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Wolfsriss bei Wolfsbefürworter: Tote Schafe bei Hohnstorf

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Von: Gerhard Sternitzke

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Luise mit dem verletzten Kamerunschaf im Stall. Ein Wolf hat auf der Weide des Landtagsabgeordneten Heiner Scholing (Grüne) zwei Schafe getötet und eines schwer verletzt. Foto: Sternitzke
Luise mit dem verletzten Kamerunschaf im Stall. Ein Wolf hat auf der Weide des Landtagsabgeordneten Heiner Scholing (Grüne) zwei Schafe getötet und eines schwer verletzt. © Sternitzke

Hohnstorf/Bad Bevensen. „Willkommen, Wolf!“ Mit diesen Worten hat Heiner Scholing vor anderthalb Jahren klar Stellung bezogen. Jetzt hat er persönlich Besuch bekommen.

Am Sonntagmorgen fand der Landtagsabgeordnete zwei tote Schafe, ein Muttertier und ein halbjähriges weibliches Lamm, auf seiner Weide am Rand von Hohnstorf. Ein weiteres Schaf wurde schwer verletzt. Gestern informierte er die AZ über den Vorfall.

HeinerScholing
Heiner Scholing. © Archiv

„Es ist ziemlich klar, dass es der Wolf war“, sagt Scholing. Und fügt hinzu: „Ich habe an einer Verheimlichung kein Interesse.“ Tote Schafe ausgerechnet bei einem Wolfsbefürworter von den Grünen, auch wenn sie nicht dem Abgeordneten, sondern einem Freund gehören – das soll die Öffentlichkeit nicht erst durch Gerüchte erfahren. Am Nachmittag, nach Absprache in der Grünen-Fraktion, folgt eine Pressemitteilung. „Ich bin betroffen von dem Verlust“, heißt es darin. „Aus meiner Sicht wäre es klug gewesen, die Weide wolfssicher einzuzäunen, zumal uns das Vorkommen des Wolfs in der Region bekannt ist.“ Erst Ende August hatte ein Wolf am Rand von Niendorf in der Gemeinde Bienenbüttel sechs Schafe gerissen.

Hans-Ludwig Greve hat zwei Bocklämmer, die dem Wolf entkommen sind, und ein verletztes Muttertier zunächst in den Stall zu Hause bei Bad Bevensen gesperrt. Der Wolf hat eine klaffende Wunde in den Hinterlauf des Kamerunschafs gerissen, wie Tochter Luise (13) zeigt. Es bekommt täglich eine Spritze mit einem Antibiotikum.

Von dem Schock hat sich der 64-jährige Lehrer und biozertifizierte Landwirt schon wieder erholt. „Ich finde es reizvoll, dass sich der Wolf ein Stück Natur zurückerobert, und dann nehme ich das zähneknirschend in Kauf“, erklärt Greve. „Aber ich ziehe nicht die Konsequenz, dass ich die Schafe in den Stall einsperre. Ich verstehe die Schafe als Pfleger der Kulturlandschaft.“ Und er macht einen Vergleich auf: Im vorigen Jahr hat er vier Lämmer durch Kolkraben verloren.

Eingezäunt war die Weide in Hohnstorf mit einfachem Knotengitterdraht. Nach den Regeln gilt das als nicht wolfssicher – Greve hat voraussichtlich keine Chance auf eine Entschädigung vom Land. „Für mich als Hobbyhalter ist das nicht finanzierbar“, sagt Greve. Scholing räumt ein: „Hobbyweidetierhalter haben Schwierigkeiten mit der wolfssicheren Einzäunung. Das ist verständlich.“

Umso mehr setzt der Abgeordnete für dezentrale Informations- und Anlaufstellen ein. Die Aufklärung und Vernetzung von Interessengruppen und Verbänden zum Umgang mit dem Wolf müsse verbessert werden, so Scholing: „Der Wolf in unserer Region gehört wieder zu unserem Alltag. Dieses zu akzeptieren und das Zusammenleben zu gestalten, ist ein Lernprozess.“

Von Gerhard Sternitzke

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