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Flüchtlingscamp in Bad Bodenteich: Es bleibt bei 800 Plätzen

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Von: Lars Becker

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Auf dem vom Land Niedersachsen gepachteten Gelände der ehemaligen Bundesgrenzschutz-Kaserne in Bad Bodenteich an der Stadenser Straße könnten hunderte Vertriebene aus der Ukraine unterkommen.
Im Bodenteicher Camp leben aktuell 418 Flüchtlinge aus 31 Ländern. Inzwischen sind dort alle Brandschutz-Maßnahmen – Stichwort zweiter Fluchtweg – abgeschlossen. Deshalb können nun alle Etagen genutzt werden. © Bernd Schossadowski

Anderslautende Gerüchte sind offenbar falsch: Die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen plant nach Angaben einer Sprecherin nicht, die Kapazität des Transfercamps für Flüchtlinge in Bad Bodenteich von aktuell 800 auszubauen.

Bad Bodenteich - Die Ankündigung von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD), bis Mitte des Jahres 5000 weitere Plätze für die Flüchtlingsaufnahme zu schaffen, hat auf das Transfercamp in Bad Bodenteich keine Auswirkungen. Auf AZ-Anfrage erklärt eine Sprecherin der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen: „Bad Bodenteich stellt 800 Unterbringungsplätze zur Verfügung. Es ist nicht geplant, diese zu erweitern oder zu reduzieren.“

In der Vergangenheit war des Öfteren die Rede davon gewesen, dass in den Gebäuden des ehemaligen BGS-Geländes bis zu 1050 Personen untergebracht werden könnten. In Bad Bodenteich kursieren gar Gerüchte, dass die Kapazität bis auf 1400 Plätze ausgebaut werden könnte. Dem widerspricht nun die Landesaufnahmebehörde.

Bodenteicher Kapazität wird für Landkreis angerechnet

Die Sprecherin erläutert, dass inzwischen 13 Gebäude für die Unterbringung von Bewohnern genutzt würden. Weitere Gebäude der Liegenschaft beherbergten Verwaltung, Krankenstation, Aufnahme, Sportangebote, Hauswarte, Waschhaus, Kantine, Wache und Lager. „Zwei Gebäude müssen noch brandschutztechnisch ertüchtigt werden, um diese nutzbar zu machen“, heißt es.

Aktuell befinden sich nach LAB-Angaben 418 Asylsuchende aus 31 Ländern in Bad Bodenteich. Zwischen September und November 2022 seien 1555 Kriegsvertriebene aus der Ukraine untergebracht gewesen. Seit Anfang November 2022 seien 828 Asylsuchende untergebracht worden, von denen bis einschließlich Dienstag 410 Personen Bad Bodenteich wieder verlassen hätten.

Nicht die tatsächliche Auslastung, sondern die Kapazität des Bodenteicher Camps wird seitens des Landes auf die Aufnahmeverpflichtung des Landkreises Uelzen angerechnet. Der hat laut Gesamtverteilkontingent des Landes eine Aufnahmeverpflichtung in Höhe von 404 Personen. Bereits Anfang Januar waren 238 Personen aufgenommen worden und somit nur noch 166 weitere Personen aufzunehmen.

Kaum nennenswerte Einsätze für die Polizei

„Der Alltag gestaltet sich immer reibungsloser, es gibt immer mehr Angebote an die Bewohnerinnen und Bewohner. Natürlich kommt es ab und an zu Unstimmigkeiten. Diese beruhen aber zum größten Teil auf Sprachunterschieden und können zügig geklärt werden. Der Sozialdienst fängt die Aufgabe auf und erarbeitet zusammen mit den Bewohnern Lösungen.“

So umschreibt eine Sprecherin der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen das in der Regel offenbar unkomplizierte Zusammenleben im Transfercamp. Delia Giering, die Leiterin Einsatz und Streifendienst im Polizeikommissariat Uelzen, bestätigt, dass es bislang kaum nennenswerte Einsätze für die Beamten in der Flüchtlingsunterkunft gegeben habe. Insofern gibt es nach wie vor keine ständige Präsenz der Polizei.

40 Prozent der Asylsuchenden sind Frauen

Wie die Landesaufnahmebehörde ausführt, kommen die meisten Personen, die in Bad Bodenteich untergebracht sind, aus Syrien (17,7%), der Türkei (16,2%), Burundi (12,9%) und Afghanistan (10,7%). Es folgen Georgien, Irak, Kolumbien, Iran, Serbien und Moldawien. Etwa ein Drittel der Bewohner sind jünger als 18 Jahre, zwei Drittel älter. 40 Prozent der Menschen sind Frauen, 60 Prozent Männer. Die Gruppe der Männer im Alter ab 18 Jahren macht fast die Hälfte aller Asylsuchenden aus.

Wie die LAB-Sprecherin sagt, gebe es eine Zusammenarbeit mit dem TuS Bodenteich, „die gerne weiter ausgebaut werden kann“. Für den DRK-Kreisverband Uelzen, der das Transfercamp betreibt, seien Ehrenamtliche tätig, beispielsweise als Sprachmittler. „Ab Anfang Februar gibt es eine Kinderbetreuung und einen Fahrradverleih. Eine Fahrradwerkstatt wird gerade aufgebaut. Der Infopoint und die Kleiderkammer sind schon gut in den Camp-Alltag integriert. Es wird viel Sport getrieben. Die Bewohner bringen sich gut in den Camp-Alltag ein“, fasst die Behörde zusammen.

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