Anerkennung für die innovative Herangehensweise in der Provinz gab es auch aus der Hauptstadt. „Das Jahrmarkttheater sammelt die Themen auf der Dorfstraße, verarbeitet sie und lockt ein überregionales Publikum an“, hieß es 2021 in der Begründung zur Verleihung des Deutschen Theaterpreises. Es gelinge den Bostelwiebeckern, ihre Nachbarn zu verführen, sich auf zeitgenössische Formate und Formen einzulassen, vertraute Pfade zu verlassen, sich der Lust am Spiel und der Erfindung neuer Welten zu überlassen.
Der Name der Bühne entstand 2005, als Matschoß zum letzten Mal mit seiner Truppe in der Hamburger Hafencity auftrat, nämlich auf dem „Jahrmarkt des Abschieds“. Acht Jahre lang ab 2005 bespielte das Jahrmarkttheater dann den Hof Krewet in Wettenbostel rund um den Gartenteich. Dann ging es auf das heimische Gelände und in den neu eingerichteten Theatersaal mit 100 Plätzen in Bostelwiebeck. Der Grund war ein ganz banaler, die langen Fahrten.
Kein Theater trägt sich nur aus dem Eintritt der Gäste. Viel Zeit investieren die Theatermacher deshalb – und das immer wieder erfolgreich –um öffentliche Zuschüsse zu beantragen. Inzwischen nicht mehr nur für die eigenen Auftritte, sondern auch für Gastspiele anderer, auch internationaler Ensembles, darunter inzwischen auch Tanz- und in diesem Jahr Figurentheater.
Die meisten Stücke hat Matschoß selbst geschrieben, immer ging es ihm auch um die Anwendbarkeit auf unsere Gegenwart. So auch im Hauptstück der neuen Saison, diesmal jedoch von Mitarbeiterin Kristina Browns verfasst, „Die Spur des Verwindens“, das von Theatergruppen aus mehreren Ländern gestaltet wird – eine Zeitreise. Aber ohne Publikum kein Theater, weiß Matschoß. „Es ist toll, dass das Publikum dieses Theater mit uns geschaffen hat. Das Theater ist das Publikum.“