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Warum die SpVgg Havelberg/Kamern nicht zu stoppen ist

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Von: Tobias Haack

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Möbius spielt einen Pass in Bedrängnis.
Wieder am Ball: Steven Möbius (links). © Jacobs, Michael

Die HKM gewonnen, in der Liga ungeschlagen, im Pokal im Halbfinale. Für die SpVgg Havelberg/Kamern läuft es wie im Märchen. Die Hintergründe:

Es ist schon durchaus geschichtsträchtig, was sich in der laufenden Saison an der Spitze der Fußball-Kreisoberliga Altmark-Ost tut. Gab es in der vergangenen Spielzeit noch einen packenden Zweikampf zwischen Preussen Schönhausen und Blau-Weiß Gladigau, der sich erst am letzten Spieltag entschieden hat, so werden die Zuschauer in dieser Runde Zeuge einer erdrückenden Dominanz, die es in dieser Form noch nie gegeben hat.

Die Spielvereinigung Havelberg/Kamern hat Stand jetzt 43 von 45 möglichen Punkten eingefahren, bei einer Tordifferenz von 72:9. Ernsthafte Konkurrenz um den Meistertitel haben die Nordaltmärker schon längst nicht mehr, dennoch lassen sie nicht locker, denn Trainer Dennie Lindholz und sein Team verfolgen klare Ziele und sind dabei erst auf halber Strecke angelangt.

In der Kreisoberliga unterfordert

Es war im Sommer 2018, da erlebte der Fußball im Sportforum „Am Eichenwald“ eine Zäsur. Die erste Herrenmannschaft des FSV Havelberg war soeben aus der Landesklasse abgestiegen und drohte auseinanderzufallen. Um auf gutem Niveau zu überleben, ging der Klub eine Spielvereinigung mit Empor Kamern ein. Das Projekt entwickelte sich alsbald zur Erfolgsgeschichte. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 fuhr die SpVgg jeweils souverän die Kreismeisterschaft ein. Hinter den Kulissen waren auch die rechtlichen Grundlagen für den Landesklasse-Aufstieg als SpVgg gelegt worden, doch die Vereine fühlten sich noch nicht bereit.

Das Ziel der Rückkehr auf die Landesebene blieb dennoch immer aktuell – und wurde vor der aktuellen Spielzeit endgültig wiederbelebt. So kehrten mit Thoralf Gennermann, Sven Leppin, Steven Möbius, Jürgen Betker und vor allem Markus Bröker zahlreiche ehemalige Landesklasse-Leistungsträger zurück an ihre alte Wirkungsstätte. Teilweise aus dem Ruhestand, teilweise von anderen Klubs. Es ist die Renaissance eines Teams, das einst eine Etage höher das Niveau mitbestimmt hat und das in dieser Konstellation auf Kreisebene offensichtlich unterfordert ist.

Bröker trifft so oft wie Möringen

Allein Markus Bröker (33), der in den vergangenen Jahren in Zernitz, Wahrburg und Neustadt/Dosse sein Glück gesucht hat, kommt in der laufenden Spielzeit auf 34 Treffer in 15 Spielen. Genau so viele wie der gesamte Möringer SV. Bröker und Co. spielen in einer eigenen Liga. Trainer Dennie Lindholz sieht den Erfolg aber naturgemäß nicht nur in den großen Namen der Vergangenheit begründet. „Wir sind auch in der Breite sehr gut aufgestellt“, unterstreicht er. „Es ist dann auch das Mannschaftsgefüge, das bei uns stimmt. Die Spieler gehen sehr gut miteinander um und lassen sich gegenseitig Raum. Auch das Training macht mit den Jungs richtig viel Spaß.“ Dass der Spaß mit jedem weiteren Sieg wächst, liegt auf der Hand. Und so stellt sich auch schon bald wieder die A-Frage.

Bleibt der Kader, geht es hoch

Aufstieg, ja oder nein? Zum dritten Mal wird die SpVgg Havelberg/Kamern demnächst ihr Wappen auf der Kreismeisterschaftsschale des KFV verewigen können. Und dann? „Von meiner Seite aus sollte der Aufstieg umgesetzt werden! Das entscheidet bei uns aber die Mannschaft. So war es in der Vergangenheit auch. Ich denke aber, dass es geplant ist, wieder in der Landesklasse zu spielen“, erklärt Lindholz.

Maßgeblich für diesen Schritt sei für den Trainer die Kaderzusammenstellung über den Sommer hinaus, doch diesbezüglich sehe es gut aus. Lindholz: „Die älteren Spieler haben hier wieder angefangen, weil sie einen schönen Abschluss haben wollen, und sie bleiben jetzt auch über die Saison hinaus. Das ist schon klar. Sie sind auch wichtig für uns, weil sie die jungen Spieler in unserem Kader führen.“ Bleibt der Kader also zusammen, wird der Aufsteiger aus der Ostaltmark im dritten Anlauf SpVgg Havelberg/Kamern heißen. Dass es bei einer Spielvereinigung bleibt und es keine Rückkehr in die alten Strukturen des FSV Havelberg oder des SV Empor Kamern gibt, steht bereits fest. „Das ist ganz klar“, so Lindholz, „wir wollen nicht, dass ein Verein kaputt geht.“

Offene Rechnung im Pokal

Probleme kennt das Ensemble von der Havel im Liga-Alltag keine. Im Winter wurde mit der Hallenkreismeisterschaft auch schon der erste Titel der Saison eingefahren. Doch ein ganz großes Ziel hat die Spielvereinigung noch vor Augen – und dies war nicht zuletzt der Antrieb für das eine oder andere Comeback: Der Pokalsieg. Zwei Mal stand Havelberg bereits in einem Endspiel. 2013 verlor es in einem wegen des Elbe-Hochwassers erst spät nachgeholten Finale etwas ungerecht gegen ein Saxonia Tangermünde, das damals bereits mit seinem (neuen) Landesliga-Kader auflaufen durfte mit 0:4. Vor drei Jahren hieß der Gegner erneut Tangermünde. Dieses Mal endete das Duell mit 1:3.

Die gute Nachricht: Auf die Saxonen können die Havelberger/Kamerner in diesem Jahr nicht mehr treffen. Die Schlechte: Im Halbfinale empfangen sie mit dem Osterburger FC den großen Dominator der Landesklasse. „Das ist natürlich ein sehr schweres Los. Wir müssen sehen, dass wir in diesem Spiel einen sehr guten Tag haben und Osterburg vielleicht nicht. In einem Pokalspiel muss man immer erstmal sehen, wie es läuft“, blickt Dennie Lindholz auf die maximal anspruchsvolle Aufgabe OFC voraus.

Ein Pokalsieg am Pfingstwochenende – ausgerechnet in Tangermünde – würde die Erfolgsgeschichte der SpVgg allerdings rund machen und wäre freilich wieder eine Zäsur. Allerdings eine Positive.

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