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Der Bevenser Mehmet Emin Atila sammelt mit Schwiegersohn Yavuz Bakis für Geburtsstadt

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Von: Gerhard Sternitzke

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Mehmet Emin Atila (rechts) und Schwiegersohn Yavuz Bakis mit Spendendose.
Auch im Uelzener Kreisgebiet leben Menschen, die sich um Angehörige im türkisch-syrischen Erdbebengebiet Sorgen machen. Mehmet Emin Atila (rechts) sorgte dafür, dass seine Verwandten sich in Sicherheit bringen. Mit Schwiegersohn Yavuz Bakis sammelt er im Imbiss in Bad Bevensen Spenden. © Sternitzke, Gerhard

Vom Bevenser Atila-Grill ist es weit in die türkische Erdbebenregion, aber was dort geschieht, geht Mehmet Emin Atila sehr nah. Aufgewachsen ist er in Malatya – 3500 Kilometer zeigt der Routenplaner an – es liegt mitten im Katastrophengebiet. Mittendrin waren seine Angehörigen, als die Erde bebte. Der 57-Jährige, der vor 32 Jahren nach Deutschland kam, sammelt jetzt Spenden.

Bad Bevensen/Malatya – Malatya, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, hat 635 000 Einwohner. „Alles ist kaputt in der Stadt, Häuser, Moscheen“, berichtet Atila. „Aber keine toten Angehörigen, Gott sei Dank.“

Handyfotos, die seine Verwandten ihm geschickt haben, zeigen eine eingestürzte Moschee, ein Wohn- und Geschäftshaus, bei dem Teile der Außenwand fehlen, verschüttete Fahrzeuge. Ein Video dokumentiert, wie Helfer ein Mädchen aus einem zusammengebrochenen Haus ziehen.

Atila wollte erst persönlich in der Türkei helfen

„Ich wollte runterfliegen. Ich bin Baggerfahrer“, erzählt Atila. Menschen, die schweres Gerät bedienen können, werden gebraucht – aber sein Sohn überzeugte ihn, zu bleiben. Wegen zerstörter Straßen und unterbrochener Flugverbindungen war es kaum möglich, in die Erdbebenregion zu gelangen. Stattdessen hat er jetzt eine Spendendose aufgestellt, um den Menschen in seiner Geburtsstadt zu helfen.

Sein Neffe aus Istanbul ist nach Malatya gereist, wie er berichtet. Dort verteilt der junge Mann als Mitglied des Roten Halbmonds Zelte und Decken an die Bevölkerung, die bei frostigen Temperaturen und Schnee im Freien ausharren muss, weil Nachbeben befürchtet werden und die Häuser einsturzgefährdet sind.

Seine Angehörigen sind jetzt in Sicherheit

Atilas Angehörige sind nun auch in Sicherheit. Dank einer Überweisung des Bevensers konnten die Tochter seiner Schwester mit dem Schwiegersohn, den zwei Kindern sowie weiteren Verwandten ein Auto mieten, um die Stadt zu verlassen. Sie sind in einem Apartment, das Atila gehört, und einem weiteren des Schwiegersohns in Istanbul untergekommen. „Sie sind zu Hause, Gott sei Dank“, sagt Atila. Die Kinder stehen unter Schock. „Wenn du mit ihnen redest, dann weinen sie.“

Für die Aufstellung der Spendendose hat Atila sich ordnungsgemäß um eine Genehmigung bemüht. Nachdem die Behörden sich zunächst nicht über die Zuständigkeit einigen konnten, gab es gestern grünes Licht aus dem Bevenser Rathaus. „Ich habe 150 Kunden am Tag“, rechnet Atila vor. „Wenn jeder einen Euro gibt, dann sind es 150 Euro.“

Unterstützt werden durch die Spenden private Helfer, die Winterkleidung, Trinkwasser und Medikamente, aber auch Totentücher auf die Dörfer bringen, erklärt sein Schwiegersohn Yavuz Bakis. „Es ist immer besser, wenn das Geld ankommt.“

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