Dass Werder Bremen und Schalke 04 künftig nicht mehr zu den 18 besten des Landes zählen – Oliver Reck wird einige Zeit benötigen, ehe er sich daran gewöhnt hat. 2. Liga. Noch klingt das fremd. Andererseits für den Trainer des Regionalligisten SSV Jeddeloh II aber auch verheißungsvoll, denn eines Tages wieder höherklassig arbeiten, das würde Reck schon gerne. „Ich traue mir zu, die eine oder andere Liga wieder hochzusteigen, denn ich glaube, dass ich schon nachgewiesen habe, dass ich sofort Ergebnisse abliefern kann“, sagt der Mann, der bereits bei Schalke 04, dem MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf und Kickers Offenbach auf der Trainerbank gesessen hat. Oft war er als Übergangslösung, als sogenannter Interimstrainer eingesprungen, woraus in Duisburg und Düsseldorf feste Engagements wurden. Für seinen Heimatverein, den Regionalligisten Offenbach, war der Ex-Torhüter von 2016 bis 2018 in 92 Pflichtspielen als Cheftrainer verantwortlich.
Seit Winter 2019 arbeitet er nun in Jeddeloh. Wegen der Corona-Pandemie sind seitdem aber nur elf Pflichtspiele zusammengekommen. „Ich freue mich jetzt auf die neue Saison, habe alles durchgeplant“, betont Reck, macht aber andererseits auch keinen Hehl aus seinen Ambitionen: „Mein Vertrag läuft noch bis 2022. Jeddeloh würde mir aber keine Steine in den Weg legen, wenn sich für mich irgendetwas ergeben sollte.“
Irgendetwas. Damit meint Oliver Reck Angebote aus höheren Ligen, dort zieht es ihn perspektivisch hin. Was irgendwie auch kein Wunder ist. Schließlich kennt er es aus seiner Zeit als Profi gar nicht anders. In insgesamt 452 Pflichtspielen hatte der gebürtige Frankfurter zwischen 1985 und 1998 für Werder Bremen zwischen den Pfosten gestanden, war in dieser Zeit zweimal Meister, zweimal DFB-Pokalsieger sowie einmal Europapokalsieger geworden. Strahlende Statistiken. Und auch die Schalker Zahlen, zusammengetragen zwischen 1998 und 2004, haben Gewicht: 132 Spiele, zweimal DFB-Pokalsieger. So einen vergisst man nicht. Weder im Norden, noch im Pott. Und doch bleibt Reck beim Stichwort „Bundesliga-Zirkus“ schon lange nur die Rolle als Beobachter.
„Werders Ziel muss jetzt sein, eine neue Mannschaft aufzubauen mit jungen und talentierten Spielern, die die 2. Liga annehmen“, betont Reck, der die Bremer U23 als Jeddeloher Kontrahenten in der Regionalliga Nord gut kennt – und einigen Spielern aus dem Team, wie zum Beispiel Innenverteidiger Julian Rieckmann, eine Perspektive in der 2. Liga zutraut. „Werder hat da schon ein paar Jungs, die man entwickeln kann“, sagt Reck. Dass diese Spieler am Ende aber den Wiederaufstieg von Werder Bremen schultern, „ist definitiv eine Nummer zu hoch“. Da komme es auf andere Namen an. Vielleicht die Eggestein-Brüder, vielleicht Füllkrug. „Werder muss sich jetzt ganz genau überlegen, was passt – und was nicht.“ Im Tor, so sieht es der ehemalige Torhüter, sollte Stefanos Kapino seine Chance als Nummer 1 bekommen: „Ich habe ihn für Sandhausen oft spielen sehen. Er hat gezeigt, dass er in der 2. Liga konstant gute Leistungen bringen kann.“
In welche Richtung sich der Gesamtverein bewegen wird? Oliver Reck vermag es nicht zu sagen. Weiß aber: „Ganz entscheidend wird die Mitgliederversammlung im September mit den Aufsichtsratswahlen sein. Haben danach andere Personen das Sagen? Und wird der jetzt entwickelte Plan fortgeführt?“ Solche Fragen stellt sich Reck, weil ihm Werder Bremen nach wie vor am Herzen liegt.
Viel hätte vor zwei Jahren übrigens nicht gefehlt, und er wäre 21 Jahre nach seinem Abgang in Richtung Schalke 04 an den Osterdeich zurückgekehrt. Auf der Suche nach einem neuen Trainer für die U23 führte Werder Bremen damals auch gute Gespräche mit Oliver Reck, der den Posten gerne übernommen hätte. Neuer Bremer U23-Coach wurde aber Konrad Fünfstück. Reck unterschrieb ein paar Monate später in Jeddeloh, möchte das Team in der Regionalliga nun Schritt für Schritt weiterentwickeln. Und sich so wieder für größere Aufgaben empfehlen. (dco)