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Umweltschützer laufen Sturm gegen rabiate Heckenpflege in der Gemeinde Altenmedingen

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Von: Gerhard Sternitzke

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Geschädigte Sträucher der Feldhecke.
Bäume und Sträucher zwischen Haaßel und Secklendorf sollen nachhaltig durch unsachgemäßes Stutzen geschädigt sein worden, kritisieren Ulrich Schulte, Nabu und Bund. © Privat

Was früher mühsame Handarbeit war, erledigen heute Maschinen in kurzer Zeit: Rund 30 Kilometer Hecken an Wegen hat die Gemeinde Altenmedingen nach eigenen Angaben im Winter stutzen lassen. Jetzt wird Kritik an der rabiaten Umsetzung laut. Die Sträucher und Bäume seien geschädigt worden.

Haaßel/Secklendorf – „Als ich mir diesen Heckenschnitt in Augenschein genommen habe, war ich schier entsetzt über die Respektlosigkeit der Natur gegenüber“, kritisiert der frühere Grünen-Ratsherr Ulrich Schulte. Stämme und Äste seien regelrecht zerfetzt worden. „Es ist häufig so, dass die Pflanzen dann an Vitalität verlieren“, erklärt der Bohndorfer. „Ich bin nicht gegen Heckenschnitt, aber es muss vernünftig sein.“ Besser sollten Hecken abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden.

Umweltverbände sehen kreisweites Problem

Auch die Umweltverbände schalten sich ein. Aus ihrer Sicht handelt es sich um ein kreisweites Problem. Von einer „Vergewaltigung der Natur mit brachialen Mitteln“ spricht der zweite Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Fritz Kaune, Klaus Himme, Kreisvorstandsmitglied im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) von einem „Heckenmassaker“. „Nach dem Motto quadratisch, praktisch, gut werden Feldhecken in der Flur mit Werkzeugen malträtiert, die Astspitzen und Zweige zerfleddern, Haupttriebe spalten, Rinden abschälen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Nabu und BUND: Gehölze werden mit Maschinen zerfetzt

Hecken hätten einen ökologisch herausragenden Wert für die Artenvielfalt, verhinderten Erosion und beeinflussten das Kleinklima. „In der Pflegepraxis für Hecken finden offensichtlich Geräte und Techniken Anwendung, die nicht geeignet sind. Dazu gehören hydraulisch angetriebene Schlegler oder Mulchköpfe, mit denen die Gehölze nicht geschnitten, sondern abgeschlagen werden“, heißt es in der Erklärung. „Gehölze werden dabei zerfetzt und platzen oft bis zum Wurzelhals der Äste auf. Es entsteht keine glatte Schnittfläche, die die Gehölze noch zum Schutz überwallen könnten. In der Folge können Bestände – unter anderem durch Pilzinfektionen – absterben oder durch unvollständige Verwachsungen bereits im mittleren Alter instabil werden.“ Ebenso ungeeignet seien Greifarme und Baumscheren, die Gehölze mit hohem Druck umfassen, wodurch die Stämme aufplatzten.

Untere Umweltbehörde moniert unsauberen Schnitt

Ulrich Schulte hat auch die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis eingeschaltet. „Auf Grundlage eines entsprechenden Vor-Ort-Termins ist das Umweltamt zu der Einschätzung gelangt, dass den Anforderungen einer guten fachlichen Praxis nur bedingt Rechnung getragen worden ist. Jedenfalls war eine saubere Schnittführung nicht ersichtlich“, teilt Kreissprecher Martin Theine mit. Der Einsatz von Großgeräten sei aber übliche Praxis, gegen die aus Sicht des Umweltamtes grundsätzlich keine Einwände bestehen – sofern der Einsatz fachgerecht erfolge. Hecken sollten aus Sicht der Behörde ausgelichtet, abschnittweise gestutzt oder auf den Stock gesetzt werden.

„Das ist nicht so ordentlich geworden, wie es hätte sein können“, bedauert Altenmedingens Bürgermeister Léonard Hyfing auf AZ-Nachfrage. „Schäden an den Bäumen sind nicht in Ordnung.“ Notwendig seien die Arbeiten gewesen, weil die Wege zugewachsen waren, und das sei wirtschaftlich nur mit Maschinen durchführbar. „Für die Zukunft werden wir darauf achten, dass keine Schäden auftreten“, verspricht Hyfing. Auch über die Möglichkeit, Abschnitte auf den Stock zu setzen, werde man nachdenken. Das Schnittgut bleibe übrigens am Ort. So biete man Lebensraum für Kleintiere.

• Mit der richtigen Form der Heckenpflege – neben dem Haushalt – befasst sich auch der Gemeinderat am Dienstag, 7. März, um 19 Uhr im Jahrmarkttheater Bostelwiebeck.

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