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Dachse sorgen im Landkreis Uelzen für Schäden - doch sie können auch gegessen werden

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Von: Jannis Wiepcke

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Ein Dachs in der Natur
Laut Kreisjägermeister Heinrich Hellbrügge gibt es im Landkreis ein reichliches Dachsvorkommen. 519 getötete Tiere wurden 2022 registriert. © DPA

Im Landkreis Uelzen gibt es einen hohen Dachsbestand. Wie der Bornsener Kreisjägermeister erklärt, treten die Allesfresser hier als Schädlinge in Erscheinung. Sie können theoretisch aber auch gegessen werden.

Bornsen/Landkreis - Auffällig ist seine schwarz-weiße Gesichtsmaske, doch zu sehen bekommen Naturfreunde den Dachs nur sehr selten. Das Raubtier aus der Familie der Marder ist nicht nur sehr scheu, sondern auch nachtaktiv. Der Eindruck, dass der Säuger im Landkreis Uelzen kaum vorhanden ist, täuscht aber. Sein Bestand ist so groß, dass er intensiv bejagt wird. Hätten Sie‘s gewusst? Bei einigen Menschen landen Dachse auf dem Essenstisch.

Dachsfleisch hat Heinrich Hellbrügge, Kreisjägermeister aus Bornsen, selbst noch nie probiert. Er weiß aber, dass es in der Region Menschen gibt, die es verzehren. Und mehr noch: „Viele davon halten ihn für eine Delikatesse“, sagt er über das Mardertier. Geschmacklich solle das Fleisch dem von Schweinen ähneln, im Vergleich dazu aber intensiver daherkommen, heißt es.

Ein anderes Produkt, das aus dem Tier gewonnen wird, das Dachsfett, ist in der Naturheilkunde ein sehr altes Pflegemittel, das beispielsweise gegen Schmerzen verwendet wird. Diese Anwendungsform ist schon im Mittelalter nachgewiesen worden. Auch heute noch würden viele ältere Menschen, vor allem Russlanddeutsche, aus Verträglichkeitsgründen auf Dachsfett als Arznei schwören, weiß Hellbrügge zu berichten. Letztere seien es auch, die am häufigsten zu den Fleischkonsumenten zählten. „Wenn man das Tier schon einmal ausnimmt, dann isst man eben auch das Dachsfleisch“, erklärt er.

Die marderartigen Säugetiere leben vorzugsweise in Laub- und Mischwäldern, kommen aber auch in Parks und in heckenreichen Landschaften vor. Im Landkreis Uelzen gibt es ein reichliches Vorkommen an Exemplaren. Im vergangenen Jahr wurden laut Hellbrügge 519 erlegte und bei Wildunfällen getötete Tiere registriert. Das sei eine sehr bemerkenswerte Zahl, weil das Tier in den 1970er-Jahren noch kurz vor der Ausrottung stand. Rotfüchse wurden damals massenhaft mit giftigen Gasen bekämpft, denen auch die Dachse zum Opfer fielen. Die Konsequenz war eine mehrjährige Schonzeit, in der Dachse nicht bejagt wurden.

Dass sich der Dachbestand aber so gut erholt hat, liegt vor allem an den verhältnismäßig milden Wintern, dank derer die Mardertiere mehr Futter finden und ihren Nachwuchs leichter durchbringen können. Auch nennenswerte Fressfeinde haben sie nicht. Ein Happy-End also? Nicht ganz.

Denn als Allesfresser vertilgen die Tiere das Gelege von Bodenbrütern und gelten daher als großer Schädling. Auch in der Landwirtschaft sorgen sie für Ärger, da sie sich beispielsweise gerne an Maisfeldern zu schaffen machen. Doch die Jagd auf die Tiere gestaltet sich im Landkreis Uelzen aufgrund der weitläufigen Waldlandschaften besonders schwierig.

Damit die Tiere, die erlegt werden, keinen sinnlosen Tod sterben, findet Hellbrügge es nicht abwegig, sie zu essen. Wer Dachs probieren möchte, sollte ihn auf Trichinen untersuchen, die beim Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen können.

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