SV Werder Bremen nach Remis-Enttäuschung gegen 1. FC Nürnberg bereits im Schalke-Modus

Bremen – Marco Friedl sank nach dem Schlusspfiff zu Boden und hämmerte mit der Faust auf den Rasen: Nicht nur der Abwehrspieler war am Ostersonntag nach dem 1:1 (0:1) des SV Werder Bremen im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg schwer gefrustet. Denn das dritte 1:1 in Folge macht den Grün-Weißen das Aufstiegsrennen unnötig schwerer. Doch noch bevor sich vier Spieltage vor dem Saisonende Angst breitmachen konnte, stand Friedl wieder auf und machte am Stadionmikro eine klare Ansage – ermutigt von den Fans in der Ostkurve, die für einen ganz besonderen Moment im Wohninvest Weserstadion gesorgt hatten.
„Wir werden auf Schalke da sein“, versprach der Anheizer per Megafon auf seinem Podest vor der Ostkurve und blickte dabei in die Gesichter der Spieler. Die hatten sich eigentlich nur mit Applaus bei ihren treuen Fans bedanken wollen und bekamen quasi noch einen Zuschlag an Unterstützung. Die kann das Team gut gebrauchen, denn am Samstag muss der Tabellenzweite beim Spitzenreiter auf Schalke antreten. Zwei Punkte mehr als Werder Bremen haben die Königsblauen auf ihrem Konto. Und sie hauen seit dem Trainerwechsel alles weg. Mike Büskens feierte mit dem 5:2 im Spitzenspiel in Darmstadt seinen fünften Sieg in Folge.
Werder Bremen: Ole Werner kritisiert Auftritt gegen den 1. FC Nürnberg - „Haben in der ersten Halbzeit kein gutes Spiel gemacht“
Werder Bremen hat dagegen von den letzten fünf Partien nur eine gewonnen, steht aber trotzdem noch auf einem direkten Aufstiegsplatz – mit einem Punkt Vorsprung auf Rang drei (FC St. Pauli) und drei auf Rang vier (Darmstadt). Kurz nach der Aufmunterung durch die Fans wurde Marco Friedl von Stadionsprecher Christian Stoll auf die Schwere dieser Aufgabe am nächsten Samstag angesprochen und versprach: „Wir fahren nach Schalke und werden das Spiel gewinnen!“
Diese Einstellung sollte dann allerdings auch von der ersten Minute an zu sehen sein – und nicht wie so häufig in den vergangenen Wochen erst nach der Pause. Gegen den 1. FC Nürnberg war das besonders auffällig. „Wir haben insbesondere in der ersten Halbzeit kein gutes Spiel gemacht“, meinte Trainer Ole Werner und zählte die einzelnen Kritikpunkte auf: „Wir haben in puncto Zweikampfverhalten, in puncto Spielkontrolle und Rhythmuswechsel und in puncto Absicherung in der ersten Halbzeit vieles nicht gut gemacht.“ Von den Spielern gab es da keinen Widerspruch. „Wir verpennen es in der ersten Halbzeit und sind wieder in Rückstand geraten. Das darf uns nicht passieren, wir machen zu viele Fehler“, ärgerte sich Friedl.
Werder Bremen-Remis gegen den 1. FC Nürnberg: „Es geht jetzt darum, wer die Enttäuschung besser verarbeiten kann“
Der 1. FC Nürnberg nutzte diese Fahrigkeit des SV Werder Bremen. Tom Krauß luchste Marvin Ducksch in der Hälfte der Bremer den Ball ab – wenn auch hart an der Grenze zum Foul. Die Pfeife von Schiedsrichter Christian Dingert blieb aber still. Werner wollte das nachträglich nicht kritisieren: „Der Schiedsrichter hat seine Linie durchgezogen und dabei in der Zweikampfführung generell einen großzügigen Maßstab für beide Mannschaften angelegt. Also alles gut.“ Balldieb Krauß brachte Lino Tempelmann ins Spiel, den erst Milos Veljkovic mit einer riskanten Grätsche stoppen konnte. Diesmal pfiff Dingert – und auch das war völlig okay. Nikola Dovedan verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 1:0 (24.).
Und wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, wenn später Keeper Jiri Pavlenka nicht gleich zwei Mal das 0:2 gegen Lukas Schleimer verhindert (27./53.) oder Christopher Schindler völlig freistehend mehr Wucht hinter seinen Kopfball bekommen hätte (49.). Immerhin wurde Werder Bremen nach der Pause stärker, was gar nicht so sehr an Veränderungen gelegen habe, so Werner: „Wir haben nur darauf hingewiesen, was wir uns vorgenommen haben.“ Personell reagierte Werner dann aber doch, nahm nach einer Stunde Spielzeit Romano Schmid und Felix Agu runter und brachte dafür Niklas Schmidt und Mitchell Weiser. Letzterer wurde prompt zum Top-Joker, weil er nach feinem Friedl-Pass umgehend das 1:1 machte (64.).
Werder Bremen-Trainer Ole Werner betont, dass der Punkt dem SVW mehr hilft als dem 1. FC Nürnberg
Riesenjubel im mit 40.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion. Die Werder-Fans peitschten ihr Team nach vorne – und das erspielte sich zahlreiche Chancen. Doch weder Füllkrug (74.) noch Schmidt (75.), Weiser (77.) und Christian Groß (80.) bekamen die Kugel ins Tor. Ducksch traf per Kopf aus kurzer Distanz die Latte (87.). „Wir mussten da ein Powerplay überstehen“, erinnerte sich FCN-Coach Robert Klauß fast schon mit Schrecken an diese besondere Phase, die an ein Handballspiel erinnerte – so sehr belagerten die Grün-Weißen den gegnerischen Strafraum.
Klauß fand das Unentschieden deshalb gerecht, sein Kollege Werner ebenfalls, wies allerdings auch daraufhin, dass Werder der Punkt in der Tabelle mehr hilft als dem 1. FC Nürnberg. Der Club muss schließlich noch aufholen, um aufzusteigen. „Wenn ich mir die Mannschaften im Aufstiegsrennen anschaue, haben fast alle bis auf Schalke 04 in dieser Woche einen Rückschlag hinnehmen müssen“, sagte Werner und sprach damit indirekt auch das 1:1 vom FC St. Pauli in Sandhausen an: „Es geht jetzt also darum, wer die Enttäuschung besser verarbeiten kann.“ Bei Werder Bremen hat diese Verarbeitung direkt nach dem Abpfiff begonnen – mit besonderem Zuspruch aus der Ostkurve. Doch allein darauf will sich Ole Werner nicht verlassen: „Wir müssen natürlich an der absoluten Leistungsgrenze sein, um für drei Punkte infrage zu kommen. Und das waren wir heute nicht. Insofern werden wir uns steigern müssen.“ (kni)