„Bei einem möglichen Ausfall eines Stromkreises würde der parallele Stromkreis bereits im Bestand unzulässig belastet werden“, erklärt Peter Helms, Referent für Bürgerbeteiligung, auf AZ-Nachfrage. „Zudem muss der steigende Ausbau erneuerbarer Energien und der dadurch steigende Stromtransport auf dieser Trasse für ein nachhaltiges Stromnetz bereits jetzt berücksichtigt werden.“ Die Versorgungssicherheit habe oberste Priorität.
Baubeginn für die 140 Kilometer lange Freileitung, die als Nummer 58 im vordringlichen Bedarf des Bundesbedarfsplans verankert ist, soll im südlichen Teil zwischen Wahle und Stadorf 2027 sein, für den nördlichen Teil bis Krümmel 2028. Mindestens bis zur geplanten Fertigstellung 2031 soll die vorhandene Freileitung in Betrieb bleiben. Eine Baukosten-Schätzung liegt noch nicht vor. Auch ist noch nicht entschieden, ob die alte Leitung anschließend zurückgebaut wird oder parallel in Betrieb bleibt. Die Bundesnetzagentur trifft diese Entscheidung voraussichtlich noch in diesem Jahr.
„Die Leitung Krümmel-Wahle ist ein wichtiger Transportkanal in Nord-Süd-Richtung und Teil des Verbunds im deutschen Höchstspannungsnetz“, betont Helms. „Mit der Verschärfung der Klimaschutzziele und einem verstärkten Ausbau von erneuerbarer Energie gewinnt die Leitung an Bedeutung. Mit der Maßnahme wird die Übertragungskapazität für die zukünftig ansteigenden Stromflüsse verstärkt.“
Die bestehende Leitung hat eine Kapazität von 2700 Ampere, die geplante hat eine Stromtragefähigkeit von 4000 Ampere. Bereits mit dem Einbau eines neuen Transformators im Umspannwerk Stadorf hat Tennet im vorigen Jahr das Stromnetz gestärkt (AZ berichtete). Von hier aus wird das untergeordnete Stromnetz im Landkreis Uelzen versorgt.
Die Planfeststellungsverfahren für die beiden Bauabschnitte der neuen Stromtrasse sollen 2024 und 2025 eingeleitet werden. Tennet startet jetzt mit Voruntersuchungen zu Umweltbelangen und sogenannten Raumwiderständen wie Siedlungen und Naturschutzbelangen. Auch ein Bau direkt parallel zur Bestandsleitung werde geprüft, so Helms. Es müssten aber Schutzgüter nach heutigen Regeln berücksichtigt werden – etwa wenn die Leitung zu nahe an die Wohnbebauung heranrückt.
Tennet ist einer von vier großen Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und deckt rund 40 Prozent der Fläche zwischen dänischer Grenze und den Alpen ab.