Die Arbeiten am Neubau, der gegenüber der alten Kita entsteht, laufen auf Hochtouren. Mit einem Bagger wird das Erdreich ausgehoben und auf einem Hügel zwischengelagert. „Der Boden wird abgetragen, weil er nicht tragfähig ist. Er kann aber als Füllboden gut verwendet werden“, erklärt Jörn Schöttle, Mitarbeiter im Fachbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft der Samtgemeinde.
Fortschritte gibt es auch bei den Ausschreibungen. „Die Aufträge für den Rohbau wurden bereits vergeben“, sagt Verwaltungschef Michael Müller. Über die Vergabe weiterer Gewerke, zum Beispiel Sanitär und Heizung, Zimmerer, Dachdecker und Elektro, hat der Samtgemeindeausschuss gestern beraten.
Die Kosten für die neue Kita werden auf 2,36 Millionen Euro geschätzt. „Der Neubau ist so ausgelegt, dass eine spätere Erweiterung möglich ist“, schildert Schöttle. Der Rohbauer werde ab Mitte August mit den Arbeiten beginnen und soll zusammen mit dem Zimmerer vor Jahresende fertig werden.
Kritisch äußert sich hingegen die Elterninitiative „Licht an für eine Kita“. Sie bemängelt, dass es in der Samtgemeinde zu wenige Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze gebe. „Nach den Absagen zum August 2022 durch die Kindertagesstätte fehlen mehr als drei Dutzend Plätze. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich um einiges höher“, sagt Jana Busse aus Lüder im Namen der Initiative.
Ursprünglich sei die Eröffnung der neuen Bad Bodenteicher Kita für Sommer 2022 geplant gewesen, jetzt verschiebe sich dieser Termin um ein Jahr, ärgert sie sich. Das stelle Kinder und deren Familien vor große Herausforderungen. „Die Eltern werden nahezu gezwungen, ihre Erwerbstätigkeit zu verkürzen oder sogar auszusetzen“, erklärt Jana Busse. Das führe zu finanziellen Einbußen und Existenzängsten.
Deshalb fordert die Elterninitiative eine rasche Übergangslösung. Den Vorschlag, im Senioren-Tagestreff des Paritätischen in Lüder kurzfristig eine Krippe einzurichten (AZ berichtete), habe die Politik abgelehnt. Als Alternative schlägt die Initiative die Anmietung von Containern für die Betreuung der Kinder vor. Doch eine Übergangslösung werde von der Politik nicht mehr gesucht. Für die Eltern sei das „absolut nicht nachvollziehbar“, sagt Jana Busse. „Wir wollen jetzt eine Lösung, ein Jahr haben wir bereits verloren.“
Verwaltungschef Müller nennt Zahlen zur Kinderbetreuung im neuen Kita-Jahr: In Bad Bodenteich bekämen sieben Kinder keinen Kindergarten-, 14 keinen Krippen- und 19 keinen Hortplatz. In Wrestedt gebe es für fünf Krippen- und fünf Kindergartenkinder keinen Platz. In Wieren könne allen Kindern ein Platz in Krippe und Kindergarten angeboten werden.
Die Suche nach Übergangslösungen in der Samtgemeinde – im Gemeindehaus der Kirche in Bad Bodenteich und im Dorfgemeinschaftshaus in Soltendieck – sei nicht erfolgreich gewesen. „Dort wäre nur eine ausschließliche Nutzung für die Krippe möglich gewesen, alle anderen Aktivitäten hätten dort nicht stattfinden können“, betont Müller. Daher habe der Samtgemeinderat beschlossen, nach keinen alternativen Räumlichkeiten mehr zu suchen.
Doch warum verzögert sich der Bau der Bad Bodenteicher Kita? Dafür gibt es laut Müller zwei Gründe: „Die Politik hat nachträglich beschlossen, das Gebäude nun doch nicht als Brettsperrholzbau, sondern als Massivbau zu errichten. Mit der zuerst gewählten Bauweise wären wir schneller fertig gewesen.“ Außerdem habe die Statik von Grund auf geändert werden müssen. Denn die Kita wird gegenüber dem ursprünglichen Entwurf um etwa 90 Grad gedreht, um auf dem Dach – so die Planung – eine Photovoltaik-Anlage installieren zu können.