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Bleibt er, wenn Bremen aufsteigt? Werder-Torwart Jiri Pavlenka im DeichStube-Interview: „Das kann ich mir gut vorstellen“

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Von: Björn Knips

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Jiri Pavlenka ist „wieder glücklich“: Der Torwart des SV Werder Bremen im DeichStube-Interview. (Archivbild)
Jiri Pavlenka ist „wieder glücklich“: Der Torwart des SV Werder Bremen im DeichStube-Interview. (Archivbild) © gumzmedia

Bremen – Verletzt in die Saison gestartet, daraufhin zur Nummer zwei degradiert und seit Ende Oktober doch wieder Stammkraft – keine Frage: Torhüter Jiri Pavlenka erlebt beim SV Werder Bremen auch persönlich betrachtet eine ereignisreiche Spielzeit. Im Interview mit der DeichStube hat der 29-jährige Tscheche erklärt, warum er nun wieder glücklich ist, was ihm seine jüngste Glanzparade aus dem Spiel gegen Hansa Rostock bedeutet und dass er sich gut vorstellen kann, im Falle eines Aufstiegs in Bremen zu bleiben.

Jiri Pavlenka, wie oft schauen Sie zurzeit auf Ihr Handy?

Alle 30 Sekunden (lacht).

Ihre hochschwangere Frau ist in Tschechien, Sie hier in Bremen – wie schwer macht es das für Sie und Ihre Familie?

Ich freue mich sehr auf unser zweites Kind. Natürlich ist die Situation nicht einfach, ich wäre jetzt gerne bei meiner Frau. Aber so ist es besser, weil in Tschechien immer jemand bei ihr sein kann. Das wäre in Bremen anders.

(Verfolgt das Heimspiel des SV Werder Bremen gegen den FC Ingolstadt im Live-Ticker der DeichStube!)

Jiri Pavlenka im DeichStube-Interview: Torwart von Werder Bremen hat sein Glück zurück

Wie wäre es mit einem Monat Erziehungsurlaub?

Nein, nein, das geht doch nicht. Ich muss und will spielen. Aber wenn das Kind kommt, möchte ich schon gerne nach Tschechien fliegen und meine Frau unterstützen.

Trainer Ole Werner wird dafür sicher Verständnis haben. Was hat sich für Sie unter dem neuen Coach verändert?

Ich mag seine Art, er ist sehr ruhig. Nach den Spielen gibt es keine große Euphorie, sondern wir schauen, was gut war und was nicht. Er will uns zudem in jedem Training besser machen, das finde ich gut.

Aber wollen Sie sich nach einem Sieg nicht richtig freuen?

Natürlich, wir sind dann auch glücklich. Aber wir müssen gucken, was gut und was nicht so gut war. Wie gesagt: Wir wollen immer besser werden, das treibt uns an.

Seitdem Sie wieder die Nummer eins sind, gab es in elf Spielen nur eine Niederlage und acht Siege. In den elf Partien davor waren es vier Niederlagen und vier Siege. Welchen Anteil haben Sie am Aufschwung?

Die ganze Mannschaft spielt besser, ich stehe ja nicht alleine auf dem Platz. Wir haben wirklich eine sehr gute Mentalität gezeigt. Die ist gerade in der 2. Liga sehr wichtig, da geht es nicht so sehr um schönen Fußball, manchmal ist es einfach nur Kampf. Wir haben gezeigt, dass wir auch gewinnen können, wenn es mal nicht so gut läuft.

Sie haben die Szene von Ihrer Glanzparade in Rostock kürzlich selbst auf Ihrem Profil bei Instagram veröffentlicht. Wie wichtig sind Ihnen solche Momente als Torwart?

Es ist ja mein Job, solche Bälle zu halten. Ich will der Mannschaft helfen. Und kurz vor unserem eigenen Tor zum 2:0 war das schon ein wichtiger Moment für uns. Natürlich auch für mich, so etwas tut ja jedem Spieler gut. Niclas Füllkrug war auch mal in einer für ihn nicht so glücklichen Situation – und jetzt ist er einer der wichtigsten Spieler für uns.

Gegen Hannover und Paderborn sind Sie von fiesen Weitschüssen überrascht worden. Was war da los?

Gegen Hannover habe ich zu hoch gestanden, weil ich beim Freistoß helfen wollte. Dann hat er den Ball wirklich sehr gut getroffen. Gegen Paderborn – ja, das war wirklich ein überragendes Tor. So ein Tor kann auch nur ich kriegen (lacht). Natürlich haben wir das analysiert, ich weiß, was ich hätte besser machen können. Aber es bringt nichts, andauernd über diese eine Situation nachzudenken, es muss weitergehen.

Was möchten Sie in Ihrem Spiel noch verbessern?

Einfach alles! Ich bin erst 29 Jahre alt, ich will noch ein paar Jahre spielen. Deswegen versuche ich, mich jeden Tag zu verbessern.

Wechsel? Oder verlässt Torwart Jiri Pavlenka den SV Werder Bremen doch nicht im Sommer?

Erst haben Sie den Status der Nummer eins an Michael Zetterer verloren, inzwischen stehen Sie wieder im Tor. Wie wirkt sich das auf die Zusammenarbeit aus?

Für einen Torwart ist es richtig schwierig, wenn du nicht spielst. Mein ganzer Sommer war nicht einfach. Ich war zwei Monate verletzt, wollte dann spielen, aber Zetti hatte seine Sache gut gemacht. Der Trainer wollte nicht wechseln. Ich musste meine neue Rolle erst akzeptieren, was nach vier Jahren als Nummer eins echt schwierig war.

Früher haben Sie stets betont, wie glücklich Sie mit Ihrer Familie in Bremen sind. Im Spätherbst klang das dann ganz anders, obwohl Sie wieder gespielt haben. War das noch der Frust wegen Ihrer Degradierung zum Ersatzmann?

Diese Phase war schon besonders für mich – nicht nur wegen Fußball, sondern auch wegen anderer Dinge in meinem Leben. Ich hatte nicht mehr dieses Glück, wie ich es mir vorstelle. Jetzt ist wieder alles in Ordnung und ich kann sagen: Ich bin wieder glücklich.

Mögen Sie erzählen, worum es dabei ging?

Nein, das ist meine private Sache, darüber möchte ich nicht weiter sprechen.

Ihr Vertrag läuft Ende Juni aus und Sie haben mal gesagt, dass Sie sich ein weiteres Jahr in der 2. Liga nicht vorstellen können. Muss Werder Bremen also aufsteigen, damit Sie bleiben?

Es ist unser Ziel, wieder aufzusteigen. Dafür geben wir alles und dabei konzentrieren wir uns immer nur auf das nächste Spiel – und das ist jetzt Ingolstadt. Was im Sommer passiert, kann ich noch nicht sagen. Meine Zukunft ist offen.

Also bleiben Sie, wenn Werder aufsteigt?

Das kann ich mir gut vorstellen – und ich habe ja auch gesagt: Ich will mit Werder aufsteigen und Werder wieder in der 1. Liga sehen.

Sie wollen sicher auch Ende März mit Tschechien in den Playoffs um die WM-Teilnahme spielen. Wie sind Ihre Chancen?

Ich stehe in Kontakt mit unserem Nationaltrainer Jaroslav Silhavy. Wir werden sehen. Es wird auf jeden Fall nicht einfach. Wir spielen erst gegen Schweden, das ist ein 50:50-Spiel. Und danach müssen wir auch noch gegen Polen oder Russland gewinnen. Aber wenn du zur WM willst, musst du das schaffen.

DeichStube-Interview: Torhüter Jiri Pavlenka will unbedingt mit Werder Bremen in die Bundesliga aufsteigen

Zurück zu Werder: Was sagt Ihnen der Name Otto Rehhagel?

Den kenne ich natürlich.

Wie wichtig ist es für die Mannschaft, dass Trainer Ole Werner am Samstag mit dem achten Sieg in Folge Rehhagels Startrekord von 1981 einstellen kann?

Siege sind für uns wichtig und nicht irgendwelche Rekorde. Wir konzentrieren uns nur auf unser Spiel. Das spürt man auch im Training. Keiner von uns denkt, es läuft von alleine.

Nach zwei ganz schwierigen Jahren mit sehr vielen Niederlagen und am Ende auch noch dem bitteren Abstieg – wie fühlt sich da der Druck an, eigentlich gleich wieder aufsteigen zu müssen?

Das ist sicher angenehmer, als um den Klassenerhalt zu spielen. Aber für unser Ziel müssen wir weiter Woche für Woche hart arbeiten. (kni)

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