Deutscher Sportchef gerät nach „Kameltreiber“-Skandal schwer in die Kritik - „Aus fahrendem Auto“

Nach dem Kameltreiber-Skandal bei Olympia 2021 in Tokio wächst der Druck auf DOSB-Chef Alfons Hörmann. Ein Vorwurf steht im Raum.
München/Tokio - Es ist der Skandal rund um Team Deutschland bei Olympia 2021 in Tokio*. Patrick Moster, Sportdirektor beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hatte zwei Sportler beim Zeitfahren mutmaßlich rassistisch beleidigt. „Hol die Kameltreiber! Hol die Kameltreiber, komm!“, schrie er seinem 29-jährigen Athleten Niklas Arndt hinterher.
Kameltreiber-Skandal bei Olympia: Patrick Moster muss aus Tokio abreisen
Gemeint waren mutmaßlich der 34-jährige Algerier Azzedine Lagab sowie Amanuel Ghebreigzabhier (26) aus Eritrea, die beide unmittelbar vor Arndt fuhren. Die TV-Kamera hielt wiederum live auf Arndt und Moster drauf, dessen Aussagen deshalb eindeutig zu hören waren. Mittlerweile gibt es mehrere Mitschnitte davon auf der Online-Video-Plattform Youtube.
Der Weltverband UCI reagierte und suspendierte Moster nach dieser verbalen Entgleisung am Donnerstagabend (29. Juli). Schließlich schickte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den 54-Jährigen nach Hause. Bis zu den Maßnahmen waren aber rund 24 Stunden vergangen, zuvor hatte es angeblich ein klärendes Gespräch zwischen Moster und (Noch-) DOSB-Chef Alfons Hörmann gegeben.
Im Video: Nach Rassismus-Eklat bei Olympia - DOSB-Chef Hörmann erklärt Entscheidung
Aber: Nach diesem gab es wohl noch keine Konsequenzen. Erst nach dem riesigen öffentlichen Druck reagierte Team Deutschland. Der Allgäuer Hörmann verteidigte sich, man müsse „erst innerhalb der Teamführung beraten und direkt mit Moster im olympischen Dorf sprechen“ und nicht „aus einem fahrenden Auto am Telefon“. Beobachtern kam die Sanktionierung jedoch zu spät. So erklärte zum Beispiel Rad-Profi Rick Zabel, der nicht bei Olympia 2021 in Tokio* dabei ist: „Ich kann nicht verstehen, dass nach diesem Verhalten nicht sofortige Konsequenzen vom BDR oder DOSB getroffen worden sind.“
Kameltreiber-Skandal bei Olympia: DOSB-Chef Alfons Hörmann gerät in Tokio unter Druck
Nach der Suspendierung Mosters erklärte der 60-jährige Hörmann, der nach einer Führungskrise im DOSB den Verband Ende des Jahres verlässt: „Mit dieser Entgleisung hat Herr Moster gegen die olympischen Werte verstoßen. Fairplay, Respekt und Toleranz sind nicht verhandelbar.“ Jetzt steht der Delegationsleiter von Team Deutschland bei den Sommerspielen jedoch selbst mächtig unter Druck, weil er erst so spät handelte. Der „Kameltreiber“-Skandal um Patrick Moster wird die deutsche Olympia-Mannschaft weiter begleiten. (pm) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA