Am Sonntag gastiert Werder in Köln, und eigentlich müsste sich Matthias Hönerbach jetzt schwer ins Zeug legen für den FC. Für Köln. Für seine Stadt, in der er einen kleinen Laden, ein Büdchen, betreibt. Aber: Hönerbach ist skeptisch. „Ich sehe die Chancen auf den Klassenerhalt für den FC nicht so gut wie viele andere. Denn die Mannschaft hat einen Null-Sturm. Da ist niemand, der Tore machen kann.“ Simon Terodde, Anthony Modeste und Jhon Cordoba wurden abgegeben, in Sebastian Andersson ist der geholte Ersatz schon lange verletzt. Und Winter-Neuzugang Emmanuel Dennis, „der angebliche Highlight-Stürmer“ (Hönerbach), ist bislang „noch keine Hilfe“. Dass Sportchef Horst Heldt zudem an Trainer Markus Gisdol festhält, sei diskutabel, meint Hönerbach: „Darüber lässt sich streiten, aber Gisdol hat es mit dem vorhandenen Personal auch nicht so leicht.“
Für Owomoyela ist der 1. FC Köln „immer eine Wundertüte“ und aktuell „ein größerer Brandherd“ im Abstiegskampf. Dass Gisdol bisher seinen Job behalten hat, freut den Ex-Nationalspieler jedoch uneingeschränkt: „Ich bin ein Freund davon, die Schuld nicht immer gleich beim Trainer zu suchen.“
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Der große Überraschungsgast im Tabellenkeller. Erwischt es die Hertha am Ende, weil die Mannschaft nicht für den Abstiegskampf zusammengestellt wurde? „Jetzt ist der Moment gekommen, an dem Fußballer entweder das Messer zwischen die Zähne nehmen oder aber in Schockstarre verfallen – ich bin mir noch nicht sicher, welchen Charakter das Berliner Team hat und ob schon alle wissen, wie prekär die Lage ist“, sagt Owomoyela.
In diesem Punkt ist Hönerbach klarer in der Meinung. Seine Kritik: „Die Hertha hat exzellente Einzelspieler, aber keine Mannschaft. Es kann der beste Trainer nichts machen, wenn die Spieler nicht bereit sind, sich für die Mannschaft zu opfern.“ Das habe Bruno Labbadia zu spüren bekommen, „und bei Pal Dardai sieht es ähnlich aus. Für die Hertha wird es ganz eng.“ Kein Widerspruch von Owomoyela bezüglich der Prognose, wohl aber, was die Einflussnahme des Trainers betrifft. „Ich halte viel von Pal Dardai“, sagt er, „er hat eine enge Bindung zu den Spielern und kann den Kampfeswillen schüren.“
Er würde ja gerne etwas anderes sagen, aber er kann nicht, meint Owomoyela. Der Ex-Bielefelder prophezeit dem Aufsteiger den direkten Wiederabstieg: „Ich sehe Mainz am Ende vor Bielefeld und befürchte, dass es die Arminia erwischt. Die Substanz der Mannschaft reicht nicht für die erste Liga. Ich wünsche mir aber auch, dass sie mich Lügen strafen.“
Klare Kante zeigt Hönerbach, wenn es um den Sinn des gerade erfolgten Trainerwechsels geht. Aufstiegscoach Uwe Neuhaus wurde durch Frank Kramer ersetzt. „Das hat mich etwas überrascht“, meint Hönerbach: „Uwe Neuhaus hat doch das Beste aus diesem Kader herausgeholt. Ich bin gespannt, ob es Frank Kramer wirklich besser macht.“ Die Prognose gleicht der von Owomoyela: „Die Arminia wird es wahrscheinlich nicht schaffen, weil der Kader nur Zweitliga-Niveau hat.“
Noch sind die Mainzer Vorletzter, aber Hönerbach und Owomoyela sind sich einig: Das ändert sich noch. „Mainz bleibt drin, weil sie ihr Mainzer Herz wiedergefunden haben“, behauptet Hönerbach: „Der neue Trainer Bo Svensson hat es zurückgebracht, weil er es noch aus seiner Zeit als Mainzer Spieler kannte.“
Mit Svensson sei „etwas passiert“ bei den 05ern, pflichtet Owomoyela bei und sagt der Mannschaft die direkte Rettung voraus: „Ich sehe Köln oder Hertha eher auf dem Relegationsplatz als Mainz.“
Hönerbach übertreibt, wenn er fragt: „Ist der Klassenerhalt rechnerisch überhaupt noch möglich?“ Ist er natürlich, dennoch bewertet auch Owomoyela die Lage als aussichtslos. „Da ist ein Haken dran, ich sehe keine Resthoffnung.“ Den Schalker Abstieg wird er als Mitarbeiter von Borussia Dortmunder auf eine ganz spezielle Art bedauern: „Ich hätte die Schalker gerne weiter als Opfer in den Derbys gehabt...“
Dass Dimitrios Grammozis als nunmehr fünfter Schalke-Trainer der Saison noch Entscheidendes bewegen kann, ist in Hönerbachs Augen ausgeschlossen: „Auch dieser Trainerwechsel wird nichts mehr bringen. Diese Mannschaft hat doch nie eine Reaktion gezeigt, warum sollte das diesmal anders sein?“ (csa/kni)
Patrick Owomoyela (41) startete seine Bundesliga-Karriere 2004 bei Arminia Bielefeld. Ein Jahr später wechselte der Außenverteidiger zu Werder Bremen, wurde dort Nationalspieler (elf Einsätze). Später spielte Owomoyela noch für Borussia Dortmund, wo er heute im Management und Marketing arbeitet.
Matthias Hönerbach (58) wurde in Köln geboren und absolvierte in seiner aktiven Karriere 221 Spiele für den FC – mehr „Kölsche Jung“ geht kaum. Bei Werder war er während der erfolgreichen Champions-League-Jahre einer der Co-Trainer von Thomas Schaaf, begleitete seinen Chef auch noch zu Eintracht Frankfurt und Hannover 96. Seit 2016 arbeitet Hönerbach nicht mehr im Profi-Fußball.