„Wir spüren den Schmerz der Nation“, schrieb Nationalspieler Kai Havertz in den sozialen Medien. Schmerzen in seinen Augen verspürte beim Zuschauen der Liestener Siegmar Pätzold, für den das Aus eine lange Vorgeschichte hat. „Alles was passiert ist, hat Jogi Löw zu verantworten. Der DFB hat viel zu lange an Löw festgehalten, nach dem WM-Aus 2018 hätten man sich von ihm trennen müssen.“
Und dann hat der Deutsche Fußball-Bund nichts aus den Vorkommnissen vor der WM in Russland gelernt, als sich Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen hatten, was als Wahlkampfhilfe gesehen wurde. Die beiden Nationalspieler wurden dafür von den Fans ausgepfiffen, Löw nahm sie trotzdem mit nach Russland. „Das hat damals für große Unruhe gesorgt, diesmal war es nicht anders“, so der langjährige Fußball-Trainer von Eintracht Salzwedel und des SV Liesten. Für die Unruhe sorgten diesmal die Reaktionen einiger europäischer Verbände auf den Austragungsort und die Gebaren der FIFA.
An der Basis wissen die Vereine nicht, wie sie den Sprit für den Rasenmäher bezahlen sollen und der DFB stellt sich in Frankfurt für 150 Millionen Euro eine Akademie hin. Das ist doch nur eine Wohlfühloase für die Funktionäre und Nationalspieler. Das Ehrenamt wird regelrecht mit Füßen getreten.
„Wir beschäftigen uns nur noch mit Gendern, Diversität und One-Love-Binden. Die Welt lacht über uns, wir machen uns zum Obst“, sieht der Liestener die Gründe dafür, dass die DFB-Elf nicht mit der notwendigen Einstellung, Konzentration und Respekt gegenüber dem Gegner in das erste Spiel gegen Japan gegangen ist. Pätzold fordert ein großes Reinemachen. „Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf kann nun zeigen, was in ihm steckt. Oliver Bierhoff muss gehen“, forderte Pätzold bereits unmittelbar nach dem Ausscheiden. Inzwischen ist dieser Schritt vollzogen. Und auch Hansi Flick sollte laut dem Liestener seinen Hut nehmen. „Der hat auch Fehler gemacht. Es gibt einen guten deutschen Trainer auf dem Markt.“ Die Rede ist von Thomas Tuchel.
Doch nicht nur der Nationalmannschaft, auch dem DFB stellt Pätzold ein schlechtes Zeugnis aus. Die Aussage von Ex-DDR-Nationalspieler und MDR-Fußball-Experte Lutz Lindemann, dass sich der Profifußball abgehoben in einer Blase befindet, kann auch der 66-jährige Rentner, der seit vielen Jahren ehrenamtlich den Fußballplatz im Liestener Waldstadion pflegt, unterschreiben. „An der Basis wissen die Vereine nicht, wie sie den Sprit für den Rasenmäher bezahlen sollen und der DFB stellt sich in Frankfurt für 150 Millionen Euro eine Akademie hin. Das ist doch nur eine Wohlfühloase für die Funktionäre und Nationalspieler. Das Ehrenamt wird regelrecht mit Füßen getreten.“
Ein Gutes hätte für Pätzold das WM-Aus, wenn der DFB die eingesparten Prämien an die Vereine, die sich um den Nachwuchs kümmern, weiterreichen würde. Dass dies geschehen wird, darf jedoch bezweifelt werden.
Schließlich hat der DFB mit der Schließung zahlreicher Stützpunkte in jüngerer Vergangenheit bereits deutlich signalisiert, dass ihm die Nachwuchsfindung und Entwicklung in der Fläche kaum noch am Herzen liegt.