Die Diskussion um die Rationalisierung von Arbeitsplätzen durch Automatisierung rückt Neufeind zurecht. „Wir haben unterschätzt, wie wichtig der Mensch ist“, sagt der Experte. Es habe sich gezeigt, dass ein einzelnes Neuron des Menschen so komplex sei wie ein ganzes künstliches neuronales Netzwerk – und damit effizienter und vielseitiger. „Am Ende gehen uns eher die Arbeitskräfte aus, als dass uns die Arbeit ausgeht.“ Intelligente Systeme sieht er eher als „Fähigkeitsverstärker“ für den Menschen. Noch wichtiger als die Kompetenzen bei der Bedienung von Maschinen seien menschliche Fähigkeiten wie Empathie und das Verstehen von Gruppenprozessen.
Vor allem die Herausforderungen für die Vorgesetzten steigen. Die einheitliche Belegschaft verwandele sich in ein „Ökosystem“, der Arbeitsmarkt werde aber auch digitaler. Es entstehe ein globaler Arbeitsmarkt. Unternehmen bestehen demnach zukünftig aus einer Kernbelegschaft sowie externen Kräften, die möglicherweise im Ausland sitzen.
Der Fachkräftemangel macht sich schon jetzt in vielen Unternehmen empfindlich bemerkbar. Gründe für einen Jobwechsel sind einer Studie zufolge die Bezahlung, aber auch die Erfüllung im Beruf. Die Gesellschaft entwickele sich von einer Erwerbsgesellschaft hin zu einer Tätigkeitsgesellschaft, in der die Arbeit neben sozialem Engagement, Pflege von Angehörigen oder etwa Sport stehe. Wer Fachkräfte gewinnen wolle, müsse ihnen ein Angebot machen, das sie als sinnvoll empfinden. Das Team vergleicht Neufeind mit Fußballprofis. Sie müssten motiviert werden wie eine Nationalmannschaft.