„Will zeigen, dass ich wichtig bin“: Ex-Werder-Profi Jojo Eggestein hat bei St. Pauli einen schweren stand – und will sich durchbeißen

Seit dem Trainerwechsel beim FC St. Pauli läuft es wieder für die Kiezkicker. Sie gewannen im neuen Jahr jedes Spiel. Ein Profi, der diesem Aufschwung zum „Opfer“ fiel, ist der Ex-Profi des SV Werder Bremen, Johannes Eggestein. Stand jetzt, will sich der Stürmer dennoch bei den Hamburgern durchbeißen.
Bremen/Hamburg – Die Flanke kam punktgenau, Jackson Irvine konnte im Strafraum also das tun, was er besonders gerne tut: hochsteigen und ein Tor erzielen. In der 26. Minute köpfte der Australier in Diensten des Zweitligisten FC St. Pauli seine Mannschaft am vergangenen Sonntag zum 1:0-Erfolg über den Erzrivalen Hansa Rostock – ein Moment, der das Millerntorstadion augenblicklich überkochen ließ, der Johannes Eggestein allerdings eine persönliche Bestmarke kostete. Mit fünf Saisontreffern war der Ex-Profi des SV Werder Bremen bis dato der alleinige Top-Torjäger seines Vereins gewesen, jetzt teilt er sich den internen Platz eins mit Irvine, was grundsätzlich natürlich kein Problem darstellt. Die Sache ist nur: Dafür, dass Eggestein demnächst wieder nachlegt, spricht derzeit ziemlich wenig, weil er im Jahr 2023 so gut wie gar nicht mehr berücksichtigt wird. Und so kommt es, dass sich der 24-Jährige einmal mehr mit einer komplizierten Phase in seiner Karriere konfrontiert sieht. Wie er damit umgeht und wie er heute auf seinen Abschied aus Bremen zurückblickt, hat Eggestein gegenüber der DeichStube erklärt.
Ehemaliger Werder Bremen-Profi Johannes Eggestein bei St. Pauli nach gutem Start außen vor
Im vergangenen Sommer war der Stürmer von Royal Antwerpen aus Belgien zurück nach Deutschland zum FC St. Pauli gewechselt – sein Ziel: „Ich wollte einen Verein finden, bei dem ich mich längerfristig sehe.“ Als dann die Offerte aus Hamburg kam, musste Johannes Eggestein nicht lange überlegen. „St. Pauli steht dafür, gute Arbeit zu leisten und Spieler weiterzuentwickeln. Deshalb bin ich nach wie vor sehr froh, hier zu sein“, sagt der gebürtige Hannoveraner, für den die laufende Saison auch blendend begann. Bereits drei Treffer hatte der ehemalige Spieler von Werder Bremen nach den ersten vier Partien auf dem Konto, gehörte unter Trainer Timo Schultz bis zum zehnten Spieltag stets der Startelf an. Weil die Tore aber schon länger ausgeblieben waren und generell St. Paulis Ergebnisse nicht mehr passten, ging es für den Neuzugang Anfang Oktober auf die Bank. Im letzten Spiel des Jahres 2022 meldete er sich beim 4:4 gegen den Karlsruher SC dann aber eindrucksvoll mit einem Doppelpack und einer Vorlage zurück. Seitdem ist er außen vor.
„In der Winterpause gab es bei uns viele Veränderungen“, sagt Johannes Eggestein, dessen Trainer seit Anfang Dezember nicht mehr Timo Schultz, sondern Fabian Hürzeler heißt. Der ehemalige Co-Trainer wurde mit der Aufgabe betreut, St. Pauli raus aus dem Tabellenkeller zu führen, und tut das mit beachtlichem Erfolg. Fünf Siege in fünf Spielen stehen für Hürzeler zu Buche, Eggestein hat der 30-Jährige dabei ganze sieben Minuten lang (als Joker gegen Hannover) eingesetzt.
„Das war ein kleiner Schock“: Ex-Werder Bremen-Profi über die Ausbootung bei St. Pauli
„Für die Mannschaft läuft es im Moment sehr gut, aber dass ich als Einzelperson auf einmal nicht mehr viel spiele, hat mich schon überrascht. Das war ein kleiner Schock“, sagt Johannes Eggestein – und betont: „Denn ich habe natürlich den Anspruch, von Anfang an zu spielen, zumal ich die Hinrunde erfolgreich beendet und dadurch wieder ein gutes Gefühl bekommen habe.“ St. Pauli verpflichtete im Winter in Elias Saad, Maurides Roque und Oladapo Afolayan trotzdem drei neue Offensivkräfte. Entmutigen lassen möchte sich der Ex-Profi des SV Werder Bremen davon aber nicht.
„Ich weiß, wie ich mit solchen Situationen umgehen muss. Ich sehe ja auch, dass wir zuletzt mit der Siegesserie einen großen Schritt gemacht haben. Es gibt also eine Berechtigung, an den Spielern, die gerade spielen, festzuhalten“, sagt der Ex-Spieler von Werder Bremen, ehe er festhält: „Meine Aufgabe ist es, mich weiter im Training anzubieten und professionell zu sein.“ Grundsätzlich sieht Johannes Eggestein seine Zukunft nämlich weiterhin am Millerntor: „Es gab bei mir in den letzten Jahren viel Hin und Her. Jetzt möchte ich nicht nach einem halben Jahr schon wieder darüber nachdenken, was im nächsten Jahr kommt. Ich möchte Konstanz und sehe aktuell keinen Grund, im Sommer schon wieder etwas Neues anzufangen.“ Das hatte er in den vergangenen Jahren des Öfteren tun müssen.
„Ganz im Gegenteil“ - Johannes Eggestein hätte auch mit Werder Bremen 2. Bundesliga gespielt
Nachdem es für Johannes Eggestein als Leihspieler beim Linzer ASK in Österreich sehr gut gelaufen war, sortierte ihn Werders damaliger Trainer Markus Anfang nach der Rückkehr im Sommer 2021 überraschend aus. „Das war sehr schade. In bin in Bremen groß geworden und wäre gerne geblieben“, erinnert sich Eggestein. „Es war nicht so, dass ich gesagt hätte, dass ich nicht für Werder Bremen in der 2. Liga spielen will. Ganz im Gegenteil.“
Der Kontakt nach Bremen ist bis heute da, zu Freunden in der Stadt oder zu ehemaligen Mitspielern wie Marco Friedl und Ilia Gruev. Auch dass Werder Bremens Niklas Schmidt zu Jahresbeginn öffentlich machte, dass er mit mentalen Problemen zu kämpfen hat, ist Eggestein nicht entgangen: „Wir kennen uns gefühlt seit der Kindheit. Ich habe ihm sofort geschrieben, denn ich fand seinen Schritt großartig und sehr emotional.“ Rein sportlich verfolgt der Stürmer die Bremer Auftritte aber nur noch beiläufig – er hat in Hamburg ja auch genug zu tun. „Wir wollen unsere Serie fortsetzen“, sagt Johannes Eggestein mit Blick auf den FC St. Pauli, und natürlich möchte er möglichst bald wieder aktiv dazu beitragen: „Wenn ich wieder mehr Einsatzminuten bekomme, will ich zeigen, dass ich wichtig für diese Mannschaft bin.“ (dco)