Otte stellte sich auch nach dem 0:6 in Harsefeld demonstrativ vor die Mannschaft. Geht es hinter den Kulissen oder bei Ihnen im Vorstand hingegen etwas rauer zu?
Auch wir stehen komplett hinter der Mannschaft und dem Trainerteam. Wir wussten, dass wir gegen den Abstieg spielen mit dieser sehr jungen Mannschaft und betrachten immer das Große und Ganze. Und da sehen wir über den gesamten Saisonverlauf eine kontinuierliche Entwicklung, eine intakte Mannschaft und eine immer noch mehr als realistische Chance, unser Saisonziel zu erreichen.
Während beim TuS Harsefeld Kicker mit Regionalligaerfahrung auf der vollen Ersatzbank saßen, standen bei Teutonia Spieler in der Startelf, die letzte Saison in der 1. Kreisklasse aktiv waren. Zum Wechseln hatte Otte zwei Feldspieler. Haben Sie bei der Kaderplanung im Sommer Fehler gemacht?
Wir sind mit der Kaderplanung ein Risiko eingegangen, ja – vielleicht ein zu hohes Risiko. Das wollen und müssen wir zur kommenden Saison reduzieren, da liegt aktuell unser ganzer Fokus. Der Vergleich mit dem TuS Harsefeld hinkt jedoch. Denn wir haben eine andere Strategie: Wir wollen mit talentierten und ehrgeizigen Spielern aus der Region arbeiten, sie step by step besser machen und uns nicht mit externen Söldnern beschäftigen. Ganz davon abgesehen, dass dieser andere Weg für uns wirtschaftlich nicht darstellbar ist.
In den letzten beiden Jahren haben einige vielversprechende Talente Teutonia verlassen. Wo sehen Sie die Gründe?
Man kann heutzutage nicht mehr jeden Spieler halten, die Konkurrenz ist riesig. Es gibt leider insgesamt weniger Jugendspieler und gleichbleibend viele Klubs – die Jungs bekommen mehr Angebote und nicht alle wollen ambitioniert spielen.
Unter den zehn am meisten eingesetzten Spielern in der 1. Herren sind gleich vier Spieler aus der eigenen Jugend, die in ihr maximal drittes Herrenjahr gehen, sowie gleich drei Top-Talente aus der Region, die in ihr erstes Herrenjahr gehen. Die 2. Herren besteht sogar fast ausschließlich aus Spielern, die in ihr maximal zweites Herrenjahr gehen. Dennoch haben wir, vor allem bei unserem letzten Jahrgang, nicht frühzeitig die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt. Daraus haben wir gelernt und werden Dinge in Zukunft anders angehen.
Wohl mehr als die halbe Landesliga trainiert weitgehend witterungsunabhängig auf Kunstrasen und hat damit unwidersprochen einen Wettbewerbsvorteil. Ihr Trainer beklagt die Rahmenbedingungen. Hochklassig spielende Juniorenteams gibt es kreisweit nicht mehr. Verliert der Fußball in Uelzen den Anschluss?
Wenn wir Klubs in Zukunft nicht stärker kooperieren, werden wir alle verlieren. Denn Fakt ist: Wir leben leider in einer strukturschwächeren Region, mit einer tendenziell eher alten als jungen Gesellschaft. Dann kommt noch das Problem hinzu, dass Sportvereine heute nicht nur untereinander, sondern vor allem auch mit Netflix, TikTok und Playstation um die Freizeit der Kinder und Jugendlichen konkurrieren. Die Folge: Wir haben weniger Jugendliche, die Fußball spielen – die dann auch noch verteilt in verschiedenen Vereinen spielen. Die Lösung kann nur sein, dass wir Qualität zentralisieren, über gute Jugendtrainer eine entsprechende Spielklasse erreichen und damit eine vernünftige Entwicklung gewährleisten. Da haben vor allem wir als höchstspielender Klub jedoch zu wenig angeschoben. Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit anderen, gesprächsbereiten Klubs die Trendwende einleiten können.
Mit einem jungen und engagierten Team sind Sie bei Teutonia in die Vorstandsarbeit gestartet. Inwieweit haben Sie Ihre Ziele eines lebendigen, erfolgreichen, modernen Vereins erreicht?
Zunächst: Wir sind wirtschaftlich gesund, schreiben schwarze Zahlen und planen die Zukunft inzwischen nachhaltig. Das klingt nicht unbedingt modern, ist aber wichtig für unser Selbstverständnis. Wir haben ansonsten gemeinsam mit Partnern immer wieder (soziale) Aktionen und Projekte umgesetzt, wir haben Räumlichkeiten modernisiert und digitalisiert und unsere Mitgliederbetreuung verbessert durch den täglichen Einsatz ehrenamtlicher Helfer. Auch auf den sozialen Medien sind wir inzwischen präsenter. Aber: Wir bleiben unzufrieden. Es gibt immer noch zu viele Baustellen, vor allem im Jugendbereich und Ideen, die nicht umgesetzt sind. Leider müssen wir hier aber auch immer öfter den Reality-Check machen, denn die weniger werdenden ehrenamtlichen Helfer gehen zu oft an ihre Grenzen und darüber hinaus. Uns fehlt es wie allen Klubs an Personal und Geld.