Bereits am 30. Januar wurde die letzte Ration Milch von seinem Hof in der Bargdorfer Straße abgeholt. Dass es soweit gekommen ist, hat drastische Gründe. Im AZ-Gespräch berichtet der Bio-Landwirt, dass der Personalmangel und der hohe Kostendruck den Ausschlag dafür gegeben haben, die Produktion einzustellen. In den gesamten vergangenen drei Jahren sei es ihm etwa nicht gelungen, geeignete Nachwuchskräfte zu bekommen. Das Aus habe sich daher schon länger angedeutet. „Wir leben hier nun mal in einer Ackerbau-Region. Da haben wir Milchbauern es nun mal schwierig“, sagt er.
An zusätzlicher Dramatik, so Meyer, gewann die Situation im vergangenen Jahr, als Energie- und Futterkosten rapide anstiegen. Vor allem die Preise für Eiweißfutter, das für die artgerechte Ernährung in der Bio-Landwirtschaft essenziell ist, seien einfach explodiert. „Nicht der Rede wert“ und in keinem Verhältnis zu den steigenden Kosten sei dagegen der Anstieg des Milchpreises von 58 auf 61 Cent pro Liter gewesen.
Und weil es aus ethischer und wirtschaftlicher Sicht nie eine Option gewesen sei, auf konventionelle Landwirtschaft umzustellen, sah Meyer angesichts dessen keinen Ausweg mehr, als die Milchviehhaltung zu beenden und sich auf den Anbau von Nahrungsmitteln zu konzentrieren. Kartoffeln, Ackerbohnen, Sojabohnen, Getreide und Mais stellen jetzt seine Haupteinkommensquelle dar – ähnlich wie bei anderen Landwirten in der Gemeinde. Auch der Hohenbosteler Herfried Sander musste in diesem Jahr die Milchproduktion einstellen. Insgesamt seien es mindestens ein halbes Dutzend weitere Landwirte aus Steddorf, Hohenbostel oder Edendorf gewesen, die dieses Schicksal in den vergangenen zehn Jahren ereilte.
Aus dem großen Kreis von Betroffenen fällt dem Bargdorfer Landwirt das Aufhören dennoch besonders schwer, weil er den Milchbetrieb im Jahr 2018 noch einmal neu hergerichtet hat – mit vergrößerten Liegeboxen und verbesserter Melktechnik. Damals habe er noch fest daran geglaubt, dass sich die wirtschaftliche Situation in der Milchbranche innerhalb weniger Jahre nicht drastisch verschlechtert, sagt er.
Nun ist von den 110 Kühen, die in dem Stall untergebracht waren, aber nur noch rund die Hälfte übrig. Die Altkühe sind bereits zum Schlachter gebracht worden, von den verbliebenen Tieren wird auf lange Sicht nur ein geringer Teil bei Meyer als Mastkälber verbleiben. Die restlichen Rinder werden abgegeben, wenn sie ein gewisses Gewicht erreicht haben oder ihren Nachwuchs bekommen haben. „Das sind alles Tiere, die man von klein auf großgezogen hat“, sagt der Landwirt mit Bedauern.
Daran, dass es auf lange Sicht wieder bergauf gehen könnte mit der Milchproduktion, glaubt er nicht. Meyer meint eher in seiner nüchternen Art, dass weitere Betriebe im Landkreis Uelzen der miserablen wirtschaftlichen Situation zum Opfer fallen werden. „Wir sind halt in einer Marktwirtschaft.“
Was ihn richtig frustriert: Immer wieder sei davon zu hören, dass Konsumenten verstärkt auf Nachhaltigkeit achten und daher vermehrt regionale Produkte kaufen wollten. In der Milchbranche werde das aber zunehmend schwieriger.
Martin Meyer hat in seinem Fall nicht nur die Produktion, sondern auch seine Kooperation mit der Bäckerei Oetzmann, die die frische Milch in ihrem Dorfladen verkauft hat, einstellen müssen.