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Werder-Verteidiger Marco Friedl wird zum Einpeitscher: „Jeder muss brennen und das Feuer in den Augen haben“

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Von: Malte Bürger

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Maskenmann Marco Friedl zeigte im Spiel des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Nürnberg eine vorbildlich kämpferische Leistung.
Maskenmann Marco Friedl zeigte im Spiel des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Nürnberg eine vorbildlich kämpferische Leistung. © gumzmedia

Bremen – Mitte der ersten Halbzeit war es, als sich Marco Friedl plötzlich an die Maske griff. Bei einem Kopfball war ausgerechnet jetzt mehr Nase als Stirn im Spiel gewesen, was ein paar neue Schmerzen verursachte. Schließlich hatte sich der Österreicher eine Woche zuvor gegen den FC St. Pauli das Nasenbein gebrochen, weshalb er überhaupt mit dem wenig schmückenden Accessoire im Gesicht verteidigen musste. Doch wie schon in Hamburg schüttelte sich Friedl kurz und spielte weiter. Bis zum Ende. Kompromisslos. Leidenschaftlich. Wenn es momentan einen Profi in Diensten des SV Werder Bremen gibt, der in der alles entscheidenden Phase der Saison mittels Körpersprache und Einsatz ein Vorbild ist, dann der Österreicher.

Marco Friedl haut sich voll rein. Ihm ist anzusehen, dass er unbedingt mit der Bundesliga-Rückkehr den fatalen Abstieg des Vorjahres ausbügeln will. Der Ehrgeiz treibt ihn an, die Wut über eigene Fehler lässt er sofort raus. Wie gegen den 1. FC Nürnberg, als ihm nach einem Ausrutscher Lukas Schleimer entwischt war und Torhüter Jiri Pavlenka gerade noch das drohende 0:2 verhindern konnte (53.). Friedl zürnte, schlug sich an den Kopf – und berappelte sich sofort. Nur wenige Minuten später leitete er mit einem Traumpass den Ausgleich des SV Werder Bremen ein.

Wer auf dem Platz derartige Taten sprechen lässt, darf auch abseits davon ein paar deutlichere Worte wählen. „Wir machen viel zu viele Fehler, verlieren zu leicht die Bälle, rücken katastrophal nach“, schimpft der Verteidiger des SV Werder Bremen über den mannschaftlichen Auftritt im ersten Abschnitt. „Man sieht ja zum Beispiel, dass Schalke die direkten Duelle gewinnt und wir spielen sie eben unentschieden. Mit Siegen hätten wir die Chance gehabt, uns ein bisschen abzusetzen und deswegen müssen wir jetzt gewinnen, damit wir wieder mittendrin sind.“

Werder Bremen: Marco Friedl fordert „Feuer in den Augen“ gegen den FC Schalke 04

Noch vor einigen Monaten hätten ihm viele Fans derart markige Aussagen nicht mehr abgekauft. Oder sie aus Wut einfach überhört. Marco Friedl wollte im Sommer wechseln, mit Union Berlin schien alles klar. Obwohl er fit war, ließ er sich Ende August vor dem Heimspiel gegen Hansa Rostock sogar aus dem Kader streichen. Der Transfer platzte, den Imageschaden nach dem Streik gab es gratis. Friedl hat sich in der Folge mehrmals entschuldigt – und mit etlichen guten Leistungen für Werder Bremen das Vertrauen der Anhängerschaft ganz langsam zurückgewonnen.

Da passte es ins Bild, dass die Fans gerade jetzt noch einmal eine besondere Aktion initiierten. Kurz nach dem Schlusspfiff ließen sie die Mannschaft in die Ostkurve kommen, um die volle Unterstützung auszudrücken und sie gleichzeitig für die Partie des SV Werder Bremen bei Spitzenreiter FC Schalke 04 am kommenden Samstag (13.30 Uhr, DeichStube-Live-Ticker) in die Pflicht zu nehmen. „Der Support der Fans hilft, es ist schön, wie sie hinter uns stehen“, lobt Marco Friedl, dem aber auch die harscheren Worte aus dem Block gefielen. „Sie haben auch gesagt, dass wir Gas geben und alles reinhauen müssen – und damit haben sie Recht. Jeder muss brennen und das Feuer in den Augen haben.“

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Marco Friedl von Werder Bremen fordert vor Schalke 04-Spiel: „Müssen alle eine Schippe drauflegen“

Der 24-Jährige will dabei als gutes Beispiel vorangehen. Das hat auch Clemens Fritz, Werder Bremens Leiter Profifußball registriert. „Man sieht, wie er Verantwortung übernimmt und sich reinhängt“, sagt er auf Nachfrage der DeichStube. „Auch der Nasenbeinbruch und seine Maske bringen ihn da nicht aus dem Konzept. Marco zieht voll durch.“ Allerdings muss Friedl aufpassen, gegen den „Club“ sah er schon die neunte Gelbe Karte in dieser Saison, als er in höchster Not einen gegnerischen Konter unterband. Bei der nächsten Verwarnung ist die zweite Sperre fällig.

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Doch dieses Risiko wird er auch gegen Schalke 04 in Kauf nehmen. Weil er partout nicht erleben will, dass die viel gelobten Siegesserien und Aufholjagden des SV Werder Bremen am Ende nichts wert sein könnten. „Es sind nur noch vier Spiele und wir haben uns so zurückgekämpft, von zwölf Punkten hinter St. Pauli bis zur zwischenzeitlichen Tabellenführung“, erinnert Marco Friedl nach dem Nürnberg- und vor dem Schalke-Spiel. „Jetzt haben wir die Chance, jetzt müssen wir auch zupacken und alle eine Schippe drauflegen, sonst wird das nichts mehr.“ Notfalls halt mit weiteren Schmerzen im Gesicht. (mbü)

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