 Jahre abgetragen werden müssten. „Wir haben unterschiedliche Höhen. Wir haben Feuchtigkeit. Das kann man sehen und riechen.“ Es gebe genug Veranstaltungsräume.

Während die Initiative auf das verweist, was in Ebstorf schon verloren gegangen ist – der alten Posthof und die Klosterschenke, gegen deren Abriss eine Menschenkette protestierte – wirbt Schmidt dafür, offen für Veränderungen zu sein. Nach dem Abriss plant die Samtgemeinde als Eigentümer eine Platzanlage.

Warnung vor den Kosten

Erwin Jochem stellt klar, dass der Klosterflecken nicht selbst das Gebäude sanieren müsse, das könne dann ein Investor. Zunächst solle das Gebäude für zwei Jahre erhalten werden, um ein Konzept zu entwickeln . Aber wird der Klosterflecken die Immobilie wieder los, wenn das nicht klappt?, mahnt Schmidt. „Es ist viel Konjunktiv und viel Könnte dabei“, meint CDU-Ratsherr Thorben Faust.

Das Speichergebäude will die Samtgemeinde als Mensa umbauen. „Wenn das Haus vom Klosterflecken gekauft wird, dann wird die Mensa für die Grundschule verzögert“, warnt Mark Beecken. „Wie viele Jahre wollen wir noch warten?“ Steuererhöhungen könnten die Folge sein. Hans-Jürgen Growitz warnt vor teuren Überraschungen bei der Sanierung. „Unsere Kinder werden die Zeche zahlen“, sagt Wolfang Niebel.

Für den Ankauf spricht sich Grünen-Ratsfrau Gudrun Klippe“ aus . Sie wünscht sich eine Begegnungsstätte in dem Gebäude. „Dieser Platz, dieses ganze Ensemble muss erhalten bleiben und braucht keinen vierten Parkplatz.’

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