Wie ein Gag die Wende einleitete: Werder Bremen präsentiert sich beim Sieg gegen den VfL Bochum sehr effizient

Niclas Füllkrug verrät, wie ein Witz im Mannschaftskreis des SV Werder Bremen offenbar den Grundstein für ein zitterfreies 3:0 gegen den VfL Bochum legte.
Bremen – Niclas Füllkrug ist ein Mann, der sagt, was er denkt. Und das kann manchmal ziemlich ungemütlich werden. Das jüngste Beispiel hierfür lieferte der Stürmer des SV Werder Bremen nach der auf allen Ebenen enttäuschenden 0:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt, als er mit sich und seinen Mitspielern äußerst hart ins Gericht ging. Füllkrug ist aber auch ein Mann, der Spaß versteht – und der offenbar ziemlich gut einschätzen kann, wann seine Mannschaft welche Art von Ansprache braucht. Deshalb entschied er sich kurz vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum im Kreis auf dem Platz für das volle Kontrastprogramm.
„Ich habe einen Witz erzählt“, berichtete Niclas Füllkrug später, wollte ihn gegenüber den Journalisten aber partout nicht wiederholen. Es dürfte jedenfalls einer gewesen sein, der gut ankam: Die Fernsehaufnahmen zeigten gleich mehrere grinsende Werder-Profis, als sich der Kreis wenige Augenblicke vor dem Anstoß auflöste. „Unsere Stimmung war gut“, sagte ein zufriedener Füllkrug nach dem Spiel in den Katakomben. Dass sie es zu diesem Zeitpunkt immer noch war, hatte freilich nichts mehr mit seinem Witz zu tun, sondern damit, dass Werder Bremen in einer durchaus kniffligen Situation während der 90 Minuten gegen den VfL Bochum abgeliefert hatte.
Werder Bremen nimmt sich mit Witz von Niclas Füllkrug die Anspannung - und gewinnt gegen Bochum
3:0 – dieses Ergebnis stand am Ende auf den beiden großen Anzeigetafeln des Wohninvest Weserstadions. Es täuschte zwar einerseits etwas darüber hinweg, dass die Bremer gegen Bochum keinesfalls ein Feuerwerk abgebrannt, sondern vielmehr harte Arbeit verrichtet hatten. Andererseits war es Ausdruck eines sehr reifen Werder-Auftritts, was nur sieben Tage nach der Mutlos-Vorstellung in Frankfurt absolut bemerkenswert war. „Wir haben über 90 Minuten wenig zugelassen und waren auch offensiv dahingehend verbessert, dass wir eine deutlich geringere Fehlerquote hatten“, analysierte Cheftrainer Ole Werner, der seine Mannschaft nach dem Frankfurt-Spiel ebenfalls klar und deutlich öffentlich kritisiert hatte – um gegen Bochum dann die Reaktion zu sehen, die gefordert war.
Nach einer „wilden Anfangsphase ohne Chancen“ (Werner) waren die Hausherren gleich mit ihrer ersten Möglichkeit durch Füllkrug in Führung gegangen (29.), was nicht nur den 14. Saisontreffer und damit die Einstellung des persönlichen Rekords für den Torjäger bedeutete, sondern auch eine Art Türöffner darstellte und fortan vieles leichter machte. Nochmal: Werder Bremen spielte seinen Gegner zu keinem Zeitpunkt an die Wand, bestach aber durch große Effizienz und Entschlossenheit. Zwei Eigenschaften, die während der Dienstreise nach Frankfurt im Gepäck definitiv gefehlt hatten.
Mit Chance Nummer zwei erhöhte Niklas Schmidt auf 2:0 (43.). „Wir waren sehr effizient und haben das Spiel mit den ersten beiden Toren in unsere Richtung gelenkt. Das war eine klare Verbesserung im Vergleich zu den letzten Spielen“, freute sich Ole Werner, dessen SV Werder Bremen in der 59. Minute noch das 3:0 nach einem herrlichen Freistoß unter der Bochumer Mauer hindurch von Marvin Ducksch hatte bejubeln dürfen. Danach spielte Werder die Partie souverän runter. Tabellarisch hat der Aufsteiger durch den Sieg nun alles wieder geradegerückt, was nach den beiden 0:2-Niederlagen gegen die Top-Teams aus Dortmund und Frankfurt leicht ins Wanken geraten war. Und das war extrem wichtig. Bei einem Misserfolg gegen Bochum wäre der Bremer Blick nämlich bang Richtung Keller gegangen. So sind es nun komfortable elf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, den aktuell die TSG Hoffenheim belegt. Deshalb überzeugte auch die folgende Füllkrug-Einschätzung.
Gag von Niclas Füllkrug als Spannunglöser - jetzt geht es zum FC Augsburg
„Wir können die Spiele gegen Frankfurt und Dortmund realistisch einschätzen, auch wenn von einer Mini-Krise berichtet wurde. Es ist halb so wild, wenn man diese Spiele verliert, auch wenn sich das hart anhört“, sagte der Stürmer – und erklärte: „Natürlich habe ich den Anspruch, jedes Spiel zu gewinnen, aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen und schauen, wie die Möglichkeiten sind.“ Sind sie vorhanden, „dann haben wir sie auch ziemlich oft genutzt“, betonte Niclas Füllkrug und spielte damit auf die Tatsache an, dass Werder Bremen in den Duellen gegen Teams auf Augenhöhe in der laufenden Saison bisher sehr gut dasteht. Zum Beleg: Gegen die Vereine, die aktuell auf den Plätzen 14 bis 18 stehen (Hertha, Stuttgart, Hoffenheim, Bochum, Schalke) haben die Bremer noch keine Partie verloren. „Wir haben die gleichen Ziele wie die Jungs, die da unten stehen. Und deshalb musst du sie einfach schlagen“, hielt Leonardo Bittencourt fest.
Am kommenden Spieltag bietet sich Werder Bremen nun die nächste Big-Point-Chance, wenn es auswärts gegen den Tabellen-13. Augsburg geht. „Jetzt kommt das nächste schwere Spiel. Da wollen wir von der Leistung und vom Ergebnis so weitermachen“, betonte Werner, der seine Spieler nach zwei freien Tagen am Dienstag zum Start in die neue Trainingswoche bittet. Inhaltlich dürfte es Parallelen zur vergangenen geben, denn im Vergleich zum VfL Bochum kommt der FC Augsburg laut Werner „über eine ähnliche Art und Weise von Fußball“. An den Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Spiel ändert sich also wenig. Vielleicht sollte sich Niclas Füllkrug schon mal einen neuen Witz einfallen lassen. (dco)