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Vierschanzentournee: Goldberger nennt seine Favoriten - „Der Eisei kann das packen“

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Von: Tobias Ruf

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Vierschanzentournee: Andreas Goldberger (links) traut Markus Eisenbichler den Gesamtsieg zu.
Vierschanzentournee: Andreas Goldberger (links) traut Markus Eisenbichler den Gesamtsieg zu. © Goldberg privat / Eisenbichler: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Urs Flueeler

Die Vierschanzentournee 2020/21 steht in den Startlöchern. Vor dem Skispringen-Highlight spricht Experte Andreas Goldberger über seine Favoriten. Und macht den deutschen Fans Hoffnung.

Oberstdorf - Die Saison im Skispringen erlebt ihren nächsten großen Höhepunkt. Die Vierschanzentournee 2020/21 verspricht große Spannung, auch die deutschen Skispringer haben Optionen auf den Gesamtsieg. Der zweifache Vierschanzentournee-Sieger Andreas Goldberger macht bei chiemgau24.de den Favoritencheck.

Vier Schanzen und ein Mythos: Traditionell steht zur Jahreswende die Vierschanzentournee der Skispringer auf dem Programm. Mit dem Auftaktspringen in Oberstdorf beginnt die Vierschanzentournee 2020/21.

Vierschanzentournee im Liveticker: Stolpert ein Favorit bereits in der Qualifikation?

Vierschanzentournee: Andreas Goldberger kennt die Tournee aus vielen Perspektiven

Zum Jahreswechsel geht es beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen weiter, ehe die Vierschanzentournee nach Österreich übersiedelt. Hier gibt es alle Termine zur Vierschanzentournee 2020/21

Andreas Goldberger sieht für die Vierschanzentournee 2020/21 vier zentrale Anwärter auf den Gesamtsieg und nennt zudem zahlreiche Geheimfavoriten. Der Österreicher (48) hat 1992/1993 und 1994/95 die Vierschanzentournee gewonnen, ist Kameraspringer für den ORF, arbeitet zudem seit vielen Jahren als Experte für den ORF und ist bei der Vierschanzentournee 2020/21 bei allen Springen als Kommentator oder Moderator mit dabei. Im Gespräch mit chiemgau24.de* schätzt Goldberger die Lage vor dem Start in die Vierschanzentournee ein.

Vierschanzentournee 2020/21: Andreas Goldberger macht den Favoritencheck

Halvor Egner Granerud: Der Norweger hat sagenhafte fünf Weltcupspringen in Folge gewonnen, holte Silber im Einzel und Gold im Team bei der Skiflug-WM in Planica und führt die Gesamtwertung der Herren an. Entsprechend weit oben hat Goldberger den 24-Jährigen auf seinem Favoritenzettel.

Goldbergers Einschätzung: „Bei dieser Bilanz muss Granerud zwingend der Topfavorit auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee sein. An ihm führt kein Weg vorbei, er ist mit jeder Schanze und mit jedmöglichen Witterungsverhältnissen in dieser Saison exzellent umgegangen. Das ist eine Schlüsselqualifikation für die Vierschanzentournee, bei der es verschiedene Schanzen und Wetterbedingungen gibt.

Das Flugsystem des Norwegers ist unheimlich stabil, er bringt die mentale Lockerheit mit und erinnert mich an Ryoyu Kobayashi, als er vor zwei Jahren den Weltcup dominierte und auch die Vierschanzentournee gewann. Aber den Gesamtsieg hat er noch lange nicht in der Tasche. Die Tournee hat ihre eigenen Gesetze, Norwegen wartet seit 14 Jahren auf einen Vierschanzentournee-Gesamtsieg, der Druck ist entsprechend groß. Und das Event ist lang, das kann mental zusetzen und bei einem einem jungen und relativ unerfahrenen Springer Spuren hinterlassen.“

Vierschanzentournee: Halvor Egner Granerud aus Norwegen geht als Topfavorit an den Start.
Vierschanzentournee: Halvor Egner Granerud aus Norwegen geht als Topfavorit an den Start. © picture alliance/dpa/KEYSTONE | Urs Flueeler

Markus Eisenbichler: Der Siegsdorfer ist hinter Granerud die Konstante im Weltcup 2020/21 im Skispringen. Eisenbichler gewann zwei Einzelspringen, holte Bronze und Silber bei der Skiflug-WM und ist Zweiter im Gesamtweltcup.

Goldbergers Einschätzung: „Ich habe von Markus einen durchschnittlichen Wettkampfsprung in dieser Saison gesehen. Das war beim Teamspringen in Wisla. Für den Sicherheitssprung in Ruka konnte er nichts, da hat ihn eine Windböe erwischt. Alles andere war herausragend gut, ähnlich wie Granerud bringt er ein stabiles Flugsystem mit.

Bei Eisei ist es immer wichtig, dass der Kopf mitspielt. Da macht er derzeit einen sehr ausgeglichenen Eindruck, ohne aber seinen Biss zu verlieren. Ein Vorteil ist für ihn, dass er die Schanzen kennt und mit Oberstdorf und Innsbruck zwei seiner Lieblingsschanzen bei der Tournee gesprungen werden.

Andreas Goldberger gewann die Vierschanzentournee zwei Mal.
Andreas Goldberger gewann die Vierschanzentournee zwei Mal. © picture-alliance / dpa | Jan_Nienheysen

Und durch die außergewöhnlichen Umstände ist die diesjährige Vierschanzentournee stressfreier als gewöhnlich. Viele Verpflichtungen abseits der Springen fallen weg oder deutlich schlanker aus. Das ist gerade für die deutschen Athleten eine Entlastung. Deswegen bin ich der festen Überzeugung: Der Eisei kann das packen!“

Vierschanzentournee 2020/21: Die Schanzen im Check

Karl Geiger: Der Oberstdorfer konnte in dieser Saison nur wenige sportliche Akzente setzen, die hatten es aber in sich. Zum Saisonstart sprang er in Wisla aufs Podest, wurde Skiflug-Weltmeister und holte Silber mit dem Team. Den Weltcup in Nizhny Tagil verpasste er aus privaten Gründen, anschließend wurde er positiv auf Corona getestet. Bei der Vierschanzentournee ist er einsatzbereit.

Vierschanzentournee 2020/21: Geiger beendet Quarantäne, Teilnahme wird wahrscheinlicher

Goldbergers Einschätzung: „Bei Karl stellt sich natürlich die Frage, wie sich die zwei Wochen Quarantäne ausgewirkt haben. Symptome hat er zum Glück keine, aber eine so lange Pause kann athletische Konsequenzen haben. Eine Vierschanzentournee ist sehr kraftraubend.

Aber wenn das einer hinkriegt, dann der Karl. Er ist so unglaublich fokussiert und zielstrebig. Er ruht in sich selbst und verfügt über ein sehr stabiles System. Wenn es in Wettkämpfe geht, muss man immer mit einem Karl Geiger rechnen. Die Begleitumstände sind sicher nicht leicht, aber ihm ist dennoch alles zuzutrauen.“

Vierschanzentournee 2020/21: Alle Infos zum Skispringen-Highlight

Kamil Stoch: Der Saisonstart für den 33-jährigen Polen lief durchwachsen, kurz vor der Vierschanzentournee sprang Stoch in Engelberg aber aufs Podest. Er kennt die Vierschanzentournee gut. 2016/17 holte er seinen ersten Gesamtsieg, ein Jahr später gewann er sogar alle vier Springen und damit auch die Tournee.

Goldbergers Einschätzung: „Was ich bei der Generalprobe in Engelberg gesehen habe, hat mich sehr überzeugt. Kamil ist ein Mann für die Großereignisse, er kann sich fokussieren wie kaum ein anderer. Mit seinen 33 Jahren bringt er unglaublich viel Erfahrung mit, das ist bei einer so ungewöhnlichen Tournee ein großer Vorteil.

Bei Stoch wird es extrem wichtig sein, dass er in Oberstdorf gut in die Vierschanzentournee startet. Wenn ihm das gelingt und sein Selbstvertrauen dann entsprechend hoch ist, traue ich ihm seinen dritten Vierschanzentournee-Sieg zu.“

Vierschanzentournee: Kamil Stoch hielt den Goldenen Adler des Gesamtsiegers bereits zwei Mal in den Händen.
Vierschanzentournee: Kamil Stoch hielt den Goldenen Adler des Gesamtsiegers bereits zwei Mal in den Händen. © picture alliance/dpa | Georg Hochmuth

Goldbergers Geheimfavoriten: Neben den vier Topfavoriten hat Goldberger noch eine Reihe von Geheimfavoriten auf der Liste.

Daniel Huber und Stefan Kraft: „Meine österreichischen Landsleute gehören nicht zu den Top-Anwärtern, man darf sie aber nicht außer Acht lassen. Daniel springt eine sehr gute Saison und er kennt die Schanzen gut. Wenn alles zusammenpasst, kann er bei der Tournee ganz vorne mit reinspringen. Stefan hat dazu alle Voraussetzungen, aber nach der langen Corona-Pause und mit seinen Rückenproblemen wird es sicher schwer.“

Vierschanzentournee 2020/21: So sehen Sie das Skispringen-Highlight live im TV, Livestream und Liveticker

Anze Lanisek: „In all dem Chaos rund um das slowenische Team hat sich Lanisek als stabilster Slowene herauskristallisiert. Er ist ein Kandidat für die Top-5. Und wenn wirklich alles zusammenkommt, kann es auch noch weiter nach oben gehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Außenseiter am Ende die Vierschanzentournee gewinnt.“

Yukiya Sato: „Der Japaner gefällt mir grundsätzlich sehr gut, hat ein schönes Flugsystem und springt auch oft da vorne mit rein. Bei ihm sehe ich das Problem, dass er gelegentlich einen brutalen Ausreißer nach unten hat. Das darf man sich bei der Vierschanzentournee nicht erlauben. Stellt er das ab, kann es auch für ihn nach vorne gehen.“

Vierschanzentournee 2020/21: So wird der Gesamtsieger ermittelt

An der Qualifikation müssen alle Springer teilnehmen. Die 50 punktbesten Athleten qualifizieren sich für den Wettkampf. Dort treten die Springer in 25 K.o.-Duellen gegeneinander an. Der Beste der Qualifikation springt gegen den 50., der zweitbeste Qualifikant gegen den 49. Nach diesem Prinzip gestalten sich die 25 Duelle.

In die Gesamtwertung der Vierschanzentournee fließen die beiden Wertungsdurchgänge des Wettkampfes ein. Es zählen die Punkte, nicht die Meter. Die Punkte aus der Qualifikation werden in der Tournee-Gesamtwertung nicht berücksichtigt.

chiemgau24.de berichtet von allen Qualifikationen und Springen der Vierschanzentournee im Liveticker. Zudem gibt es Ergebnisübersichten und Hintergrundberichte.

Quelle: chiemgau24.de

*chiemgau24.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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