Biathlon: Rücktritte und heftige Streits in Frankreich - Kommt jetzt Björndalen?

Bei den französischen Biathlon-Herren herrscht große Unruhe. Die Cheftrainer treten zurück, die Athleten äußern ihren Unmut und für die Nachfolge steht eine Legende zur Debatte.
Oslo - Im französischen Biathlon steht zum Ende der Saison 2022/23 eine echte Zäsur an. Die Cheftrainer der Herren haben ihren Rücktritt erklärt, bei den Athleten herrscht sichtlich Unruhe und Ole Einar Björndalen wird als neuer Coach ins Spiel gebracht.
Patrick Favre und Vincent Vittoz waren seit 2018 für die französischen Biathlon-Herren verantwortlich. Das gelang ihnen mit großem Erfolg. Nach dem Rücktritt des Superstars Martin Fourcade im Frühjahr 2020 formten sie Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin zu Weltklasseathleten.
Biathlon: Erstmals seit 2007 ohne Einzelsieg
In der Saison 2021/22 wurde Fillon Maillet zum überragenden Athleten der Biathlon-Szene. Er gewann souverän den Gesamtweltcup und zwei Olympische Goldmedaillen. Jacquelin wurde Weltmeister und Stammgast auf dem Podium.
Vom Glanz vergangener Tage ist nichts mehr übrig. In der abgelaufenen Saison beendeten die Herren den Weltcup ohne Einzelsieg, erstmals seit 2007. Favre und Vittoz zogen die Konsequenz und traten nach den Rennen in Oslo zurück.
Biathlon. Jacquelins Depressionen sorgen für großen Knall
Dass hinter den Rücktritten mehr als ausbleibender sportlicher Erfolg steckt, wird anhand der anschließenden Entwicklungen deutlich. Offenbar hatte sich das Trainer-Duo mit den wichtigsten Athleten überworfen.
„Wir wollten unsere Arbeit fortsetzen, aber die Athleten wollten unseren Weg nicht mitgehen“, sagte Vittoz dem französischen Sender RMC. Favre ergänzte: „Sie sind es leid, immer dieselben Thematiken zu hören. Wir haben viele Ideen, die sie aber nicht umsetzen wollten. Im Sport kann man Dinge nicht erzwingen, daher sind wir nicht mehr richtig hier“.
Für Aufsehen hatten Passagen in den Statements gesorgt, in dem sie Depressionen bei Jacquelin offen ansprachen. Der 27-Jährige hatte die Saison nach der Biathlon-WM in Oberhof - wo Frankreich überraschend Staffel-Gold gewann - vorzeitig beendet. Von mentalen Problemen war die Rede, nicht aber von Depressionen.
Jacquelin reagierte auf die Veröffentlichungen sichtlich erbost. „Ohne Rücksprache eine Krankheit zu veröffentlichen, verstößt gegen die medizinische Verschwiegenheitspflicht. Depression ist eine ernste Sache. Hier geht es um den Menschen, nicht um den Athleten“ schrieb er bei Twitter und attackierte damit öffentlich seine Trainer.
Biathlon: Björndalen nicht abgeneigt - „interessante Aufgabe“
Eine weitere Reaktion seitens Favre und Vittoz blieb aus, die Trennung ist erfolgt - und das alles andere als im Guten. Vom Fachblatt ski-nordique.net wird unterdessen ein prominenter Name als Nachfolger ins Spiel gebracht. Kein Geringerer als der bis heute erfolgreichste Biathlet der Geschichte könnte die französischen Herren übernehmen.
Nach seinem Engagement beim chinesischen Verband, das nach den Olympischen Spielen 2022 endete, trat Ole Einar Björndalen einen Job beim norwegischen Fernsehen an. Dass er weiter als Trainer arbeiten wolle, hatte er stets bestätigt. „Das ist eine sehr interessante Aufgabe. Frankreich hat eine super Mannschaft mit starken Athleten und vielen Talenten“, wird Björndalen zitiert. Eine Entscheidung wird zeitnah fallen müssen. Im Mai beginnt traditionell die Vorbereitung auf die neue Saison.
Quelle: chiemgau24.de
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