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- vonBernd Klingebielschließen
Früher war alles besser. Sagt der Volksmund. Zumindest war früher vieles anders. Sagt ein Blick in die AZ-Archive. 1977 steigt die 1. Fußballherren des TuS Soltendieck in die Bezirksliga auf. Besser sollte es nie wieder werden...!
Soltendieck spielt um Punkte gegen VfL Wolfsburg II
Die Bezirksliga stellte sich damals regional noch weitaus breiter auf, als sie es heute mit nur noch drei beteiligten Landkreisen tut. Der TuS Soltendieck bekam es in den Punktspielen auch mit der Reservemannschaft der Wolfsburger VfL-Wölfe zu tun, aber auch mit dem VfL Jesteburg, MTV Soltau, TSV Heiligendorf, SC Vorwerk Celle und in Kreisderbys mit dem Sportclub Uelzen und SV Holdenstedt.
Väter des grün-weißen Erfolgs sind Erich Siems und Mäzen Heinz Licht. Siems kennen die Fußballer bis heute eigentlich nur unter seinem Spitznamen „Muppa“. Warum ihn aber alle so rufen, weiß der frühere Flügelstürmer von Teutonia und Sportclub Uelzen – er sprintete die 100 Meter einst in 11,7 Sekunden – selbst nicht.
Mit Haudegen Erich Siems beginnt der Aufschwung
1968 lockt ihn der Bauunternehmer Licht aus Soltau beruflich nach Soltendieck. Fußball-Haudegen Siems managt natürlich auch die Geschicke der grün-weißen Kicker, übernimmt als B-Lizenz-Inhaber immer mal wieder Trainertätigkeiten im Verein. Schließlich hatte er als Jugendcoach beim SC Rainer Zobel einst den Weg in den Profifußball und damit letztlich zu den grandiosen Bayern der 70er-Jahre geebnet.
Auch bei den Soltendieckern schreibt Siems an einer Erfolgsgeschichte mit. „Ich habe bei der Zusammenstellung der Mannschaften vollkommen freie Hand erhalten. Ich musste die Namen mit Heinz Licht nur abstimmen“, sagt er.
So reift in Soltendieck eine „Millionentruppe“ heran, die mit vielen fertigen Spielern unter der Trainer-Legende Richard Hornburg und später Gerd Tiedemann den Vormarsch aus der 2. Kreisklasse startet. „Im Dorf hatten wir die volle Unterstützung“, weiß Siems. Die Kehrseite des Erfolgs: „Im Kreis waren wir nicht so beliebt“, erinnert sich der heute 80-Jährige.
Ärger beim letzten Punktspiel in Ebstorf
So gibt es selbst am letzten Spieltag der Bezirksklassensaison im Mai 1977 auf dem Sportplatz noch Ärger, als der längst als Meister feststehende TuS aufkreuzt. In einer von beiden Seiten verbissen geführten Partie glückt Soltendieck in der Schlussminute der Treffer zum 1:1-Endstand. Nach dem Abpfiff lässt sich ein „offenbar enttäuschter Zuschauer zu einer Tätlichkeit gegen Schiedsrichter Radtke hinreißen“, schreibt die AZ.
In der Bezirksliga stoppt der Erfolgszug der Soltendiecker jäh. „Irgendwie war der Dampf raus“, beschreibt Siems eine Saison, die für den TuS auf dem vorletzten Tabellenplatz und mit dem sofortigen Wiederabstieg endet.
Im Sommer zuvor hatten zahlreiche Leistungsträger das Team verlassen, weil Soltendieck für sie finanziell plötzlich nicht mehr so attraktiv gewesen sei, erinnert sich Walter Liber. Der damalige TuS-Kapitän und spätere Spielertrainer, der in den Folgejahren auch bei Sperber Veerßen, abermals in Soltendieck und beim SV Emmendorf tätig gewesen ist: „Uns fehlte das Spielermaterial für die Bezirksliga, in der die Gegner fußballerisch deutlich weiter waren als wir.“
TuS Soltendieck steigt ab bis in die Kreisliga
Das war „der große Schnitt, aber wir hatten eine tolle zweite Mannschaft, alles Eigengewächse“, erzählt Siems. Dem Abstieg folgen zwei Spielzeiten in der Bezirksklasse, die die Grün-Weißen 79/80 dann aber erneut nach unten in die Kreisliga verlassen müssen.
Siems hat sich unterdessen Freiheiten erbeten, heuert als Trainer beim Bezirksklassenvertreter TuS Ebstorf an. Der Titelkandidat feuert ihn auf Rang fünf liegend jedoch. Siems erhört den Hilferuf des mit 1:19 Punkten gestarteten Ligarivalen TSV Groß Hesebeck/Röbbel. Er rettet das Team vor dem Abstieg und platziert es in der Schlussabrechnung sogar noch einen Zähler vor den Ebstorfern.
Für Soltendieck folgen viele Spieljahre auf Kreisebene, zuletzt aber ziehen tiefschwarze Wolken auf. Der Männerfußball beim TuS ist inzwischen von der Bildfläche verschwunden. Das zu sehen, „tut sehr weh“, bedauert „Muppa“ Siems. „Das war doch eine tolle Zeit damals.“
Erste Flutlichtanlage im Uelzener Fußball
Schon einmal, ab 1957, hat der TuS keine Mannschaften mehr auf die Beine bringen können. Erst sechs Jahre später beginnt unter dem Engagement von Heinz Licht und einiger ehemaliger Aktiven die Wiederbelebung mit Sportplatzneubau und Errichtung der ersten Flutlichtanlage im Landkreis. 1969 steigt die 1. Herren in die A-Klasse auf, fast 1000 Zuschauer sehen das Derby gegen den SV Wieren. Coach Gerd Tiedemann führt das Team fünf Jahre später mit zehn Punkten Vorsprung zur Kreismeisterschaft und damit erstmals in die Bezirksklasse.