NFV-Kreis Gifhorn: Standing Ovations für „Legende“ Smilowski

Ralf Thomas bleibt oberster Fußball-Funkionär im Kreis Gifhorn. Allerdings verabschiedete der 18. Kreisfußballtag auch eine Ehrenamts-Legende.
Handy zücken statt Hände hoch: Wenngleich die fehlende Internet-Verbindung an einigen Tischen zur Qual der Wahl führte und einige Stimmen nicht ins Voting miteinflossen, so herrschten am Sonnabend beim 18. Kreisfußballtag in Emmen doch eindeutige Ergebnisse bei den Wahlen zum neuen Vorstand des NFV-Kreises Gifhorn. Chef Ralf Thomas wurde, wie viele andere bekannte Gesichter auch, für drei weitere Jahre wiedergewählt. Einen hochverdienten Mitstreiter musste er allerdings schweren Herzens ziehen lassen...
Ehrenmitgliedschaft
...denn mit Hans-Dieter „Smilo“ Smilowski „verlässt eine Legende den Laden“, wurde Thomas spürbar rührselig zum Ende der Versammlung. Seit 2004 hatte der Hankensbütteler mit viel Herzblut die Position des Kreisehrenamtsbeauftragten und Vize-Vorsitzenden bekleidet, aber schon weit vorher über ein halbes Jahrhundert in unterschiedlichsten Funktionen den Gifhorner Fußball vorangebracht. Für seine Verdienste hätte das Urgestein bereits „alle Nadeln rauf und runter“ erhalten. Dennoch hielt der Kreisvorstand für sein aus Altersgründen ausscheidendes Mitglied eine ganz besondere Würdigung bereit: Smilowski wurde zum Ehrenmitglied ernannt. „Du hast Spuren hinterlassen“, unterstrich Thomas. Smilowskis Nachfolger Frank Kalinowski (Steinhorst) betonte ebenfalls: „Ich hoffe, dass ich die großen Fußstapfen ausfüllen kann.“

Weiteres neues Trio
Künftig wollen noch drei weitere neue Gesichter die Geschicke des Gifhorner Fußballs lenken. Gianni Milano folgt auf Henning Grußendorf als Vorsitzender des Qualifizierungs-Ausschusses. Ganz neu geschaffen wurde der Posten von René Hagemann als Verantwortlicher für die Vereins- und Zukunftsentwicklung. Einen Wechsel gibt es auch im Sportgericht: Kay Wesche übernimmt die Führung von Dr. Rainer Königsmann.
Die Sorge vor Corona
Ansonsten einte alle Redner am Pult wie auch die Vertreter der 50 anwesenden Vereine im Saal (Thomas: „Ich bin happy. Beim letzten Mal 2019 in Wahrenholz war ich es nicht, als ich die Anzahl der Delegierten gesehen habe“) eine große Hoffnung: Dass die kommende Saison 2022/23 in normalen Bahnen ohne erneute Corona-Unterbrechungen verlaufen möge. Die drei zurückliegenden Spielzeiten seien vom „unsäglichen Virus geprägt“ gewesen, bilanzierte Thomas. Angesichts der aktuellen Fallzahlen drückte er seine Skepsis aus, „dass es den Spielbetrieb wieder treffen könnte. Wir können nicht ahnen, was da auf uns zukommt. Eventuell überdimensional viele Spielausfälle.“ Daher habe der NFV-Kreis auch keinen Plan B in der Tasche. „Wir können heute keine Lösung dafür sagen.“
Sportstätten und Schiris als große Problemfelder
Nicht die einzige womöglich riesige Herausforderung, die vor dem Dachverband und seinen Vereinen steht. Denn der Kreissportbund-Vorsitzende Hans Herbert Böhme hatte eine schlechte Kunde im Gepäck: „Beim Sportstättenbau wird es wohl nie wieder so viel Geld geben bis bisher.“ Thomas’ süffisante Reaktion: „Diese Botschaft erschüttert mich. Ich habe noch gar keinen Sportstättenbau im Kreis erlebt, und das dann auch noch zurückzufahren... Viele Anlagen sind runtergerockt.“
Ein immerwährendes Thema ist auch das Schiedsrichter-Wesen. Thomas hatte sich Zahlen geben lassen und verdeutlichte: „Wir haben um die 3000 Spiele pro Saison und 170 Schiedsrichter auf dem Papier, wovon aber gerade einmal um die 100 pfeifen. Wie soll das gehen!?“
Keine Tabuthemen
Dabei liegt der hiesige Fußball-Kreis in anderen Themenfeldern weit vorne in Niedersachsen. Digitalisierung. Entgegen dem Trend eine steigende Anzahl an Jugendteams. E-Football. Eine breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit. Der neu gewählte Vorstand will sich darauf aber nicht ausruhen, sondern sich weiterer Aufgaben und Brennpunkte annehmen. „Neue Spielformen, Tor-Verkleinerungen, Reduzierung der Mannschaftsstärken, Einführung einer Freizeitliga oder Angebote für die älter werdenden Fußballbegeisterten dürfen kein Tabuthema sein“, hatte Thomas im Berichtsheft erklärt.
Dazu passte auch, dass der anwesende NFV-Vizepräsident Dieter Neubauer in Form einer eigenen Kindheits-Erinnerung ein Votum für das neue Kinderfußball-Konzept des DFB hielt. Damals hätten er und seine Freunde in Gifhorn mit einfachsten Mitteln und nach eigenem Dünken dem Straßenfußball gefrönt. Darauf sei auch das Konzept ausgerichtet. Mit dem Kernsatz, die Entwicklung der Jugendtrainer dahingehend bis 2025 in den Mittelpunkt zu stellen.