Kritisch sieht der Mediziner auch die Entwicklung bei Vorsorge- und Früherkennung. Beides sei an sich sinnvoll und sorge dafür, dass manche Erkrankung noch rechtzeitig im Frühstadium erkannt wird. Andererseits seien regelmäßige Kontrollen eine bequeme Möglichkeit, eine Praxis auszulasten – und blockierten Termine. „Je häufiger man Kontrollen macht, umso mehr Facharzttermine“, erklärt Weinert. Für den Arzt sei es bequemer, regelmäßig bekannte Patienten durchzuschleusen, als Neuzugänge zu begutachten.
Auch viele teure Untersuchungen sind aus Weinerts Sicht überflüssig. Viele Orthopäden würden Patienten erst mal zur Magnetresonanztomographie (MRT) überweisen, bevor sie überhaupt untersucht würden. Dabei, so Weinert, würde manchmal einfaches Abtasten mehr bringen. Vor größeren Eingriffen wie Hüft- und Bandscheibenoperationen rät Weinert dazu, zunächst eine Zweitmeinung von einem anderen Facharzt einzuholen.
„Das Gesundheitssystem ist fähig, hohe Standards zu bringen, aber der Patient muss besser verstehen, wie es abläuft“, Umso wichtiger ist aus seiner Sicht im Dschungel des Gesundheitssystems die Rolle des Hausarztes.
„Wir müssen wieder hinkommen zum Hausarzt des Vertrauens“, fordert Weinert. Dieser könne viele gesundheitlichen Probleme selbst behandeln, überweise zu Fachärzten und überprüfe die verschriebenen Medikamente, damit es zu keinen Doppelbehandlungen oder Wechselwirkungen komme. „Hausärzte sollten meiner Meinung nach Lotsen und Begleiter durch das Gesundheitssystem sein.“
• Die Gesundheitsvorträge finden jeweils um 19 Uhr statt: Dienstag, 7. und 14. Februar: Herz-Kreislauf-System; Dienstag, 7. und 14. März, Stoffwechsel; Dienstag, 4. und 11. April: Bewegungsapparat. Karten bei allen Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.