Nach Top-Start geht‘s für Aufsteiger TSV Brechtorf „den Bach runter“

Hier spricht der Kapitän! Im dritten Teil unseres IK-Team-Checks zieht Miguel Sartori vom TSV Brechtorf eine (persönliche) Bilanz der Hinrunde in der Fußball-Kreisliga.
Nach dem erstmaligen Aufstieg der Vereinsgeschichte nahmen die Grün-Weißen die Euphorie zunächst mit in die laufende Runde, gerieten dann jedoch in einen schier endlosen Negativstrudel. Zur Winterpause steht somit Platz zehn mit 15 Punkten und 24:37-Toren zubuche.
Die Entwicklung
Kein Wunder, dass die Gemütslage von Miguel Sartori bei der Retrospektive „zwiegespalten“ ist. Trotz eines „brutalen Auftaktprogramms“ setzte der Underdog Duftmarken. Mehr sogar: Im Goldenen Herbst sprangen vier Siege in Serie heraus. Geknüpft an Tabellenplatz vier! „Da dachte ich schon: Wow, was für eine megageile Saison! Wenn wir so weitermachen, kommen wir unter die Top 5“, konnte es Brechtorfs Spielführer selbst kaum glauben. Doch völlig unvermittelt setzte, auch bedingt durch viele Verletzungen, ein schleichender Prozess ein, der zu einer handfesten Formkrise mutierte. „Darunter hat bei uns der Konkurrenzkampf gelitten“, so Sartori, der mit einem Mal einen „immensen Unterschied“ registrierte. „Auf einmal ging es den Bach runter, wir hatten überhaupt keine Stabilität mehr drin.“ Auch der Teamspirit, über den sich der TSV definiert, ging flöten. Warum? Das kann sich Sartori „auch nicht so recht erklären“. Mit einem harmlosen 0:1 beim Spitzenreiter FC Schwülper nahm das Unheil seinen Lauf, es setzte sieben Pflichtspielpleiten in Folge mit 29 Gegentoren und dem Sturz auf Rang zehn! Dennoch sei die Stimmung nach wie vor gut.
Die Stärken
An und für sich der schon erwähnte Teamspirit. Brechtorf bringt nicht unbedingt die feine Feder aufs Grün, sehr wohl aber eine ungemeine physische Präsenz, betont der Kapitän. „Fußballerisch ist noch Luft nach oben. Wir kommen über die Zweikämpfe, pushen uns immer gegenseitig – da wird auch schon mal das Herausholen einer Ecke lautstark bejubelt, um den Gegner zu beeindrucken.“ Ein Charisma, an das der Neuling 2023 schnell wieder anknüpfen will.
Die Defizite
Es kommt nicht von ungefähr, dass Sartori jüngst eine Whatsapp-Laufgruppe eröffnet hat. Denn „ein ganz großer Punkt bei uns ist die Kondition“, legt der 28-Jährige den Finger in die Wunde. „Es war oft so, dass wir ab der 70. Spielminute kräftemäßig hinterhergehinkt sind.“ Sprich: Brechtorf wird in der Vorbereitung ordentlich Kilometer abspulen. Zudem wünscht sich der Frontmann, „dass wir wieder sicherer und selbstbewusster auf dem Platz werden, uns mehr trauen. Wenn wir das hinkriegen, packen wir den Klassenerhalt.“
Der schönste Moment
Das 4:3 am vierten Spieltag bei der SV Meinersen sei sein „absoluter Lieblingssieg“, lächelt Sartori. Weil sein Klub ohne Auswechselspieler den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer foppte. „Das war so ein Ausrufezeichen, wo alle gemerkt haben, was wir aus uns rausholen können.“
Der bitterste Moment
Dabei denkt der TSV-Leader weniger an ein Ereignis während sondern vor der Spielzeit. Der Langzeit-Ausfall von Aufstiegs-Knipser Luka Lauenroth brachte das Gefüge durcheinander. „Da ist einfach mal eine Achse von eben auf jetzt weggebrochen.“ Ansonsten gab es nicht die eine Pleite, die schmerzte. „Die Niederlagenserie an sich wurmt.“
Die Eigenleistung
Durch die Lauenroth-Lücke rutschte der etatmäßige Innenverteidiger Sartori eingangs der Serie an die vorderste Front – und erwies sich mit fünf Saisontoren als starkes Backup. Doch angesichts der Gegentor-Flut zuletzt sieht der Plan vor, dass sich der Spielführer in der Rückrunde wieder ins Abwehrzentrum begibt. Das ist ihm auch lieber. „Ich habe gemerkt, dass ich das Kapitänsamt hinten besser ausgefüllt habe. Da hat man das Spielfeld vor Augen, kann die Leute stellen. Das habe ich vorne doch ein bisschen vermissen lassen.“ In jedem Fall will Sartori sein Team auch mental mobilisieren: „Wir dürfen nicht aufhören, an uns selbst zu glauben, und müssen das aufleben lassen, was uns stark macht.“