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Leon Schulz: „Dieses Jahr war völlig verrückt“

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Von: Aron Sonderkamp

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Leon Schulz, Antonio Fierro und Janos Estergal stehen Arm in Arm vor der Arena und lächeln in die Kamera.
Verletzt, aber glücklich: Leon Schulz (links, neben Trainingspartner Antonio Fierro und Janos Estergal) blickt auf ein erfolgreiches Sportjahr zurück. © Privat

Er hat es schon wieder getan. Leon Schulz gewann bei der Brazilian Jiu-Jitsu-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi die Silbermedaille. Für den gebürtigen Uelzener ist es das zweite WM-Edelmetall binnen zwei Monaten.

Abu Dhabi/Uelzen/Frankfurt – Erst Mitte September hatte sich der 31-Jährige bei der WM in Las Vegas die Bronzemedaille geschnappt – der bis dahin größte Erfolg seiner Karriere (AZ berichtete). Das Turnier in den USA wurde von der International Brazilian Jiu Jitsu Federation (IBJJF) ausgerichtet, dem größten BJJ-Verband. In der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate wurde hingegen unter der Aufsicht des zweitgrößten Verbands gekämpft, der Abu Dhabi Jiu-Jitsu Pro (AJP).

Spenden bringen Schulz nach Abu Dhabi

Die Teilnahme stand lange in den Sternen. Schulz richtete im Internet eine GoFundMe-Page ein, um Spenden für die Reise zu sammeln. „Es war mir unangenehm, andere Leute um Geld zu bitten. Aber es gab keine andere Möglichkeit“, blickt der Kämpfer, der das Berufliche dem Sport hinten anstellt, zurück. „New York, Las Vegas und jetzt Abu Dhabi, das wäre nicht möglich gewesen. Durch 845 Euro Spenden und nochmal 300 Euro konnte ich Flug, Unterbringung und Turniergebühren bezahlen.“

Dort angekommen, lieferte der Wahl-Frankfurter richtig ab. Als Braungurt trat er in der Master-Klasse bis 77 Kilogramm an. Im Viertelfinale besiegte er Amine Bejaoui (Tunesien). In einem „intensiven und sehr spaßigen“ Fight setzte Schulz nach rund drei Minuten den entscheidenden Aufgabegriff. Im Halbfinale gegen Bragagiu Mircea (Rumänien) dann eine Schrecksekunde: Bereits in der ersten Minute riss sich Schulz das Außenband im linken Knie. Er biss jedoch die Zähne zusammen, nutzte seine Erfahrung und brachte den Kampf über die Zeit.

Ins Knie gesprungen

Im Final-Fight gegen Damir Sadyrov wurde das Handicap jedoch zu groß. „Ich hatte ihn nach 30 Sekunden in einem Aufgabegriff mit den Beinen. Aber das Knie hat nicht gehalten. Er ist mir dann auch in das Knie gesprungen, so musste ich relativ schnell abklopfen“, blickt Schulz zurück. Dem verpassten Gold trauert er allerdings nicht hinterher. „Das Spannende bei solchen Turnieren ist immer der Moment. Der kommt so nie wieder.“

Surrealer Trip

Neben der Medaille sorgte auch das Drumherum für ganz besondere Erfahrungen: „Jiu Jitsu ist hier Nationalsport geworden. Wir haben in einer Arena nur für diesen Sport gekämpft. Das ist alles sehr professionell, die Atmosphäre war brutal, das ist schon sehr cool.“ Abgesehen vom Sportlichen sei es ein surrealer Trip gewesen: „Man ist mitten in der Wüste und sieht mehrere nagelneu wirkende Restaurants, wo kaum einer drin ist. In den Malls stehen Achterbahnen und alles ist sehr teuer. Das ist schon etwas komisch.“

Nach diesem ereignisreichen 2022 ist für Schulz auch wegen der Verletzung erstmal eine Pause angesagt. „Dieses Jahr war völlig verrückt. Ich war das erste Mal bei diesen Turnieren und würde mir wünschen, dass es auch im nächsten Jahr finanziell möglich ist, daran teilzunehmen.“

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