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Betroffene finden in der Selbsthilfegruppe Schlaganfall in Bad Bevensen Gleichgesinnte

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Von: Gerhard Sternitzke

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Gudrun Horrey mit Rollator.
Gudrun Horrey (57) mit Rollator. „Ich gebe nie auf. Ich bin eine Kämpfernatur“, sagt die zweite Vorsitzende der Bevenser Selbsthilfegruppe Schlaganfall. © Sternitzke, Gerhard

Vor drei Jahren passiert es. Gudrun Horrey schaltet nach Feierabend den Fernseher ein, einfach ein bisschen abspannen. Doch das Bild sieht sie doppelt, und ihr ist plötzlich schlecht. Noch bevor sie das Sofa erreicht, stürzt sie schwer. Schlaganfall. Zwei weitere folgen. Für die damals 54-jährige Fleischereiverkäuferin aus Bad Bevensen bricht eine Welt zusammen. Bis heute ist sie eingeschränkt, hat einen Pflegegrad. Unterstützung und Rückhalt bei Gleichgesinnten hat sie in der Selbsthilfegruppe Schlaganfall Bad Bevensen gefunden. Heute ist sie deren zweite Vorsitzende.

Bad Bevensen – Beim Schlaganfall verstopft in den meisten Fällen ein Blutgerinnsel ein Gefäß. Die betroffene Region des Gehirns wird nicht mehr ausreichend durchblutet. Jede Sekunde zählt. Gudrun Horrey ist damals auf der linken Seite gelähmt, kann kaum noch sprechen oder schreiben. Erst durch Physio-, Ergo- und Sprachtherapie und unermüdliches Training erlangt sie ihre Fähigkeiten zum großen Teil zurück. Andere Gehirnregionen übernehmen die Aufgaben der geschädigten Areale, aber das ist ein langer Weg.

Ich gebe nie auf. Ich bin eine Kämpfernatur

Gudrun Horrey, zweite Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Schlaganfall

„Ich gebe nie auf. Ich bin eine Kämpfernatur“, sagt die 57-Jährige. Früher hat sie Sport getrieben und tanzte, nun ging es darum, überhaupt einen Schritt vor den anderen zu setzen und sich anderen verständlich zu machen. Dazu war sie weitgehend auf sich gestellt. Ihre Beziehung überstand die Herausforderung durch die Krankheit nicht. Nur eine Nachbarin unterstützte sie in dieser schwierigen Zeit.

Gudrun Horrey war gern zur Arbeit gegangen. Sie kannte viele Menschen in dem Kurort. „Es hat mir Angst gemacht, was aus meinem Leben wird“, erzählt sie. Eine Rückkehr in ihr gewohntes Leben war ausgeschlossen. Sie durchlief zwei Reha-Aufenthalte, musste sich allein um Rente und Behindertenausweis kümmern. Der Schriftkram war das Schlimmste. Doch aufgeben kam für sie nie infrage. „Ich lasse sowas nicht zu“, erklärt sie. „Entweder ich sterbe oder ich lebe.“

Heute bewegt sich Gudrun Horrey selbstständig mit dem Rollator durch Bad Bevensen. Sie nimmt Blutverdünner und Schmerzmedikamente. Es gibt gute und schlechte Tage, an denen sie unterschiedlich gut mit der Krankheit zurechtkommt. Lärm und Hektik belasten sie.

In der Selbsthilfegruppe hat sie eine neue Heimat gefunden. Im geschützten Raum der Gruppe wird erzählt, gespielt, gesungen. Es gibt Gedächtnistraining, Sport, Vorträge von Ärzten und Ausflugsfahrten, berichtet die zweite Vorsitzende. „Aber die Gemeinschaft ist das Schönste.“

. Die Bevenser Selbsthilfegruppe Schlaganfall, zuständig für das Uelzener Kreisgebiet, ist eine der ältesten bundesweit. Gegründet wurde sie 1991 von Walter Kerner, der bis heute Vorsitzender ist. Die gut 30 Mitglieder – Betroffene und Begleitpersonen – treffen sich an jedem ersten und dritten Freitag von 14 bis 16 Uhr (April bis September von 15 bis 17 Uhr) im Bevenser DRK-Haus. Kontakt: (0 58 21) 47 82 27, margret.schulz.shg@gmail.com.

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