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Diskussion über Völkische Siedler: Holzkreuz für Vielfalt soll im Bienenbütteler Rathaus aufgestellt werden

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Von: Jannis Wiepcke

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Holzkreuz für Vielfalt gegen rechte Siedler im Kreis Uelzen
Mit solchen Kreuzen, eines soll auch in Bienenbüttel aufgestellt werden, in protestieren Mitglieder der Gruppe „Beherzt“ gegen rechte Siedler. © Philipp Schulze

Ein TV-Beitrag über völkische Siedler hat in Bienenbüttel Ende Januar für Entsetzen gesorgt SPD und Grüne fordern jetzt, ein Holzkreuz für Vielfalt als Zeichen gegen rechtes Gedankengut im örtlichen Rathaus aufzustellen.

Bienenbüttel - Das Entsetzen war und ist in der Einheitsgemeinde immer noch groß: In einem Beitrag, den Spiegel-TV Ende Januar veröffentlichte, wurde der Landkreis Uelzen als Hochburg einer fremdenfeindlichen, rassistischen und nationalsozialistischen Gruppierung – der völkischen Siedler – dargestellt.

Viele der Mitglieder sind demnach trotz ihrer menschenverachtenden Gesinnung jahrelang mitten in der Gesellschaft, in Bienenbütteler Sportvereinen oder Organisationen wie den Freiwilligen Feuerwehren aktiv – und das, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Heimlich agierend unter dem Deckmantel des Ehrenamts.

Die Botschaft, die von einem Antrag der Fraktionen SPD und Grüne ausgeht, soll dafür umso klarer und unmissverständlicher sein. Gemeinsam fordern sie, ein Kreuz für Vielfalt gut sichtbar im Eingangsbereich des Rathauses in Bienenbüttel aufzustellen. Das Symbol stammt von der Gruppe Beherzt, die sich im Landkreis Uelzen gegen rassistisches Gedankengut engagiert. Nach Aussage des Grünen-Ratsmitglieds Sebastian Fuhrmann soll damit ein klares Zeichen gegen Rechts in der Öffentlichkeit gesetzt werden.

Denn der TV-Beitrag habe sehr deutlich gemacht, dass völkische Gruppierungen und rechtsextreme Bewegungen in der Region massiv vertreten seien und es sich nicht um ein hinnehmbares Randproblem handele, erklärt er. Vielmehr, so Fuhrmann, habe man es mit Faschisten zu tun, „die gewaltbereit sind und die mit ihrem Gedankengut versuchen, in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen und diese zu vergiften“. Dieses gelte es ohnehin zu unterbinden. Mindestens sollte man sich jedoch auch parteiübergreifend diesem Gedankengut entschieden entgegenstellen.

Ein klares Statement, das über die Presse und die sozialen Medien gemeinsam im Gemeinderat verfasst werden soll, ist daher auch Bestandteil der Forderung. „Wir stehen für eine vielfältige und weltoffene Gesellschaft. Hier darf nicht schweigend zugeguckt werden“, erklärt Fuhrmann – eine Einschätzung, die auch Heiner Scholing, Mitglied der Gruppe „Beherzt“ und einer von zwei Kreisvorsitzenden der Grünen teilt.

Der Hohnstorfer kam im TV-Beitrag über die völkischen Siedler zu Wort und hat daraufhin viele Rückmeldungen aus der Einheitsgemeinde Bienenbüttel erhalten. Neben lobenden Worten für den Einsatz der Gruppe wurde oftmals auch kundgetan, dass den Einwohnern das Ausmaß völkischer Gruppierungen in Bienenbüttel nicht bewusst gewesen sei, berichtet er. Für Scholing ein klares Indiz dafür, dass in Sachen Aufklärung Nachholbedarf besteht.

„Ich glaube, dass hier noch viel zu leisten ist“, erklärt das ehemalige Ratsmitglied. Sowohl in den politischen Gremien als auch in Organisationen habe man sich in der Vergangenheit zu oft vor dem Rechtsextremismus weggeduckt. Nun müssten alle lernen, offener miteinander zu reden. Mitglieder der Gruppe, so das Angebot, sollen diesen Prozess mit Vorträgen und Infoveranstaltungen in Bienenbüttel vorantreiben. Dies sieht auch der Antrag von SPD und Grünen vor, der in der nächsten Gemeinderatssitzung behandelt wird

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