Viele Ballkontakte, hohe Laufleistung, starke Passquote: Christian Groß ist Werders unscheinbarer Antreiber

Bremen – Das Spiel gegen Dynamo Dresden hatte noch gar nicht begonnen, da hatte Christian Groß am Sonntag schon das erste dicke Lob eingeheimst, ausgesprochen von seinem gesperrten Teamkollegen Romano Schmid. „Grosso ist richtig wichtig für unsere Mannschaft, gerade für die offensiven Achter, die direkt vor ihm spielen“, hatte der Österreicher kurz vor dem Anstoß am TV-Mikrofon über Groß gesagt – und der wiederum sollte Schmids Aussage während der folgenden 90 Minuten eindrucksvoll bestätigen. Auch wenn sein großes Ziel dabei einmal mehr unerreicht blieb.
Im defensiven Mittelfeld des SV Werder Bremen sorgte Christian Groß mit seiner unaufgeregten Spielweise einmal mehr für Ordnung. Zwar hatte auch er während Werders kollektiv schwacher Anfangsphase Probleme, in die Partie zu finden, trug dann aber maßgeblich dazu bei, dass die Hausherren nach dem frühen Rückstand die passenden Antworten lieferten. „Ich glaube, dass bei unserer Mannschaft allgemein viel in die richtige Richtung läuft“, sagte Groß nach dem Spiel. Und fügte betont zurückhaltend an: „Ich trage meinen Teil dazu bei und versuche einfach, dem Team das Bestmögliche zu geben.“
Werder Bremen: Sechser Christian Groß überzeugt auch gegen Dynamo Dresden
Gegen Dynamo Dresden waren das unter anderem 11,7 Kilometer Laufleistung (kein Bremer lief mehr), 83 Ballkontakte, die nur von Mitchell Weiser getoppt wurden (111) sowie eine Passquote von 86 Prozent, was gemeinsam mit Leonardo Bittencourt Bremer Bestwert bedeutete. Zudem bereitete der 33-Jährige Niclas Füllkrugs Treffer zum 2:1 per herrlicher Flanke vor. Groß’ Zweikampfquote war mit nur 38 Prozent gewonnener Duelle zwar dürftig, ist aber auch damit zu erklären, dass der 33-Jährige früh die Gelbe Karte gesehen und sich danach in den Duellen entsprechend zurückgehalten hatte. Seine insgesamt gute Vorstellung für Werder Bremen trübte das nicht.
„Grosso bringt viel Klarheit und Ruhe auf den Platz“, betonte Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz, „er hat einfach dieses Gefühl dafür, wann man mal auf den Ball treten muss, um das Tempo zu reduzieren“. Spektakulär sieht das in den allermeisten Fällen eher nicht aus. Auch wenn Christian Groß zuletzt durchaus technische Finessen in sein Spiel eingestreut hat – im Rampenlicht stehen nach den Partien meist andere. „Für mich ist Grosso stark unterschätzt“, sagte Fritz.
Werder Bremen mit Christian Groß deutlich erfolgreicher als ohne - „Grosso ist unheimlich wichtig“
Und er hielt fest: „Wenn man seine Entwicklung während der vergangenen Jahre sieht, dann ist die durchweg positiv. Grosso ist unheimlich wichtig für uns. Das hat man auch in der Hinrunde gesehen, als er wegen seiner Knie-Verletzung lange nicht dabei war.“ Zahlen, die diese Einschätzung belegen: In den bisher fünf Spielen ohne Christian Groß holte Werder Bremen in dieser Saison 0,8 Punkte im Schnitt, in den 20 Partien mit ihm waren es durchschnittlich 2,2.
Und trotzdem gibt es da diese eine Sache, die Christian Groß noch fehlt, die ihm in nunmehr 63 Pflichtspielen für die Werder-Profis noch immer nicht gelungen ist: ein Tor. „Ich hoffe doch, dass es bald auch mal dafür reicht“, sagte der Routinier des SV Werder Bremen nach dem Heimsieg gegen Dynamo Dresden, um im nächsten Augenblick aber sofort wieder den Teamplayer durchblicken zu lassen: „Aber eigentlich ist es auch egal, wer die Tore für uns schießt.“ (dco)