Dort angekommen, lieferte der Wahl-Frankfurter richtig ab. Als Braungurt trat er in der Master-Klasse bis 77 Kilogramm an. Im Viertelfinale besiegte er Amine Bejaoui (Tunesien). In einem „intensiven und sehr spaßigen“ Fight setzte Schulz nach rund drei Minuten den entscheidenden Aufgabegriff. Im Halbfinale gegen Bragagiu Mircea (Rumänien) dann eine Schrecksekunde: Bereits in der ersten Minute riss sich Schulz das Außenband im linken Knie. Er biss jedoch die Zähne zusammen, nutzte seine Erfahrung und brachte den Kampf über die Zeit.
Im Final-Fight gegen Damir Sadyrov wurde das Handicap jedoch zu groß. „Ich hatte ihn nach 30 Sekunden in einem Aufgabegriff mit den Beinen. Aber das Knie hat nicht gehalten. Er ist mir dann auch in das Knie gesprungen, so musste ich relativ schnell abklopfen“, blickt Schulz zurück. Dem verpassten Gold trauert er allerdings nicht hinterher. „Das Spannende bei solchen Turnieren ist immer der Moment. Der kommt so nie wieder.“
Neben der Medaille sorgte auch das Drumherum für ganz besondere Erfahrungen: „Jiu Jitsu ist hier Nationalsport geworden. Wir haben in einer Arena nur für diesen Sport gekämpft. Das ist alles sehr professionell, die Atmosphäre war brutal, das ist schon sehr cool.“ Abgesehen vom Sportlichen sei es ein surrealer Trip gewesen: „Man ist mitten in der Wüste und sieht mehrere nagelneu wirkende Restaurants, wo kaum einer drin ist. In den Malls stehen Achterbahnen und alles ist sehr teuer. Das ist schon etwas komisch.“
Nach diesem ereignisreichen 2022 ist für Schulz auch wegen der Verletzung erstmal eine Pause angesagt. „Dieses Jahr war völlig verrückt. Ich war das erste Mal bei diesen Turnieren und würde mir wünschen, dass es auch im nächsten Jahr finanziell möglich ist, daran teilzunehmen.“