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Ex-Bremer Heiko Scholz jetzt Co-Trainer in Dresden: „Werder zieht immer noch in dieser Region“

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Früher Spieler bei Werder Bremen, heute Co-Trainer bei Dynamo Dresden: Heiko Scholz.
Früher Spieler bei Werder Bremen, heute Co-Trainer bei Dynamo Dresden: Heiko Scholz. © IMAGO / Sven Simon, IMAGO / Picture Point LE

Dresden – Als „bärenstarke Mannschaft“, die im Aufstiegskampf mitmischen werde, bezeichnet Heiko Scholz das aktuelle Team des SV Werder Bremen. Der frühere Bremer Profi, von 1995 bis 1997 in 52 Spielen für Werder aktiv, arbeitet seit gut zwei Jahren als Co-Trainer bei Dynamo Dresden – und trifft nun auf seinen Ex-Verein.

Im Interview mit der DeichStube analysiert der 55-Jährige die Lage beim Aufsteiger, beleuchtet die 2. Bundesliga, die er als „hartes Brett“ sieht, und beurteilt Werders Rolle als Favorit. Heiko Scholz wünscht sich dabei, „dass der Club möglichst schnell wieder aufsteigt“.

Heiko Scholz, haben Sie sich das Nordderby angeschaut?

Natürlich! Weil wir nun gegen Werder spielen, war das Pflicht.

Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?

Da sind zwei bärenstarke Mannschaften aufeinander getroffen. Werder war der unglückliche Verlierer, weil das Spielglück gefehlt hat. Wenn die Bremer eine ihrer drei Chancen in der Endphase nutzen, kann es noch mal eng für den HSV werden. Hamburg hat auch bewiesen, dass die Mannschaft zusammenwächst und gut ist.

Zählen Bremen und Hamburg zu den Aufstiegsfavoriten?

Auf jeden Fall, beide sind für mich ganz vorn dabei.

Wer noch?

Paderborn, das habe ich im Spiel gegen uns gesehen, ist zu beachten. Das Team steht zurecht dort oben.

Verfolgt das Zweitliga-Spiel Werder Bremen gegen Dynamo Dresden im Live-Ticker der DeichStube!

Co-Trainer Heiko Scholz vor Dynamo Dresden gegen Werder Bremen: „So konnten wir überraschen“

Und Schalke, der zweite Absteiger aus der Bundesliga?

Schalke hat nicht nur einen großen Namen, der Club wird auch mitmischen. Doch es gilt abzuwarten, ob es am Ende reicht. Die Schalker haben eine ordentliche Offensive, doch in der Abwehr sind sie vielleicht zu dünn besetzt.

Was ist mit Regensburg, dem Verein, der sich überraschend in der Spitzengruppe eingenistet hat? Können sich die Bayern auf Dauer dort halten?

Die Mannschaft funktioniert ganz gut, hat mit Mersad Selimbegovic einen guten Trainer. Doch auf Sicht gesehen, wird es schwierig, im Rennen um die ersten Plätze mithalten zu können. Doch vielleicht, wer weiß? Es hat immer wieder Überraschungsteams gegeben in der 2. Liga, möglicherweise ist nun Regensburg an der Reihe.

Auch Dresden stand nach vier Spieltagen bestens da, dann folgte der Absturz mit drei Niederlagen in Folge. Ist die Mannschaft nun sozusagen in der Spielklasse angekommen?

Wir haben das alles gut einordnen können und die ersten Siege und Punktgewinne interpretiert als die notwendigen Etappen auf dem Weg zum Klassenverbleib. Zu Beginn haben wir gute Leistungen abgeliefert, eventuell haben uns die Gegner nicht ganz ernst genommen. So konnten wir überraschen.

Ist nun vorerst die Luft raus?

Das glaube ich nicht. In Heidenheim und in Darmstadt kann man verlieren. Das sind gestandene Zweitliga-Truppen, wo es nicht einfach ist. Wir lassen nun den Kopf nicht hängen, zumal unsere Zwischenbilanz so schlecht nicht ist. Platz zehn zum jetzigen Zeitpunkt ist aller Ehren wert. Darauf können wir aufbauen. Wir gehen mit Zuversicht in die nächsten Spiele, auch in die Begegnung gegen Werder.

Wie ist die Ausgangslage bei Dynamo?

Leider beklagen wir momentan viele Ausfälle. Julius Kade ist nach der Ampelkarte gesperrt. Zu Wochenbeginn haben wir die Nachricht erhalten, dass sich Panagiotis Vlachodimos einen Kreuzbandriss zugezogen hat – wie auch Tim Knipping vor geraumer Zeit.

Dynamo Dresden-Co-Trainer Heiko Scholz wünscht Ex-Club Werder Bremen schnellstmöglichen Aufstieg

Ist die Euphorie bei den Fans nach dem Aufstieg wieder verflogen?

Auf keinen Fall, die Stimmung bei den Anhängern ist weiter gut. Alle freuen sich auf das Spiel am Sonntag. Werder Bremen zieht immer noch in dieser Region. Das Stadion mit dem reduzierten Fassungsvermögen wird ausverkauft sein.

Ihr Ex-Club ist zu Gast. Wie haben Sie den Abstieg von Werder verfolgt? Haben Sie mitgelitten?

Das wäre zu viel gesagt. Aber ich habe natürlich den Abstiegskampf intensiv verfolgt. Meine Meinung: Der Niedergang hat sich abgezeichnet. Doch Bremen gehört in die erste Liga. Daher wünsche ich Werder, dass der Wiederaufstieg so schnell wie möglich klappt. Das Spiel gegen Dynamo dürfen sie ruhig noch verlieren, dann können sie bis auf das Rückspiel alles gewinnen.

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern an der Weser?

Ich spreche öfter mit Thomas Wolter. Wir tauschen uns aus über Spieler aus den Amateurligen. Marco Bode habe ich zuletzt bei einer Feier getroffen.

Und was ist mit Norbert Meier, Ihrem ehemaligen Chef beim MSV Duisburg, wo Sie als Co-Trainer engagiert waren?

Norbert hatte am Montag Geburtstag. Ich habe ihm in aller Frühe gratuliert, noch vor der ersten Trainingseinheit. Unser Kontakt ist nie abgerissen.

Als Norbert Meier bei den Duisburgern entlassen wurde, sind Sie damals als Interimstrainer eingesprungen. Das Angebot, länger als Cheftrainer bei den Zebras zu arbeiten, sollen Sie ausgeschlagen haben, wie es heißt. Warum wollten Sie kein Chef sein, nur in der zweiten Reihe arbeiten?

Das steht überall im Internet, es wird überall erzählt, doch es ist nicht die Wahrheit. Ich hatte nie das Angebot, Chef beim MSV zu werden. Nach meiner Übergangszeit, als ich eingesprungen bin, haben sie Peter Neuerurer verpflichtet. Der Präsident, zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, wollte, dass ich lieber als Assistent bleibe. So sind es siebeneinhalb Jahre im Ruhrpott geworden , ich hatte dort eine überaus glückliche Zeit.

Co-Trainer Heiko Scholz von Dynamo Dresden: „Die Favoriten müssen auf der Hut sein - auch Werder Bremen“

Cheftrainer sind Sie dann später ja andernorts geworden...

Richtig, erst bei Viktoria Köln, danach bei Lokomotive Leipzig und bei Wacker Nordhausen. In der Regionalliga hatte ich großen Erfolg. Als Nordhausen Insolvenz angemeldet hat, suchte Dynamo Dresden einen Co-Trainer. So bin ich hier gelandet, ich bin zufrieden.

Was halten Sie von der angeblich stärksten 2. Liga aller Zeiten?

Diesen Spruch höre ich schon seit fünf Jahren. Doch im Ernst: Es ist schon extrem in dieser Spielzeit, es ist nochmal eine Steigerung. Die großen Namen wie Bremen und Schalke, neben Hamburg, Nürnberg und Düsseldorf, die nun schon länger dabei sind, ziehen gewaltig und lassen dass Interesse wachsen. Für uns in Dresden ist es natürlich ein Traum, in dieser Spielklasse dabei zu sein – für uns Aktive, aber auch für die Fans.

Die Ausgeglichenheit der Spielklasse wird neben der besonderen Spielart, die verlangt wird, um Erfolg zu haben, stets hervorgehoben. Stimmt das?

Völlig richtig, die 2. Liga ist schon ein hartes Brett. Im Handumdrehen steigt niemand auf. Fragen Sie nach beim HSV, der sich jetzt im vierten Jahr abstrampelt. Es ist so, dass jeder jeden schlagen kann. Die Favoriten müssen jederzeit auf der Hut sein. Das gilt auch für Werder, wenn die Mannschaft am Wochenende zu uns kommt.

Kann Dresden den Klassenerhalt schaffen?

Es ist machbar, doch es muss bei uns alles passen. Dynamo gehört in den bezahlten Fußball. Die Bedingungen mit dem fantastischen Stadion und dem hochklassigen Nachwuchsleistungszentrum sind hervorragend.

Leipzig und Union Berlin ganz oben, dann Aue, Rostock und Dresden. Wie bewerten Sie die Lage des Fußballs im Osten?

Es sieht nicht so schlecht aus. Es ist eine gewisse Erholung eingetreten, was den Fußball in den neuen Bundesländern anbelangt. Das zeigt sich auch in der 3. Liga, wo sich Magdeburg gut platziert hat, Halle auf dem Vormarsch ist und Zwickau sich behaupten will. (hgk) Auch interessant: Mit dieser überraschenden Startelf-Aufstellung könnte Werder Bremen gegen Dynamo Dresden spielen!

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